Unterschiedliche Missionen für die zehn Schweizer Boote in Szeged

Unterschiedliche Missionen für die zehn Schweizer Boote in Szeged

Artikel - Unterschiedliche Missionen für die zehn Schweizer Boote in Szeged

EM Szeged - Salome UIrich - Ersatzrennen
Die Europameisterschaften in Szeged beginnen am Donnerstag mit den Vorläufen. Die Rennen dauern bis am Sonntag. Zehn Schweizer Boote sind in Szeged am Start und verfolgen unterschiedliche Ziele. Die Auslosung für die Vorläufe ist erfolgt. Alles ist bereit für die EM 2024.

>> Fotos EM Szeged 2024 vom Mittwoch, 24. April 2024 (Fotos: Detlev Seyb/Maren Derlien, SWISS ROWING)

(24.04.2024) Die Europameisterschaften in Szeged (Ungarn) sind der letzte Test, bevor sich die internationale Ruderszene in weniger als einem Monat in Luzern zur grossen letzten Ausmarchung der Olympiastartplätze sowie zur Olympia-Hauptprobe trifft. Die Schweizer Delegation wird angeführt von den beiden amtierenden Europameisterbooten Andrin Gulich/Roman Röösli im Zweier ohne Steuermann sowie Raphaël Ahumada/Jan Schäuble im Leichtgewichts-Doppelzweier. Beide Boote brillierten im Vorjahr bei der Europameisterschaft in Bled.

Szeged liegt im Dreiländereck Ungarn, Serbien und Rumänien im Süden Ungarns. Für fast alle Mitglieder im Schweizer Team ist Szeged ein Novum, da auf der künstlich angelegten Regattastrecke kaum internationale Ruder-Events ausgetragen wurden in den letzten Jahren. Die Junioren-WM 1989 steht als letzte internationale Ruder-Meisterschaft in den Archiven. Im Kanu-Rennsport ist Szeged hingegen ein bekannter Austragungsort von Grossanlässen. So war Szeged bereits vier Mal Gastgeber der Kanu-Weltmeisterschaften, letztmals im Jahr 2019. 31 Nationen sind für die Europameisterschaften angemeldet. Rund 470 Athletinnen und Athleten sind nach Szeged gereist, um die Titel und Medaillen in den 14 olympischen, drei nicht-olympischen und fünf paralympischen Disziplinen untereinander auszumachen.

Nebst den Rennen um die Titel und Medaillen der Europameisterschaft 2024 ist auch die europäische Qualifikationsregatta für die olympischen und paralympischen Spiele im Regatta-Zeitplan eingebettet. Hier sind Nationen startberechtigt, die bislang weniger als zwei Boote für die Olympischen Spiele qualifizieren konnten. Die Schweiz ist somit nicht startberechtigt, da das Schweizer Team an der letzten WM in Belgrad vier Boote für Paris 2024 qualifizieren konnte. Einzig im paralympischen Bereich ist ein Schweizer Boot mit von der Partie. Claire Ghiringhelli kehrt auf die internationale Wettkampfbühne zurück, nachdem sie für die Weltmeisterschaft in Belgrad im letzten September aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig Forfait erklären musste und so die angestrebte Qualifikation für die Paralympics in Paris im ersten Anlauf verpasst hatte. Nun ist sie genesen und hat sich im Training gut vorbereitet. Drei Boote werden um den europäischen Qualifikationsplatz rudern: Dänemark, Schweden und die Schweiz. Die Ausgangslage ist offen. Das entscheidende Rennen findet am Samstagvormittag statt.

Gulich/Röösli und Ahumada/Schäuble sind Titelverteidiger
Die letzten Europameisterschaften verliefen für das Schweizer Team mit insgesamt vier Medaillen ausserordentlich erfolgreich. Im Zweier ohne Steuermann gewannen Andrin Gulich und Roman Röösli dank eines unwiderstehlichen Schlussspurts die Goldmedaille. Somit starten sie als Titelverteidiger in die Regatta. In der Favoritenrolle sind hingegen die Briten, welche vor 10 Tagen beim Weltcup-Auftakt in Varese siegreich waren. 17 Boote sind für die EM in dieser Disziplin eingeschrieben, darunter auch neu formierte Crews oder Mannschaften, die in Szeged in dieser Saison erstmals antreten werden.

Ebenfalls als Titelverteidiger ins Rennen gehen Raphaël Ahumada und Jan Schäuble im Leichtgewichts-Doppelzweier. Beim Weltcup-Auftakt in Varese starteten Ahumada/Schäuble gut in die Olympiasaison und zeigten eine starke Regatta. Mit den WM-Dritten aus Italien fanden sie ihre einzigen Bezwinger. Sowieso ist das gesamte Podest des Weltcup-Auftakts mit Italien, Schweiz und Norwegen auch bei der EM dabei, was eine spannende Ausgangslage verspricht. Die amtierenden Weltmeister und Olympiasieger aus Irland haben ihre Meldung kurzfristig zurückgezogen.

Im Leichtgewichts-Einer der Männer geht Andri Struzina an den Start. Er vermochte vor einem Jahr in Bled die Bronzemedaille in dieser Disziplin zu gewinnen. Nachdem er den Saisonstart in der offenen Klasse machte und mit dem 10. Rang ein gutes Ergebnis erzielte, tritt er in Szeged in der Leichtgewichts-Kategorie an. 11 Boote, darunter bekannte und schnelle Namen der Leichtgewichts-Ruderszene stehen in dieser Konkurrenz am Start.

