Sabaudia - letzte Rennen vor den Olympischen Spielen in Tokio

Sabaudia - letzte Rennen vor den Olympischen Spielen in Tokio

Artikel - Sabaudia - letzte Rennen vor den Olympischen Spielen in Tokio

Der Weltcup in Sabaudia schliesst die dreiteilige Rennserie ab und bedeutet für die teilnehmenden Schweizer Olympiaboote eine letzte wettkampfmässige Standortbestimmung vor Olympia. SWISS ROWING entsendet eine Delegation von 15 Ruderinnen und Ruderern in 8 Bootsklassen.

Die Kombination von Olympiajahr und Corona-Pandemie macht 2021 zweifellos zu einer besonderen Weltcup-Saison. Selten waren die Teilnehmerfelder an Weltcup-Regatten so unvorhersehbar besetzt. Die für Olympia qualifizierten Boote treffen in diesem Jahr – im Gegensatz zu früheren Jahren – niemals vollzählig aufeinander. Einer der Gründe dafür ist, dass insbesondere die Rudernationen aus den USA, Kanada, China, Australien und Neuseeland coronabedingt mehrheitlich auf eine Teilnahme an den Weltcups verzichten. Dies macht das Einordnen der Resultate für alle Beteiligten nicht einfach. Klar ist, erst an den Olympischen Spielen in Tokio werden alle Karten auf dem Tisch liegen. Kommt hinzu, dass sich verschiedene Nationen nach der Vergabe der letzten Olympia-Startplätze bereits hinsichtlich der Olympischen Spiele in Paris 2024 frisch organisieren und in Italien neu formierte Boote an den Start schicken. Dies ergibt in Sabaudia einen Mix zwischen Booten, die sich ultimativ auf Tokio vorbereiten und solchen, die ihren Fokus langfristig ausgerichtet haben. 

In Sabaudia, einer Kleinstadt südlich von Rom am Meer gelegen, zeigt sich das Teilnehmerfeld also gleich fragmentiert wie zuvor in Zagreb und Luzern. Die Regattastrecke selber ist eine Art langgezogenes Rückhaltebecken direkt hinter den Stranddünen. So schön das Ambiente in Italien auch sein mag, viele Boote ziehen aktuell einen Olympia-Trainingsblock der Reise nach Italien vor. 

So fehlen beispielsweise in der leistungsdichten Bootsklasse des Männer-Doppelzweiers mit Grossbritannien, Irland, den Niederlanden, Frankreich und China die gesamte Konkurrenz von Roman Röösli und Barnabé Delarze des Finalrennens in Luzern. «Ein Start lohnt sich für uns aber aus zwei Gründen», erklärt Barnabé Delarze. «Es ist die letzte Gelegenheit, um unter Rennbedingungen nochmals einiges ausprobieren in Sachen Aggressivität und Schlagzahl. Am starken Boot aus Polen können wir uns messen. Zweitens gibt es einen besonderen Bonus: Wenn wir Polen schlagen, holen wir den Sieg im Gesamtweltcup.» 

Jeannine Gmelin verzichtet wie angekündigt auf die Teilnahme in Italien. Die Einerruderin wird ihre letzten Vorbereitungswochen in Portugal verbringen, bevor sie gemeinsam mit der Schweizer Delegation Anfang Juli die Reise nach Japan ins Trainingslager zur Akklimatisation antreten wird. 

Vierer ohne Steuermann: Je mehr Rennen, desto besser
Nichts auslassen will der Vierer ohne Steuermann mit Andrin Gulich, Joel Schürch, Paul Jacquot und Markus Kessler. Jedes Rennen bringt mehr Routine. Nachdem die Crew beim ersten Weltcup in Zagreb aufgrund eines krankheitsbedingten Ausfalls des Schlagmanns Andrin Gulich nicht in der Originalbesetzung am Start stehen konnte, zählt im Olympia-Countdown nun jedes Detail. «Wir fokussierten uns in der Vorbereitung darauf, dass jeder entspannt aber energisch seine volle Leistung einbringen und wenn immer nötig einen Gang hochschalten kann, ohne das Boot zu stören», erklärt Bugmann Markus Kessler. Dieses exakte Zusammenspiel soll in Italien nun durchexerziert werden. Kommt hinzu, dass die die Crew durch die definitive Selektion durch Swiss Olympic einen zusätzlichen Motivationsschub erfahren hat. Im Wettkampf wird Polen der Gradmesser sein. Das Boot hatte sich in Luzern, im Gegensatz zu den Schweizern, für den A-Final qualifiziert. Die beiden für die Olympischen Spiele selektionierten Ersatzmänner Scott Bärlocher und Nicolas Kamber freuen sich auf einen Renneinsatz im Zweier ohne Steuermann.

