LUCERNE REGATTA: Schweizer Crews versprechen viel Action

LUCERNE REGATTA: Schweizer Crews versprechen viel Action

Artikel - LUCERNE REGATTA: Schweizer Crews versprechen viel Action

Beide Europameister-Boote, Raphaël Ahumada und Jan Schäuble im Doppelzweier der Leichtgewichte und Andrin Gulich und Roman Röösli im Zweier ohne Steuermann, belegten in dieser Rudersaison bislang durchwegs Spitzenpositionen.

Andri Struzina gehört im Leichtgewichtseiner auch in Luzern zu den möglichen Medaillenkandidaten. Als einziges Schweizer Grossboot startet auf dem Heimgewässer der Frauen-Doppelvierer. Die Crews sowohl des Riemenvierers als auch des Männer-Doppelvierers rudern in Kleinbooten. Im Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte stellt der Verband mit Frédérique Rol / Patricia Merz und Eline Rol / Olivia Nacht zwei Boote an den Start. Nicht zuletzt will sich Claire Ghiringhelli im Para-Einer erneut einen Finalplatz sichern.  


Bilder vom Anriggern LUCERNE REGATTA, Mittwoch, 05.07.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)

Trainingsbilder LUCERNE REGATTA, Mittwoch, 05.07.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)


An der LUCERNE REGATTA vor heimischer Kulisse zu rudern, gehört für jedes Schweizer Kadermitglied zu den Highlights im internationalen Wettkampfkalender. Entsprechend motiviert präsentiert sich die rund 25-köpfige Schweizer Delegation, nach bisherigen Erfolgen an den zwei Weltcup-Regatten in Zagreb (Cro) sowie Varese (Ita) und an der EM in Bled (Slo), vor dem Heimpublikum. 

Raphaël Ahumada / Jan Schäuble: stehen vorzeitig als Sieger im Gesamt-Weltcup fest
Die zwei Leichtgewichtsruderer Raphaël Ahumada und Jan Schäuble reiten auf einer regelrechten Erfolgswelle. Mit dem Weltcupsieg im Leichtgewichts-Doppelzweier zum Saisonauftakt in Zagreb legten sie das Fundament für eine beeindruckende Siegesserie. Sie feierten Ende Mai in abgeklärter Manier ihren ersten Europameistertitel und reisten auch vom zweiten Weltcup Mitte Juni in Varese als Sieger heim. Damit stehen die beiden bereits vor dem Weltcupfinal-Wochenende als Sieger im Gesamt-Weltcup fest. 

«Hier in Luzern wird es nun richtig spannend», freut sich Jan Schäuble auf den sportlichen Showdown. «Alle starken Boote kommen erstmals in dieser Saison gleichzeitig zusammen - selbst Irland ist da.» Die Iren Paul O’Donovan und Fintan McCarthy dominierten den Doppelzweier der Leichtgewichte in den vergangenen Jahren praktisch nach Belieben. «Wir finden es cool, dass sie nun da sind und sind gespannt, wie gross deren Leistungsvermögen ist und was wir im Rennen gegen sie ausrichten können.» Gemäss Jan Schäuble spielt den Schweizern in die Hände, dass die Vorläufe am Freitag in den Kleinbooten ausnahmsweise einzeln nacheinander als Time-Trial ausgetragen werden. Geschuldet ist dieser ausserordentliche Rennmodus einem Probelauf, um auf Veranstaltungsebene wettkampftechnische Abläufe bei schwierigen Wetterbedingungen zu testen. «Wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten muss jede Crew ein sehr schnelles Vorlaufrennen rudern. Wir sind wettkampferprobt und kennen diese Art von Rennen aus dem Training sehr gut.» Die beiden Leichtgewichte strahlen eine gesunde Portion Gelassenheit aus. 27 Boote sind in Luzern gemeldet, zehn Crews mehr als noch vor zwei Wochen in Italien. 

Andrin Gulich / Roman Röösli: weitere Konkurrenz in der Königsklasse der Kleinboote 
In Sachen Gelassenheit stehen die Europameister im Zweier ohne Steuermann, Andrin Gulich und Roman Röösli den Leichtgewichten in nichts nach. Heim-Weltcup hin oder her. «Natürlich freuen wir uns über die Familie und Freunde am Seeufer», sagt Roman Röösli. Andrin Gulich ergänzt: «Wir werden Luzern aber wie jedes Rennen angehen: Spass haben und möglichst schnell im Ziel sein.» 30 Boote kämpfen im Zweier-ohne um den Einzug in den Final der besten sechs Crews. «So viele wie noch nie», staunte selbst Roman Röösli nach der Publikation der gemeldeten Boote. Was die neu zum Weltcup stossenden zwei Boote aus Neuseeland zu leisten im Stande sind, wissen auch Gulich / Röösli nicht. Die ärgste Konkurrenz droht nach wie vor von Varese-Sieger und Vize-Europameister Grossbritannien. Aber auch Spanien und Rumänien, die in Varese gefehlt hatten, dürften den beiden neben Australien im Nacken sitzen. «In der Wochen nach Varese haben wir gut gearbeitet», sagt Roman Röösli. Danach wechselte er eine Woche lang in den Einer, während sich sein Bootspartner Andrin Gulich auf den Ergometer setzte, wenn er denn nicht die Schulbank drückte. Andrin Gulich: «Ich schrieb in der letzten Juni-Woche in London meine Master-Prüfungen in Business Analytics.» In der Weltcup-Woche werden die beiden ihre letzten Trainingseinheiten direkt auf dem Rotsee absolvieren.  

