Jeannine Gmelin tritt vom aktiven Spitzensport zurück

Jeannine Gmelin tritt vom aktiven Spitzensport zurück

Artikel - Jeannine Gmelin tritt vom aktiven Spitzensport zurück

Jeannine Gmelin beendet ihre aktive Karriere im Spitzenrudersport. Dies gab die 32-jährige Ruderin heute anlässlich einer Medienkonferenz bekannt. SWISS ROWING dankt der besten Schweizer Ruderin für ihre beindruckenden Leistungen und wichtige Vorbildfunktion.

Der Weg zum Ziel war und ist für Jeannine Gmelin stets ebenso wertvoll wie die Verwirklichung ihrer Medaillenträume. So dienten die internationalen Wettkämpfe aus ihrer Perspektive jeweils der Bestätigung ihres eingeschlagenen (Trainings-)Wegs. Wichtiger Wegbereiter und Vertrauter war dabei in den letzten sechs Jahren ihr Coach Robin Dowell, der im vergangenen Dezember während einer Trainingseinheit überraschend verstorben ist. «Mein Trauerprozess ist im Gang. Ich bin dankbar für alles, was ich mit Robin erleben durfte», erklärte Jeannine Gmelin an der heutigen Medienkonferenz. «Aus einem Bauchgefühl heraus reifte in den vergangenen Wochen indessen der Entscheid, dass ich meine künftigen Entwicklungsschritte abseits vom Athletendasein machen werde.» Dass Jeannine Gmelin den Weg an die Olympischen Spiele in Paris 2024 ohne ihren wichtigsten Vertrauten nicht mehr wie geplant weiterverfolgen kann, ist nachvollziehbar und verständlich. 

SWISS ROWING dankt Jeannine Gmelin für die erfolgreichen Ruderjahre, in denen sie mit ihren beeindruckenden Leistungen viele junge Ruderinnen und Ruderer inspirieren konnte. Damit leistete sie in den letzten Jahren einen beachtlichen Beitrag an die Weiterentwicklung des Schweizer Rudersports. Verbandsdirektor Christian Stofer: «Ich durfte mit Jeannine Gmelin in den letzten 15 Jahren zusammenarbeiten und sie auf ihrem Weg von der talentierten Nachwuchsruderin zur Spitzensportlerin begleiten sowie ihre Entwicklung mitverfolgen. Jeannine hat ihre Aufgaben und Projekte immer mit sehr viel Konsequenz angepackt und durchgezogen. Sie qualifizierte sich nach einer längeren Phase ohne Schweizer Frauenvertretung auf Top-Ebene als erste Athletin für eine Weltmeisterschaft und stieg sehr bald in den Kreis der weltbesten Einer-Ruderinnen auf. So wurde sie zur Vorreiterin für den Aufbau des aktuellen Frauenkaders und zeigte den jungen und aufstrebenden Athletinnen auf, dass es möglich ist, nachhaltig im Spitzensport erfolgreich zu sein. Mit dem Rücktritt von Jeannine geht eine eindrückliche Athletinnenkarriere zu Ende. Leider kommt dieser Rücktritt nun früher als erwartet aufgrund der Umstände, die sich ergeben haben.»   


Bildergalerie Jeannine Gmelin (Fotografen: Detlev Seyb / Merijn Soeters)


Beindruckender Leistungsausweis im Fraueneiner
Vergleichsweise spät, erst mit 24 Jahren, absolvierte Jeannine Gmelin die Spitzensport-Rekrutenschule der Schweizer Armee und wurde ab 2014 Profiruderin. Als Vize-Europameisterin im Fraueneiner lancierte sie 2015 im polnischen Poznan ihre eindrückliche Medaillensammlung. In der Saison 2015 schaffte sie den Vorstoss an die Weltspitze mit der Finalqualifikation an den Weltmeisterschaften in Aiguebelette, in welchem sie mit dem fünften Rang auch den Olympia-Startplatz sicherte. 2016 folgte in Rio de Janeiro ihre erste Olympia-Teilnahme mit dem beeindruckenden fünften Schlussrang. 

Wo immer Jeannine Gmelin 2017 antrat, war sie nicht zu schlagen. Sie gewann zwei Weltcup-Rennen und an der WM in Sarasota (USA) den Weltmeistertitel. So wurde sie die erste Schweizer Ruderin, welche einen Weltmeistertitel in einer olympischen Disziplin gewinnen konnte. 2018 blieb sie erneut über eine lange Strecke ungeschlagen. Siegreich in allen drei Weltcup-Regatten, stand sie frühzeitig als Gewinnerin des Gesamt-Weltcups fest. An der Henley Royal Regatta 2018 siegte Jeannine Gmelin mit Streckenrekord, welcher bis heute Bestand hat. An der EM in Glasgow errang sie den Europameistertitel. Erst zum Saisonende, an der WM in Plovdiv, musste sie sich erstmals geschlagen geben und errang hinter der Irin Sanita Puspure WM-Silber. Silber hinter der Irin war es auch an der Heim-EM in Luzern 2019. An der WM in Linz sicherte sich Jeannine Gmelin als Fünftplatzierte den Startplatz an den Olympischen Spielen in Tokio, wo sie 2021 den fünften Rang belegte. 2019 und 2021 erhielt sie für ihre Verdienste im Rudersport die Göpf-Kottmann-Medaille, die höchste Auszeichnung im Schweizer Rudersport.

2022 gelang ihr in Poznan als Weltcup-Zweite erneut ein ausgezeichneter Saisonstart. Beim Weltcup in Luzern wurde sie vor Heimpublikum Dritte. An der EM in München bremste sie indessen nach gutem Auftakt eine Coronainfektion aus. Den dadurch entstandenen Trainingsrückstand konnte sie bis zur WM in Racice nicht mehr wettmachen und wurde Achte. «Ich gratuliere Jeannine Gmelin im Namen von SWISS ROWING zu einer eindrücklichen, erfolgreichen und phänomenalen Karriere. Für SWISS ROWING wurde Jeannine zur Erfolgsgarantin und hat dem Rudersport in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben. Für den weiteren Weg wünschen wir Jeannine Gmelin alles Gute und für das nächste Kapitel in ihrem Leben gutes Gelingen», sagt Christian Stofer.   

Die Vorstandsmitglieder von SWISS ROWING, die an ihrer heutigen Sitzung durch Jeannine Gmelin persönlich über ihren Rücktritt informiert wurden, danken der Ausnahmeathletin für ihren langjährigen Einsatz für den Schweizer Rudersport und wünschen ihr auf ihrem weiteren privaten und beruflichen Weg alles Gute. 


25.01.2023 / vdg / 14.00h