Im Hoffnungslauf des Frauen-Doppelzweiers erkämpften sich Fabienne Schweizer und Nina Wettstein den zweiten Rang. Als Drittplatzierter holte sich zudem Andri Struzina im Leichtgewichtseiner einen Startplatz im Halbfinal. Insgesamt rudern am Donnerstag und Freitag acht Schweizer Boote um den Einzug in die Finalrennen der sechs weltbesten Boote. 

==> Bildergalerie Ruder-WM Racice, Mittwoch, 21.09.2022 (Fotograf: Detlev Seyb)

Eine Wetterberuhigung sorgte heute an der Ruder-WM in Racice für ausgezeichnete Ruderverhältnisse und faire Rennen, die hochklassigen Sport und knappe Resultate versprachen.

Die Blicke richteten sich unter anderem auf die Viertelfinals im Doppelzweier der Leichtgewichte. In der einzigen olympischen Bootsklasse für Leichtgewichte fühlt sich jedes Qualifikationsrennen wie ein vorgezogener Final an. Im letzten der vier Viertelfinals startete das Schweizer Boot mit Raphaël Ahumada und Jan Schäuble schnell, ging sofort in Führung und verschaffte sich bereits auf den ersten Rennmetern etwas Luft auf das Verfolgerfeld. «Im Nachhinein gesehen investierte ich allenfalls etwas zu viel Kraft in den Start», bilanzierte Schlagmann Raphaël Ahumada nach dem Rennen. «Denn ich büsste etwas im Mittelteil und musste auf die Zähne beissen.» Im Endeffekt aber sollte sich der früh erarbeitete Vorsprung lohnen. 

Die Schweizer kontrollierten das Rennen von der Spitze aus und behielten auf diese Weise die Aktionen ihrer Verfolger stets im Blick. Hinter der Spitze stritten sich Belgien, Neuseeland und Mexiko um die verbleibenden zwei Halbfinalplätze. Nicht ohne Auswirkungen auf Ahumada / Schäuble: «So locker, wie der Sieg heute aussah, war es für uns nicht», sagte Jan Schäuble. «Denn dieser Dreikampf machte das Rennen noch schneller und sorgte bei uns an der Spitze für zusätzlichen Druck.» Während die Schweizer ihren Spitzenplatz verteidigten, ergatterten Belgien und Neuseeland die letzten Halbfinalplätze. Der WM-Halbfinal findet am Donnerstagvormittag um 11.35 Uhr statt.

Trainingskollege Andri Struzina wendete derweil im Viertelfinal des Leichtgewichtseiners dieselbe Taktik an: Schneller Start und sofortige Führung. Es ist aber stets ein schmaler Grat zwischen hohem, schnellem Krafteinsatz und Überpacing. «Im Endeffekt war ich am Start wohl zu ineffizient», gab Andri Struzina nach dem Rennen unumwunden zu. Vorerst aber schien das Rennen exakt nach Plan zu laufen. Der Schweizer führte und liess den Australier Hamish Harding nie zu nahe auffahren. Dann aber startete der Mexikaner Alexis Bladimir Lopez Garcia auf der Aussenbahn vom vierten Zwischenrang kommend einen unwiderstehlichen Endspurt, überholte Deutschland und Australien und fuhr auf den Schweizer auf. «Diesen Angriff hätte ich mit mehr Coolness abwehren müssen.» Andri Struzinas Konter gelang nicht. Er musste den Mexikaner und bis ins Ziel auch noch den Australier vorbeiziehen lassen. Der dritte Rang reichte dem Schweizer indessen für die nächste WM-Runde. «Im Halbfinal werde ich meine Kräfte definitiv besser einteilen», freut sich Andri Struzina auf seinen nächsten Einsatz am Donnerstag um 10.00 Uhr.

Frauen-Doppelzweier: Starker Auftritt und Halbfinal-Qualifikation
Das junge Schweizer Frauenboot mit Fabienne Schweizer und Nina Wettstein zeigte in seinem Hoffnungslauf ein starkes Rennen und heftete sich vom Start weg an die Fersen der zwei führenden Boote aus Deutschland und Kanada. «Unsere Strategie war es, uns von Deutschland mitziehen zu lassen», sagte Nina Wettstein. Der Plan ging auf. Nach der Streckenhälfte erhöhten die Schweizerinnen spürbar den Druck und bedrängten das zweitplatzierte Kanada. «Dass Kanada in Reichweite lag und schlagbar war, realisierten wir erst in den Spurtschlägen», so Nina Wettstein. Die Schweizerinnen rangen Kanada auf den letzten Metern nieder und verwiesen es um 0,30 Sekunden auf den dritten Rang. 

