Silber für Röösli / Delarze – Bronze für Rol / Merz

Silber für Röösli / Delarze – Bronze für Rol / Merz

Artikel - Silber für Röösli / Delarze – Bronze für Rol / Merz

Im letzten Rennen vor den Olympischen Spielen ruderten Roman Röösli und Barnabé Delarze im Doppelzweier zu Weltcup-Silber. Die Bronzemedaille erkämpften sich Frédérique Rol und Patrica Merz im ersten Rennen seit ihrer Olympia-Qualifikation im leichten Doppelzweier.

Bildergalerie Weltcup Sabaudia, Finaltag, 06.06.2021 (Fotograf: Detlev Seyb)

Technisch anspruchsvolle Bedingungen mit Schiebewind herrschten am Finaltag heute Sonntag auf dem Lago di Paola in Sabaudia. Schiebewind sorgt jeweils für schnelle Rennen und entsprechende Bestzeiten, er fordert aber von den Ruderinnen und Ruderern eine makellose Technik.  

Die Blicke richteten sich aus Schweizer Sicht auf das Finalrennen im Männer-Doppelzweier mit Roman Röösli und Barnabé Delarze. Polen galt es zu schlagen, um den Sieg im Gesamt-Weltcup nach Hause zu tragen. Soweit die Ausgangslage. Die Polen Mateusz Biskup und Miroslaw Zietarski setzten naturgemäss alles daran, die Pläne der Schweizer zu durchkreuzen. Schon vor der 500-Meter-Marke setzten sie sich an die Spitze. «Wir hatten uns das Rennen anders vorgestellt», sagte Barnabé Delarze nach dem Rennen enttäuscht. Der Rückstand der Schweizer betrug nach dem ersten Streckenviertel zwar erst 0,75 Sekunden. Bis zur 1500-Meter-Marke konnten die Polen aber ihren Vorsprung kontinuierlich auf drei Sekunden ausbauen. 

Die Schweizer zündeten einen langen Endspurt, ruderten die schnellste Abschnittszeit im letzten Teilstück und konnten so ihren Rückstand auf Polen halbieren. Trotzdem fanden sie heute kein griffiges Rezept, um das polnische Boot erfolgreich zurückzubinden. Barnabé Delarze: «Wir werden in den nächsten Wochen hart daran arbeiten, um souveräner durch Wind und Wellen zu rudern.» Der Sieg im Gesamt-Weltcup blieb ausser Reichweite. Um sich zu grämen, bleibt keine Zeit. Ab sofort gilt der Fokus dem Saison-Highlight in Tokio. «Das Olympia-Trainingscamp startet. Die wichtigsten Vorbereitungsschritte kommen erst», erklärte Barnabé Delarze abschliessend. 

Bronzemedaille für Frédérique Rol / Patricia Merz
Wer rudert nicht gerne in einem Rennen, in dem das Siegerboot (NED) eine neue Weltbestzeit aufstellt? Im Doppelzweier der Leichtgewichte ging es heute rasant in Richtung Ziel. Nur: Frédérique Rol und Patricia Merz wollte der Start ins Rennen nicht ganz gelingen. «Jetzt wissen wir wenigstens ziemlich genau, woran wir noch arbeiten können», sagte Frédérique Rol mit Blick auf die Startschläge. Die Schweizerinnen reagierten aber sofort und schoben sich bis zur 500-Meter-Marke auf den vierten Zwischenrang vor. Nach dieser frühen Aufholjagd folgten sie wieder ihrem Rennplan, erhöhten den Druck, schlossen auf die drittplatzierten Französinnen auf und überholten sie noch vor der 1500-Meter-Marke, um in einen langen Endspurt überzugehen. Vorneweg ruderten die Niederländerinnen Ilse Paulis und Marieke Keijser einer neuen Weltbestzeit entgegen. Italien holte Silber. Die Bronzemedaille ging verdient an die Schweizerinnen. Frédérique Rol: «Wir haben in Sabaudia einen Schritt vorwärts gemacht und werden bis Tokio weitere Fortschritte machen». 

Vierer ohne Steuermann: Ernüchterndes Wochenende für das Olympiaboot
Der Schweizer Vierer mit Andrin Gulich, Joel Schürch, Paul Jacquot und Markus Kessler erwischte in seinem A-Final auf der Aussenbahn nicht den besten Start und kam dadurch unter Druck. Die Grundgeschwindigkeit der Schweizer Crew war im Schiebewind phasenweise deutlich zu tief, was dem Boot schon früh im Rennen einen Rückstand bescherte. Während sich an der Spitze Italien keine Blösse gab und dem Heimsieg entgegenruderte, schaffte es das Schweizer Boot auf der zweiten Streckenhälfte nicht mehr, sich im Teilnehmerfeld nach vorne zu arbeiten und belegte den sechsten Rang. Eine detaillierte Rennanalyse wird hier sicherlich nähere Aufschlüsse in der Ursachenforschung bringen.

Walker / von der Schulenburg: Gute Erfahrungen im filigraneren Boot
Mit weniger Wasserverdrängung im Doppelzweier anstelle der Wucht des Doppelvierers waren Pascale Walker und Ella von der Schulenburg an diesem Wochenende unterwegs. Der Schiebewind bot gar zusätzlichen Lernstoff. Im heutigen A-Final lagen die beiden nach einem guten Start auf dem vierten Zwischenrang. Die Niederlande, Deutschland und Italien, drei für die Olympischen Spiele qualifizierte Boote, konnten sich vor der 500-Meter-Marke absetzen. Die Schweizerinnen lagen zwischenzeitlich auf dem sechsten Rang, überholten mit einem beherzten Angriff aber auf dem letzten Streckenabschnitt das zweite Boot aus Deutschland und belegten den fünften Weltcup-Rang. Der Sieg ging an die Niederlande.