Verbandsintern dürfte SUI2, die zweite Schweizer Kombination in dieser Bootsklasse mit Joel Schürch und Patrick Brunner, mit Interesse verfolgt werden. Wegen einer Verletzung von Schlagmann Kai Schätzle kann der Riemenvierer in Luzern nicht starten. Neben Schürch / Brunner im Zweier-ohne wird Tim Roth im Einer am Start stehen. Kai Schätzle hat sich zwar gut erholt, die Wettkämpfe auf dem Rotsee kommen indessen ein paar Tage zu früh. SWISS ROWING will nichts erzwingen und wird den Fokus auf das Trainingslager im Sommer legen im Hinblick auf die WM in Belgrad.

Andri Struzina: möglicher Medaillenkandidat auch auf dem Rotsee
Nur der Italiener Niels Torre war im Leichtgewichtseiner in Varese schneller als Andri Struzina. Der Italiener aber fehlt in Luzern. Bahn frei also für Andri Struzina? «Es ist eine erfolgversprechende Ausgangslage mit vielen neuen Booten und alten Bekannten», sagt der Zuger selbstbewusst. 22 Boote kämpfen um den Einzug in den Final. Auch in dieser Bootsklasse dürfte der Time-Trial-Modus bei einigen für Verwirrung sorgen. Im Vorlauf kann sich niemand schonen. Erst danach wird sich der Nebel lichten, welche Boote tatsächlich über das Potenzial für das Medaillenrennen verfügen. Eines ist klar: Andri Struzina ist bereit für ein Feuerwerk, damit das Schweizer Heimpublikum bereits am Samstagnachmittag, wenn der Final im Leichtgewichtseiner ausgetragen wird, ein erstes Highlight-Rennen mitverfolgen kann.  

Frauen-Doppelvierer: neuer Anlauf auf das Podium bei starker Konkurrenz
Hauchdünn war der Rückstand des Frauen-Doppelvierer vor drei Wochen im Finalrennen in Varese gewesen. Um gerade mal 0,13 Sekunden hatten Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer die Bronzemedaille verpasst. «In den letzten drei Wochen lag nun unser Fokus auf einem möglichst effizienten Rhythmus», sagt Lisa Lötscher. In Luzern nehmen die vier Frauen nun einen neuen Anlauf, müssen aber mit starker Konkurrenz rechnen. Neben China, Grossbritannien und Deutschland, die sich in Varese vor dem Schweizer Boot klassierten, kehren in Luzern die Niederlande und Ukraine zum Weltcup zurück. Beide Crews hatten auf den Start in Varese verzichtet, beide Crews konnten die Schweizerinnen in dieser Saison noch nicht bezwingen. 12 Boote kämpfen in Luzern um den Einzug in den A-Final. Lisa Lötscher: «Die Heimatmosphäre gibt uns noch mehr Kraft und Selbstvertrauen. Wir freuen uns auf Rennen mit lauten Kuhglocken.»

Im Frauen-Doppelzweier nehmen Sofia Meakin und Salome Ulrich weiter Fahrt auf. Sie sammelten seit ihrem 11. Rang beim Weltcup in Varese weitere wichtige Trainingskilometer und feilten an Technik und Intensität. In Luzern sind insgesamt 17 Boote gemeldet. Neuseeland, Deutschland und Norwegen haben jeweils zwei Boote am Start, um nach dem Weltcup in Luzern ihre WM-Selektion vorzunehmen.  

Männer-Doppelvierer: startet in zwei Doppelzweiern 
Nach dem starken vierten Rang beim Weltcup von Varese lässt Headcoach Ian Wright die junge Crew des Männer-Doppelvierers in Luzern nunmehr gegeneinander antreten und sorgt damit für einen spannenden Kampf um die interne Hierarchie im Grossboot. Maurin Lange und Dominic Condrau sowie Jonah Plock und Nils Schneider bilden die Besatzungen für die zwei Männer-Doppelzweier. «Aus den letzten Regatten nehmen wir neben der Rennerfahrung im Doppelvierer auch die neuen mentalen und physischen Grenzen mit in den Doppelzweier», sagt Maurin Lange. «Darauf werden wir aufbauen.» Jonah Plock: «In den Trials sind wir im Doppelzweier schon sehr schnelle Kombinationen gefahren und möchte jetzt sehen, wo wir international stehen.» Eine stattliche Anzahl von 28 Booten sind gemeldet, darunter neben der Schweiz weitere Nationen wie Neuseeland, Deutschland, Litauen und Norwegen mit Doppelmeldungen. 

