Zwei Goldmedaillen an der U19-WM in Plovdiv

Zwei Goldmedaillen an der U19-WM in Plovdiv

Artikel - Zwei Goldmedaillen an der U19-WM in Plovdiv

Historisches WM-Gold heute für Aurelia-Maxima Janzen. Es ist die erste Schweizer Skiff-Goldmedaille an einer Junioren-WM überhaupt. Souverän zu Gold ruderte zudem der Juniorinnen-Doppelvierer mit Olivia Roth, Lina Kühn, Nicole Schmid und Thalia Ahumada.

Insgesamt klassierten sich in Plovdiv vier Schweizer Boote in den Top 5. 

Bildergalerie U19-WM Plovdiv, Sonntag, 15.08.2021 (Fotograf: Detlev Seyb)

Es war eine Goldmedaille mit Ansage. Vor Monatsfrist war die erst 17-jährige Aurelia-Maxima Janzen an den U23-Weltmeisterschaften in Racice (CZE) zu Silber gerudert. Aber auch an einer U19-WM muss jedes Rennen erst mal gerudert sein. Die Bernerin startete schnell, setzte sich gleich an die Spitze und liess sich in keinem Moment von ihrem Rennplan abbringen. Mit einem tiefen Streckenschlag von 26 Schlägen pro Minute - rudertechnisch effizient wie aktuell kaum eine andere auf dieser Leistungsstufe - ruderte sie ihrem Sieg entgegen. 

Schon nach 500 Metern führte sie derart komfortabel, dass sogar ein Ausflug in die bahnabgrenzenden Bojen und entsprechende Korrekturschläge keinen Einfluss auf ihre Führung hatten. Wie schon im Halbfinal kristallisierte sich auch heute im Rennverlauf die Italienerin Giulia Clerici als nächste Verfolgerin heraus. Aurelia-Maxima Janzen hielt sie jedoch geschickt auf Distanz, kontrollierte das Rennen von der Spitze aus und sicherte sich Gold mit einem Vorsprung von 2.36 Sekunden.

Mit dem Gewinn der Skiff-Goldmedaille an einer Junioren-WM sorgte Aurelia-Maxima Janzen für SWISS ROWING für eine Premiere. Bislang waren drei Schweizer Bronzemedaillen als Bestleistung notiert und nun folgt dank Aurelia-Maxima Janzen die erste Goldmedaille. Als Jüngste im ganzen Teilnehmerinnen-Feld war sie aufgrund ihrer Vorleistungen favorisiert und lieferte ein erneut überzeugendes Rennen ab. Mit kräftigen Schlägen bewegte sie ihr Boot Schlag für Schlag voran und behielt jederzeit die Übersicht im Rennen. Die von Klaus-Dieter Stecker betreute Athletin vermochte in Plovdiv ihre Trainingsleistungen mit drei Siegen in Vorlauf, Halbfinal und Final optimal in Wettkampfresultate umzusetzen. 

Juniorinnen-Doppelvierer: Gold mit Ansage, Teil II
Bereits nach den Vorläufen am vergangenen Donnerstag war klar gewesen, dass der Schweizer Juniorinnen-Doppelvierer mit Olivia Roth, Lina Kühn, Nicole Schmid und Thalia Ahumada gute Chancen auf Edelmetall haben würden. Die lange Wartezeit von drei Tagen bis zum A-Final zehrte aber an den Nerven. Dass die vier Ruderinnen ihre Energie heute exakt auf den Punkt bringen konnten, spricht für die Crew und ihren Trainer Sam Glynn. 

Das Schweizer Boot setzte sich vom Start weg direkt an die Spitze, um diese nie mehr abzugeben. Auch wenn die Italienerinnen während des ganzen Rennens drückten und auf dem dritten Streckenviertel eine Sekunde auf die Schweizerinnen aufzuholen vermochten, behielten die Schweizerinnen die Nerven, ruderten ihren Rhythmus und führten das Rennen souverän an. Selbst auf den letzten Rennmetern erhöhten sie nochmals das Tempo, mobilisierten die letzten Reserven und ruderten den Sieg mit einem Vorsprung von 1.38 Sekunden vor Italien nach Hause.

Mit dieser Goldmedaille im Juniorinnen-Doppelvierer stellt die Schweiz aktuell die Weltmeisterinnen auf der Stufe U23 und U19. Dies ist ein starkes Zeichen für den Frauenrudersport in der Schweiz. Nicht ohne Grund hat SWISS ROWING bereits vor einem Jahr hinsichtlich der Olympischen Spiele in Paris 2024 und Los Angeles 2028 ein Frauen-Skull-Projekt gestartet. Das leistungsfähige Frauenkader in den verschiedenen Altersgruppen soll koordiniert an die höchste Leistungsstufe in der Elite herangeführt werden. 

Vierer-ohne und Doppelvierer verpassen die Podiumsplätze 
Sowohl der Vierer ohne Steuermann als Vierter als auch der Junioren-Doppelvierer als Fünftplatzierter konnten heute im A-Final nicht in die Medaillenvergabe eingreifen, aber ihre A-Final-Qualifikation ist bereits eine starke Leistung in den stark besetzten Teilnahmefeldern.  

Der Vierer-ohne mit Schlagmann Nicolas Chambers, Jonas Frei, Robin Ruchti und Shamall Suero im Bug startete gut und hielt den Kontakt im Feld. Das Schweizer Boot lieferte sich zuerst, auf dem vierten Zwischenrang liegend, einen Zweikampf Bug an Bug gegen Rumänien, den die Schweizer für sich entschieden. Auf den letzten 300 Rennmetern fuhr schliesslich das Boot aus Griechenland, seines Zeichens Vorlaufsieger, gefährlich auf. Die Schweizer verteidigten den vierten WM-Rang unter Mobilisierung der letzten Kraftreserven und verwiesen die Griechen mit einem Vorsprung von 9 Hundertstelsekunden auf den fünften Platz. Der Sieg ging mit ansehnlichem Vorsprung an das Boot aus Spanien.