Schon früher am Morgen hatten die B-Finals stattgefunden. Fabienne Schweizer, Bugfrau des Doppelvierers, ruderte an diesem Wochenende im Fraueneiner und demonstrierte über das ganze Wochenende sehenswerten Kampfgeist. Sie siegte in einem packenden Duell gegen das Boot aus Grossbritannien hochverdient dank guter Taktik und nicht zuletzt einer gesunden Portion Hartnäckigkeit. «In jedem Rennen konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln und im B-Final heute alle Einzelteile zusammenfügen», freute sich Fabienne Schweizer im Ziel. Damit belegte sie den siebten Weltcup-Rang.  

Der B-Final im Zweier ohne Steuermann bestand aus einem Dreierfeld. Frankreich feierte einen Start-Ziel-Sieg, Scott Bärlocher und Nicolas Kamber lieferten sich dahinter einen Schlagabtausch mit dem Boot aus Tschechien, behielten das bessere Ende für sich und wurden Zweite. Das entspricht in der Endabrechnung dem achten  Weltcup-Rang.  

Das Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer
«Die Weltcup-Regatta in Sabaudia hat gezeigt, dass in der nächsten Phase der Olympiavorbereitung noch viel zu tun bleibt. Wir hatten das Glück, dass wir in den Finalrennen in Sabaudia ähnliche Bedingungen vorfanden, wie für die Olympische Ruderregatta in Tokio erwartet werden, nämlich seitlicher Schiebewind. Das Rudern im Schiebewind erfordert sowohl technische Präzision als auch, dass jeder Ruderschlag vom Start weg sitzt. Der Männer-Doppelzweier hatte sowohl im Vorlauf am Freitag als auch heute im Final gute Phasen, handelte sich aber auf den zweiten 500 Metern zu viel Rückstand ein, der sich im Endspurt nicht mehr aufholen liess. Zu wenig schnell vom Start weg kamen Frédérique Rol und Patricia Merz, so dass sie sich im Mittelteil der Strecke auf den Medaillenrang vorarbeiten mussten. Der Vierer-ohne zog einen rabenschwarzen Tag ein. Das Trainerteam hat bereits angekündigt, dass der Start ins Trainingslager im Kleinboot (Zweier-ohne) erfolgen wird, um die Grundlagen wiederherzustellen. Die Aufgaben für das am Donnerstag beginnende Olympia-Trainingslager sind für jedes einzelne Boot klar gestellt.»

Resultate Weltcup Sabaudia (I) vom Sonntag, 06.06.2021:

Frauen
Einer (W1x) 
B-Final
1. Fabienne Schweizer (SUI) 7:32.57 (=> 7. Weltcup-Rang); 2. Kathryn Wilkinson-Feller (GBR2) 7:34.87; 3. Astrid Steensberg (DEN) 7:37.79; 4. Jenny Marie Rorvik (NOR) 7:38.71; 5. Audrey Feutrie (FRA) 7:40.18; 6. Lisanne Brandsma (NED2) 7:50.96

Doppelzweier (W2x)
A-Final
1. Lisa Scheenaard / Roos de Jong (NED) 6:44.79; 2. Leonie Menzel / Annekatrin Thiele (GER1) 6:47.78; 3. Chiara Ondoli / Alessandra Patelli (ITA2) 6:48.91; 4. Clara Guerra / Stefania Buttignon (ITA1) 6:52.60; 5. Pascale Walker / Ella von der Schulenburg (SUI) 6:58.45; 6. Laura Kampmann / Lena Osterkamp (GER2) 7:00.68 

Doppelzweier Leichtgewichte (LW2x)
A-Final
1. Ilse Paulis / Marieke Keijser (NED) 6:43.79 (neue Weltbestzeit); 2. Federica Cesarini / Silvia Crosio (ITA1) 6:50.32; 3. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 6:54.63; 4. Aurelie Morizot / Susannah Duncan (FRA) 6:58.73; 5 Veronika Cinkova / Kristyna Neuhortova (CZE) 7:11.46; 6. Huda Fahmy Mansour / Salma Abdelrahman (EGY) 7:35.06

Männer
Doppelzweier (M2x)
A-Final
1. Mateusz Biskup / Miroslaw Zietarski (POL) 6:06.50; 2. Roman Röösli / Barnabé Delarze (SUI) 6:07.86; 3. Rory Harris / Victor Kleshnew (GBR) 6:16.77; 4. Riccardo Mattana / Gustavo Ferrio (ITA2) 6:18.24; 5. Leonard van Lierop / Willem van Kuijk (NED) 6:19.26; 6. Nunzio Di Colandrea / Matteo Sartori (ITA1) 6:25.47

Zweier ohne Steuermann (M2-)
B-Final
1. Teo Rayet / Louis Chamorand (FRA2) 6:41.15; 2. Scott Bärlocher / Nicolas Kamber (SUI) 6:44.61 (=> 8. Weltcup-Rang); 3. Adam Kapa/ Dmytro Baranivskyj (CZE) 6:46.99

Vierer ohne Steuermann (M4-)
Hoffnungslauf
1. Italien 1 5:48.16; Grossbritannien 1 5:50.54; 3. Polen 5:51.79; 4. Niederlande 5:52.67; 5. Grossbritannien 2 5:58.67; 6. Schweiz (Andrin Gulich, Joel Schürch, Paul Jacquot, Markus Kessler) 6:04.78