Rol / Merz: Zurück im Rennmodus
Nachdem sich der Leichtgewichtsdoppelzweier mit Frédérique Rol und Patricia Merz Mitte Mai an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta überzeugend für Tokio qualifiziert hatte, verzichtete das Duo beim Weltcup in Luzern auf eine Teilnahme. Jetzt sind die beiden erholt, fühlen sich wieder frisch und von allem Druck befreit. «Die Vorfreude ist gross», so Frédérique Rol. «Wir wollen die Rennen ohne grossen Druck und Erwartungen geniessen und sehen den Weltcup in Sabaudia als Chance, einen weiteren Schritt vorwärts zu machen.» Im Teilnehmerfeld von acht Booten treffen die Schweizerinnen unter anderem auf die Weltcup-Dritten von Luzern aus Italien, obwohl Schlagfrau Federica Cesarini mit Silvia Crosio, der Europameisterin im Leichtgewichtsdoppelvierer, eine neue Teamkollegin an Bord hat. Auf weitere interessante Konkurrenz treffen Rol / Merz mit den amtierenden EM-Dritten aus den Niederlanden, Ilse Paulis und Marieke Keijser.

Der Frauendoppelvierer startet im Doppelzweier und Einer
Der Frauendoppelvierer wurde für den Weltcup in Italien sozusagen in seine Einzelteile zerlegt. Pascale Walker und Ella von der Schulenburg werden im Doppelzweier am Start stehen, Fabienne Schweizer im Einer. Das hat seinen Grund. Die jungen Teamkolleginnen im Frauen-Skull-Projekt, Lisa Lötscher und Salome Ulrich, konzentrieren sich in den nächsten Wochen auf die U23-WM in Racice (Tschechien; 7.-11.7.). «Der Doppelzweier ist eine neue Herausforderung», freut sich Ella von der Schulenburg auf die Abwechslung in einer neuen Bootsklasse. «Pascale und ich sind bis jetzt nur zusammen im Doppelvierer international gestartet. Wir sind beide gespannt, wie schnell wir an diesem Wochenende fahren können.» 

Auf die U23-WM bereitet sich auch der 21-jährige Jan Schäuble vor. «Wegen der Vorbereitung auf die finale Olympia-Qualifikationsregatta habe ich schon lange keine Wettkämpfe mehr im Einer gefahren», sagt Jan Schäuble. «Der Weltcup in Sabaudia ist für mich ein guter Einstieg und erster Stimmungstest.» Derweil möchte Sofia Meakin beim dritten Weltcup in Italien an ihren Sieg in Zagreb anknüpfen. In Luzern war sie als Fünfte im B-Final unter ihren Möglichkeiten geblieben. Ein erneuter Coup ist der Genferin durchaus zuzutrauen.


Provisorisches Rennprogramm Sabaudia (Stand 26.05.2021)

Schweizer Boote beim Weltcup in Sabaudia (Italien):

Frauen
Einer (W1x) 
Fabienne Schweizer (Seeclub Luzern) 

Einer Leichtgewichte (LW1x) 
Sofia Meakin (Club d’Aviron Vésenaz)

Doppelzweier (W2x)
Pascale Walker (Ruderclub Zürich)
Ella von der Schulenburg (Seeclub Küsnacht)

Doppelzweier Leichtgewichte (LW2x)
Frédérique Rol (Lausanne Sports Aviron)
Patricia Merz (See-Club Zug)

Männer
Einer Leichtgewichte (LM1x)
Jan Schäuble (Seeclub Stansstad)

Zweier ohne Steuermann (M2-)
Scott Bärlocher (Ruderclub Baden)
Nicolas Kamber (Grasshopper Club Zürich)

Doppelzweier (M2x)
Roman Röösli (Seeclub Sempach)
Barnabé Delarze (Lausanne Sports Aviron)

Vierer ohne Steuermann (M4-)
Andrin Gulich (Seeclub Küsnacht)
Joel Schürch (Seeclub Sursee)
Paul Jacquot (Seeclub Zürich)
Markus Kessler (Ruderclub Schaffhausen)