Rotsee - perfekte Kulisse für das grosse Kräftemessen vor Tokio

Rotsee - perfekte Kulisse für das grosse Kräftemessen vor Tokio

Artikel - Rotsee - perfekte Kulisse für das grosse Kräftemessen vor Tokio

Mit einer Delegation von zehn Booten in sieben Bootsklassen ist das SWISS ROWING Team beim Heim-Weltcup auf dem Luzerner Rotsee breit vertreten. Drei der vier für die Olympischen Spiele qualifizierten Boote werden in Luzern eine wichtige Standortbestimmung vornehmen.

Bildergalerie Weltcup Rotsee, Anreise und Training vom Mittwoch, 19.05.2021 (Fotograf Detelv Seyb)

Der provisorische Zeitplan (Stand 19.05.2021)

In 64 Tagen starten die Olympischen Spiele in Tokio. Höchste Zeit also für die mit Spannung erwartete Olympia-Generalprobe anlässlich der LUCERNE REGATTA. Obwohl coronabedingt immer noch diverse Ruderverbände aus Übersee ihre Boote nicht nach Europa entsenden (ausser für die finale Olympia-Qualifikationsregatta), treffen in Luzern erstmals seit der WM in Linz 2019 Boote aus Nord- und Südamerika sowie China auf ihre europäische Konkurrenz. Nach dieser aufschlussreichen Standortbestimmung werden den Olympiateilnehmenden vor dem Saisonhöhepunkt in Tokio nur noch wenige Wochen für Feinjustierungen bleiben. 

Jeannine Gmelin: Gipfeltreffen im Fraueneiner
Jeannine Gmelin wird in Luzern ihr letztes Rennen vor den Olympischen Spielen bestreiten. Den letzten Weltcup in Süditalien (4.-6.6.) lässt sie aus. «Reisen ist stets mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden. Darauf verzichte ich bewusst und absolviere stattdessen einen langen, ungestörten Trainingsblock», erklärt die Einerruderin. In Luzern, wo sie keine zusätzliche Reiserisiken auf sich nehmen muss, trifft sie erstmals seit einem halben Jahr wieder auf die amtierende Welt- und letztjährige Europameisterin Sanita Puspure. Die Irin hatte ihren Titel an der EM in Varese Anfang April nicht verteidigt. An ihre Stelle trat überraschend die Russin Hanna Prakhatsen. Die Russin, aber auch die EM-Zweite Victoria Thornley und die Siegerin des ersten Weltcups, Magdalena Lobnig aus Österreich, werden in Luzern am Start stehen. Jeannine Gmelin freut sich auf das starke Teilnehmerfeld. «Ich werde hier in Luzern die letzten Aufschlüsse zu meiner Form erhalten. Danach kann ich die Schwerpunkte meines letzten Trainingsblock bestimmen.»

Neben Jeannine Gmelin in der offenen Kategorie, werden in Luzern Sofia Meakin und Eline Rol im Einer der Leichtgewichte antreten. Sofia Meakin bietet sich nach ihrem ersten Weltcupsieg in Zagreb in Luzern erneut eine Gelegenheit für ein Topresultat. Ihre Trainingspartnerin Eline Rol, die in Zagreb das Finalrennen nach einer Kollision mit einer Boje nicht beendet hatte, dürfte sich für das Heimrennen ebenfalls einiges vorgenommen haben.

Röösli / Delarze: Die Weltcuprennen fürs Feintuning nutzen
Im Männer-Doppelzweier geben sich das gesamte Finalfeld der EM sowie die Weltmeister aus China die Ehre. «Das sind alle bisherigen und ein starker Konkurrent mehr», sagt Roman Röösli mit Blick auf das Meldeergebnis. 19 Crews kämpfen um den Einzug in den Final der besten sechs Boote. Nicht ohne Grund war die Vorbereitung von Roman Röösli und Barnabé Delarze in den letzten zwei Wochen intensiv. «Wir konzentrierten uns auf die Bootsaufnahme, die Schlagstruktur und wie wir das Ganze in den Bootsfluss verpacken.» Eine Medaille ist wie immer das Ziel. «Der Heimvorteil wird uns sicherlich zusätzlich motivieren», ist der Luzerner optimistisch. Die Aufgabe präsentiert sich derweil genau so schwierig, wie sie es an den Olympischen Spielen sein wird. Die perfekte Generalprobe also. 

Im Teilnehmerfeld zu finden ist mit Tim Roth und Kai Schätzle ein weiterer Schweizer Doppelzweier. Das Nachwuchsboot hatte bei seiner ersten Teilnahme bei der Elite in Zagreb den beachtlichen 8. Weltcup-Rang belegt. Für das Boot geht es in erster Linie darum, sich vor der U23-WM (7.-11.7.) in Tschechien Rennhärte anzueignen.