Frauen Doppelzweier der Leichtgewichte: erneut zwei Schweizer Boote im Einsatz
Frédérique Rol und Patricia Merz liessen die zweite Weltcup-Regatta in Varese aus, um einen Trainingsblock zu absolvieren, der sich komplett auf die LUCERNE REGATTA ausrichtet. Derweil belegten Eline Rol und Olivia Nacht in Varese den 10. Weltcup-Rang. Nun werden die Karten in Luzern neu gemischt. 23 Boote sind gemeldet, fünf mehr als in Varese. Während mit den USA die Weltcup-Zweiten von Varese fehlen, hat Rumänien mit der Europa- und Weltmeisterin Ionela Cozmiuc an Bord ein neues Boot zusammengestellt, das es zu beachten gilt. Grossbritannien scheint aktuell unschlagbar und wird seine Dominanz sicherlich auch in Luzern ausspielen. 

Scott Bärlocher: riesiges Teilnehmerfeld im Einer mit insgesamt 46 Booten
Aus 46 Booten die sechs Finalisten zu filtern, wird in Luzern eine grosse Aufgabe sein, zumal die Vorläufe im weiter oben erklärten Time-Trial-Modus gerudert werden. Wer dabei taktiert, hat bereits verloren. Vergleichsmöglichkeiten gibt es keine. Nur ein schnelles Rennen mit einer guten Zeit verhilft zum Weiterkommen. Wie dieser Rennmodus ausgerechnet diese Bootsklasse prägt, dürfte spannend sein. Wie weiter oben erwähnt, sind zwei Schweizer Skiffier in diesem Teilnehmerfeld zu finden: Tim Roth aus dem Riemenvierer und Scott Bärlocher.

Claire Ghiringhelli: ambitioniert bei der Premiere der Para-Disziplinen auf dem Rotsee
Claire Ghiringhelli ist die erste Schweizer Para-Ruderin und will natürlich bei der erstmaligen Durchführung des Para-Einers auf dem Luzerner Rotsee einen starken Eindruck hinterlassen. Die Para-Rennen sind für die Organisatoren der LUCERNE REGATTA nicht zuletzt eine wichtige Generalprobe. Sie führen im Mai 2024 die finale Qualifikationsregatta für die Paralympics 2024 in Paris durch. Nach ihrem 6. EM-Rang und als Weltcup-Fünfte in Varese will sich die Tessinerin Schritt für Schritt weiter an die Spitze herankämpfen. Das Ziel der Ruderin ist die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris. 


Das provisorische Rennprogramm


Schweizer Boote an der LUCERNE REGATTA, Rotsee Luzern, 07.-09.07.2023:

Para-Einer (PR1 W1x)
Claire Ghiringhelli (SC Locarno)

Doppelzweier Frauen (W2x)
Sofia Meakin (CA Vésenaz) 
Salome Ulrich (SC Luzern)

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
SUI1
Frédérique Rol (Lausanne Sports Aviron)
Patricia Merz (See-Club Zug)
SUI2
Olivia Nacht (RC Baden)
Eline Rol (SN Genève)

Doppelvierer Frauen (W4x)
Célia Dupré (CA Vésenaz)
Pascale Walker (RC Zürich)
Lisa Lötscher (SC Luzern)
Fabienne Schweizer (SC Luzern)

Skiff Männer (M1x)
SUI1
Scott Bärlocher (RC Baden)
SUI2
Tim Roth (Grasshopper Club Zürich)

Skiff Leichtgewichte Männer (LM1x)
Andri Struzina (SC Zug)

Zweier ohne Steuermann Männer (M2-)
SUI1
Andrin Gulich (SC Küsnacht)
Roman Röösli (SC Sempach)
SUI2

Joel Schürch (SC Sursee)
Patrick Brunner (SC Sempach)

Doppelzweier Männer (M2x)
SUI1
Maurin Lange (SC Luzern)
Nils Schneider (SC Biel)
SUI2
Jonah Plock (RC Rapperswil-Jona)
Dominic Condrau (RC Rapperswil-Jona)

Doppelzweier Leichtgewichte Männer (LM2x)
Raphaël Ahumada Ireland (Forward RC Morges)
Jan Schäuble (SC Stansstad)


05.07.2023 / vdg