Doppelvierer haben Olympia fest im Visier
Die beiden für die Olympischen Spiele bereits qualifizierten Grossboote nehmen die Europameisterschaften mit der Gewissheit der Rennen vom Weltcup-Auftakt in Varese in Angriff. Die personelle Zusammensetzung ist sowohl im Frauen- wie auch im Männer-Doppelvierer identisch. Der Männer-Doppelvierer mit Schlagmann Maurin Lange, Scott Bärlocher, Jonah Plock und Dominic Condrau ruderte in Varese auf den vierten Platz. Die Konkurrenz ist stark. Mit Italien, Polen, Rumänien und Grossbritannien sowie dem unberechenbaren Doppelvierer aus Estland hat der Schweizer Doppelvierer interessante Rennen vor sich.  
Im Feld der Frauen-Doppelvierer rudern im Schweizer Boot erneut Lisa Lötscher, Célia Dupré, Sofia Meakin und Fabienne Schweizer. Sie treffen auf einige komplett neu formierte Boote, die sich noch für die Olympischen Spiele nachqualifizieren wollen und in Szeged erstmals in Erscheinung treten. Nach dem Weltcup-Sieg in Varese kommt dem ukrainischen Doppelvierer die Favoritenrolle zu. Aber auch die Boote aus Grossbritannien und Deutschland präsentierten sich in Varese stark, so dass eine interessante Regatta bevorsteht.

Rennerfahrung vor der finalen Olympiaqualifikationsregatta sammeln
Für die weiteren Schweizer Boote geht es in Szeged vor allem darum, weitere Rennerfahrung zu sammeln im Hinblick auf die finale Olympia-Qualifikationsregatta, welche vom 19.-21. Mai 2024 in Luzern stattfinden wird. Aurelia-Maxima Janzen, letztjährige EM-Silbermedaillengewinnerin im Frauen-Einer, gelang der Saisonstart vor knapp zwei Wochen in Varese nicht wie gewünscht, fand aber mit dem letzten Rennen im kleinen Finale zusätzliche Renn-Geschwindigkeit und konnte die Regatta versöhnlich abschliessen. Sie wird mit Ausnahme der deutschen Athletin Alexandra Föster auf komplett neue Gegnerinnen treffen und so einen weiteren Vergleich im internationalen Umfeld erhalten. Im Frauen-Doppelzweier treffen Jeannine Gmelin und Nina Wettstein nach dem Saisonauftakt in Varese und ihren ersten beiden gemeinsamen Rennen an der EM in Szeged auf hochkarätige Konkurrenz. Die amtierenden Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen aus Rumänien sind ebenso am Start, wie die starken Boote aus Litauen, Irland, und Norwegen. Der Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen mit Eline Rol und Olivia Nacht vermochte sich beim Weltcup in Varese für den Final zu qualifizieren und erhielten eine erste Standortbestimmung. An der EM treffen sie auf wenige, aber starke Konkurrenz, da einige noch nicht für Paris qualifizierte Boote im separat durchgeführten Qualifikationsrennen starten. Der Vierer ohne Steuermann der Männer mit Kai Schätzle, Patrick Brunner, Tim Roth und Joel Schürch zeigte beim Weltcup-Auftakt beherzte Rennen. Wieder mit am Start sind die Weltmeister aus Grossbritannien sowie ihre italienischen Bezwinger vom Weltcup-Auftakt in Varese. Für den Vierer ohne Steuermann geht es in Szeged darum, nochmals Rennpraxis zu sammeln, bevor es dann in Luzern an der Qualifikationsregatta um die letzten Olympiastartplätze gehen wird.

2. Rang für Salome Ulrich im Rennen der Ersatzruderinnen 
Salome Ulrich bekleidet in Szeged die Rolle der Ersatzruderin, da pro Disziplin und Nation nur ein Boot startberechtigt ist. Im Rennen der Ersatzruderinnen vom Mittwochabend belegte die Luzernerin mit einem guten Rennen hinter Grossbritannien den zweiten Rang.

Startzeiten für die Vorläufe der Schweizer Boote am Donnerstag, 25. April 2024

11:05 Uhr    3. Vorlauf    Zweier ohne Steuermann (Andrin Gulich, Roman Röösli)
11:10 Uhr    1. Vorlauf    Doppelzweier Frauen (Jeannine Gmelin, Nina Wettstein)
11:40 Uhr    1. Vorlauf    Skiff Leichtgewichte Männer (Andri Struzina)
11:55 Uhr    1. Vorlauf    Vierer ohne Steuermann (Kai Schätzle, Patrick Brunner, Tim Roth, Joel Schürch) 
12:15 Uhr    1. Vorlauf    Skiff Frauen (Aurelia-Maxima Janzen)
12:50 Uhr    2. Vorlauf     Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (Eline Rol, Olivia Nacht)
13:00 Uhr    2. Vorlauf     Doppelzweier Männer Leichtgewichte (Raphaël Ahumada, Jan Schäuble)
13:05 Uhr    1. Vorlauf    Doppelvierer Frauen (Lisa Lötscher, Célia Dupré, Sofia Meakin, Fabienne Schweizer)
13:15 Uhr    1. Vorlauf    Doppelvierer Männer (Maurin Lange, Scott Bärlocher, Jonah Plock, Dominic Condrau)

Szeged, 24. April 2024/cs.