Vierer ohne Steuermann: Wieder in Originalbesetzung am Start
Nach einem bakteriellen Infekt, den Andrin Gulich kurz nach der EM im April eingefangen hatte, ist der Schlagmann seit drei Wochen zurück im Boot. «Während meine Kollegen in Zagreb ruderten, absolvierte ich ein Aufbautraining», blickt Andrin Gulich zurück. «Danach kehrte ich zurück in den Vierer.» Er und seine Teamkollegen Joel Schürch, Paul Jacquot und Markus Kessler streben in Luzern den A-Final an. Das Boot will nach den guten EM-Rennen am Rotsee weitere Leistungsbestätigungen erbringen, damit im Nachgang der Selektionsantrag für die Olympischen Spiele behandelt werden kann. Auf dem Rotsee werden indessen alle starken europäischen Riemennationen am Start stehen. Als Mitglieder des Elite-Riementeams rudern zudem Scott Bärlocher und Nicolas Kamber im Zweier-ohne.  

Wie schon in Zagreb, wird auch in Luzern der U23-Vierer mit Schlagmann Maurin Lange, Patrick Brunner, Dominic Condrau und Nils Schneider im Einsatz sein. Auch bei diesem Nachwuchsboot gilt der Fokus der U23-WM im Juli.

Frauendoppelvierer: aus der Quarantäne direkt auf die internationale Ruderbühne
Das aufstrebende Frauenboot wurde letzte Woche jäh ausgebremst, als vor der finalen Olympia-Qualifikationsregatta der für alle Teilnehmenden obligatorische PCR-Test bei einem Crewmitglied positiv ausfiel. Die Ruderin zeigte bis heute zu keinem Zeitpunkt COVID-Symptome. Das Team begab sich umgehend in Quarantäne und musste auf seine letzte Chance auf eine Olympia-Qualifikation verzichten. «Es war unglaublich hart, die Qualifikationsrennen von zu Hause aus mitzuverfolgen», gibt Schlagfrau Pascale Walker zu. «Auch wenn uns am letzten Wochenende eine grosse Chance entgangen ist, können wir nun in Luzern beim Weltcup zeigen, woran wir zuvor gearbeitet haben.» World Rowing hat der Nachmeldung des Frauendoppelvierers in der Besetzung Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg und Salome Ulrich stattgegeben. Alle Ruderinnen lieferten einen negativen PCR-Test ab und erhielten die notwendigen Startfreigaben. 

Beide Leichtgewichtsboote, die am vergangenen Wochenende die finale Olympia-Qualifikationsregatta bestritten haben, gönnen sich eine verdiente Pause und nehmen nicht an der LUCERNE REGATTA teil. Nicht verzichten müssen die Schweizer Ruderfans aber auf eine Schweizer Vertretung im Leichtgewichtsdoppelzweier der Männer. Das U23-Boot mit Raphaël Ahumada und Gian Struzina, welches beim Weltcup-Auftakt in Zagreb mit einem offensiven Finalrennen zu überzeugen vermochte, wird alles daransetzen, sich im hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld zu behaupten. 

 

Schweizer Boote an der LUCERNE REGATTA

Frauen

Einer (W1x) 
Jeannine Gmelin (Ruderclub Uster) 

Einer Leichtgewichte (LW1x) 
SUI 1: Sofia Meakin (Club d’Aviron Vésenaz)
SUI 2: Eline Rol (SN Genève)

Doppelvierer (W4x)
Pascale Walker (Ruderclub Zürich), Lisa Lötscher (Seeclub Luzern), Ella von der Schulenburg (Seeclub Küsnacht); Salome Ulrich (Seeclub Luzern)


Männer

Zweier ohne Steuermann (M2-)
Scott Bärlocher (Ruderclub Baden), Nicolas Kamber (Grasshopper Club Zürich)

Doppelzweier (M2x)
SUI 1: Roman Röösli (Seeclub Sempach), Barnabé Delarze (Lausanne Sports Aviron)
SUI 2: Tim Roth (Grasshopper Club Zürich), Kai Schätzle (Seeclub Luzern

Doppelzweier Leichtgewichte (LM2x)
Raphaël Ahumada (FW RC Morges), Gian Struzina (See-Club Zug)

Vierer ohne Steuermann (M4-)
SUI 1: Andrin Gulich (Seeclub Küsnacht), Joel Schürch (Seeclub Sursee), Paul Jacquot (Seeclub Zürich), Markus Kessler (Ruderclub Schaffhausen)
SUI 2: Maurin Lange (Seeclub Luzern), Patrick Brunner (Seeclub Sempach), Dominic Condrau (Ruderclub Rapperswil-Jona), Nils Schneider (Seeclub Biel)