Während der Junioren-Doppelvierer aus Deutschland heute eine Klasse für sich war und sich Italien und Tschechien um die weiteren Podestplätze stritten (Italien holte Silber), konnte das Schweizer Boot mit Leonardo Salerno, David Widmer, Gian Luca Egli und Ondrej Zedka die Lücke zu den Medaillenplätzen nicht schliessen und belegte den 5. WM-Rang. In der sehr stark besetzten Doppelvierer-Konkurrenz mit 22 Booten war schon die A-Final-Qualifikation eine starke Leistung. Die Schweizer Mannschaft, in welcher drei Athleten auch im kommenden Jahr noch in der U19-Altersklasse antreten können, konnte wichtige Erfahrungen sammeln und mit dem fünften Rang ein starkes Ergebnis für das Schweizer Team absichern.    

Bereits früher am Morgen hatten die B-Finals stattgefunden. Der gesteuerte Vierer mit Donat Vonder Mühll, Léon Zahner, Séric Critchley, Mattia Soldo und Steuerfrau Lynn Albert belegte den vierten Rang, was den 10. WM-Rang bedeutet. Sechste wurden Sebastian Ziswiler und Alexander Bannwart im Junioren-Doppelzweier, was dem 12. WM-Rang entspricht.

Das Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer:
«Unsere U19-Nationalmannschaft hat diese Woche an der Junioren-WM in Plovdiv überzeugen können. Dass aus der grossen Delegation vier Boote die Qualifikation für das A-Finale schafften, ist besonders erfreulich und zeigt, dass in den letzten Wochen und Monaten in den Trainingslagern gut gearbeitet wurde. Herausragend sind die beiden Goldmedaillen bei den Juniorinnen im Doppelvierer und im Skiff. Mit dem Gewinn im Doppelvierer konnten wir den Erfolg vor drei Jahren wiederholen, während der WM-Titel im Skiff an einer Junioren-WM eine Premiere ist für SWISS ROWING. Insgesamt sind es erst die sechste und siebte Goldmedaille überhaupt an einer Junioren-WM. Umso höher ist der sportliche Wert dieses doppelt vergoldeten Tages einzustufen. Wir sind mit der Bilanz dieser Junioren-WM 2021 sehr zufrieden. Ich gratuliere im Namen von SWISS ROWING den Medaillengewinnerinnen, den Finalisten, aber auch jenen, denen es nicht ganz wunschgemäss lief sowie dem gesamten Trainer- und Betreuerteam sehr herzlich zu den erbrachten Leistungen.  Für das U19-Kader ist die Saison noch nicht beendet. Nach Analyse der Ergebnisse werden wir schon bald unsere Selektionsvorschläge hinsichtlich die Junioren-EM München vom 9./10. Oktober vorbereiten.» 


Resultate vom Sonntag, 15.08.2021

A-Finals:
Frauen:
Juniorinnen-Einer (JW1x)
1. Aurelia-Maxima Janzen (SUI) 7:55.02; 2. Giulia Clerici (ITA) 7:57.37; 3. Evangelia Fragkou (GRE) 7:57.53; 4. Laine Rumpe (LAT) 8:02.05; 5. Mya Bosquet (FRA) 8:03.11 ; 6. Marg van der Wal (NED) 8:09.34

Juniorinnen-Doppelvierer (JW4x)
1. Schweiz (Olivia Roth, Lina Kühn, Nicole Schmid, Thalia Ahumada) 6:34.81; 2. Italien 6:36.19; 3. Deutschland 6:38.65; 4. Rumänien 6:39.32; 5. Niederlande 6:51.37; 6. USA 6:54.72

Männer
Junioren-Doppelvierer (JM4x)
1. Deutschland 5:52.22; 2. Italien 5:54.59; 3. Tschechien 5:56.10; 4. Weissrussland 5:59.03; 5. Schweiz (Leonardo Salerno, David Widmer, Gian Luca Egli, Ondrej Zedka) 6:05.70; 6. Irland 6:11.00

Junioren-Vierer ohne Steuermann (JM4-)
1. Spanien 6:03.66; 2. Italien 6:06.56; 3. Deutschland 6:09.86; 4. Schweiz (Nicolas Chambers, Jonas Frei, Robin Ruchti, Shamall Suero) 6:14.18; 5. Griechenland 6:14.27; 6. Rumänien 6:19.57


B-Finals:
Männer 
Junioren-Doppelzweier (JM2x)
1. Ondrej Pecival / Jakub Sprinzl (CZE) 6:31.64; 2. Alin Vasile Buzdugan / Eduard-Dragos Culidiuc (ROU) 6:34.04; 3. Gabrijel Potocnik / Matej Markuza (SLO) 6:42.19; 4. Ulrik Pharo Lohne / Trygve Bye Loeken (NOR) 6:43.20; 5. Nicholas Bonthuys / Jordan Craig (RSA) 6:44.00; 6. Sebastian Ziswiler / Alexander Bannwart (SUI) 6.49.26 (=> 12. WM-Rang)

Vierer mit Steuermann/-frau (JM4+)
1. Südafrika 6:28.65; 2. Ukraine 6:29.48; 3. Kroatien 6:36.20; 4. Schweiz (Donat Vonder Mühll, Léon Zahner, Séric Critchley, Mattia Soldo, Stf. Lynn Albert) 6:40.15 (=> 10. WM-Rang)