Mit diesem Ritt in den WM-Halbfinal gelang der Frauencrew das beste Rennen überhaupt in ihrer ersten gemeinsamen Saison. «Schon beim Warm-up war uns aufgefallen, dass wir gut fokussiert waren», so Nina Wettstein. Fabienne Schweizer ergänzt: «Schön war, wie wir die Konzentration im Boot behalten und so unser bislang bestes Rennen rudern konnten. Diesen Endspurt auf dem zweiten Rang zu beenden ist eine Art Bonus für das gelungene Rennen.» Der Halbfinal im Frauen-Doppelzweier findet am Freitagmittag, 12.26 Uhr, statt.

Eine erdenklich schwierige Aufgabe hatte schon früher am Morgen Scott Bärlocher im Männer-Einer zu bewältigen. Er war einem hochkarätigen Viertelfinal zugelost worden. Vorneweg kämpften der Deutsche Oliver Zeidler, der Niederländer Melvin Twellaar und der Kanadier Trevor Jones um die Spitzenplätze. Dahinter behielt Scott Bärlocher zwar stets den Kontakt zum viertplatzierten Ungaren Bendeguz Petervari-Molnar, konnte ihn aber nicht überholen und belegte schliesslich den fünften Rang. Der Viertelfinal entwickelte sich auf den letzten 500 Metern zu einem epischen Kampf Twellaar gegen Zeidler. Mit dem kürzeren Ende für Zeidler. Genau wie beim EM-Final in München konnte Zeidler die Führung nicht ins Ziel bringen. Twellaar hingegen steckte mit diesem Sieg das WM-Revier eindrücklich ab. Auf Zeidlers Antwort im Halbfinal und gegebenenfalls A-Final wartet das Ruderpublikum gespannt. Scott Bärlocher rudert am Donnerstag im Halbfinal C/D um den Einzug in den C-Final, in dem die WM-Ränge 13- 18 vergeben werden.

Resultate WM Racice (CZE) vom Mittwoch, 21.09.2022:

Frauen
Doppelzweier Frauen (W2x)
Hoffnungslauf
1. Pia Greiten / Frauke Hundeling (GER) 07:07.91; 2. Fabienne Schweizer / Nina Wettstein (SUI) 07:10.09 (=> Halbfinal); 3. Marilou Duvernay Tardif / Elisa Bolinger (CAN) 07:10.39; 4. Stefania Gobbi / Kiri Tontodonati (ITA) 07:12.67; 5. Alice Prokesova / Marketa Nedelova (CZE) 07:17.58

Männer
Einer Männer Leichtgewichte (LM1x)
Viertelfinal
1. Alexis Bladimir Lopez Garcia (MEX) 07:03.31; 2. Hamish Harding (AUS) 07:03.50; 3. Andri Struzina (SUI) 07:05.05 (=> Halbfinal); 4. Finn Wolter (GER) 07:11.87; 5. Oskar Soedal (NOR) 07:14.68; 6. Ghaith Kadr-i (TUN) 07:25.25

Einer Männer (M1x)
Viertelfinal
1. Melvin Twellaar (NED) 06:51.87; 2. Oliver Zeidler (GER) 06:57.79; 3. Trevor Jones (CAN) 07:02.06; 4. Bendeguz Petervari-Molnar (HUN) 07:08.47; 5. Scott Bärlocher (SUI) 07:10.42 (=> Halbfinal C/D); 6. Mindaugas Griskonis (LTU) 08:07.26

Doppelzweier Männer Leichtgewichte (LM2x)
Viertelfinal
1. Raphaël Ahumada / Jan Schäuble (SUI) 06:25.53 (=> Halbfinal); 2. Niels Van Zandweghe / Marlon Colpaert (BEL) 06:27.42; 3. Christopher Stockley / Matthew Robert George Dunham (NZL) 06:28.28; 4. Ricardo Daniel De La Rosa Vanegas / Rafael Alejandro Mejia Gutierrez (MEX) 06:28.37; 5. Rasmus Lind / Alexander Modest (DEN) 06:31.88; Masayuki Miyaura / Masahiro Takeda (JPN) 06:47.57

Startzeiten Donnerstag, 22.09.2022:

Halbfinals A/B: 1.-3. => A-Final, 4.-6. => B-Final

10.00h LM1x; Andri Struzina 

11.15h LW2x; Frédérique Rol / Patricia Merz

11.35h LM2x; Raphaël Ahumada / Jan Schäuble

12.05h M4-; Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch, Roman Röösli

12.25h W4x; Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich

12.45h M4x; Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider, Dominic Condrau

Halbfinals C/D: 1.-3. => C-Final, 4.-6. => D-Final

15.15h LW1x; Eline Rol

15.25h M1x; Scott Bärlocher

16.00h M2-; Jona Plock / Maurin Lange

21.09.2022 / vdg / 17.00 Uhr