Historischer WM-Finaleinzug des Frauen-Doppelvierers

Historischer WM-Finaleinzug des Frauen-Doppelvierers

Artikel - Historischer WM-Finaleinzug des Frauen-Doppelvierers

Mit dem Frauen-Doppelvierer qualifizierte sich heute zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des Schweizer Rudersports ein Schweizer Frauen-Grossboot für einen WM-Final.

Ebenfalls für den Final der sechs weltbesten Boote qualifizierten sich die Doppelzweier der Leichtgewichte bei den Frauen und Männern, der Leichtgewichtseiner sowie der Männer-Riemenvierer. Neben den fünf bereits qualifizierten Finalbooten haben am Freitag mit dem Frauen-Einer und dem Frauen-Doppelzweier zwei weitere Boote die Möglichkeit, in die WM-Finals einziehen.


==> Bildergalerie WM Racice, Donnerstag, 22.09.2022 (Fotografen: Detlev Seyb / Maren Derlien)


Im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag ging es heute an der WM-Strecke in Racice. Sechs von acht im Halbfinal stehenden Schweizer Booten ruderten um die Qualifikation für die Medaillenrennen. Erst am Freitag werden Jeannine Gmelin im Frauen-Einer und der Frauen-Doppelzweier mit Fabienne Schweizer und Nina Wettstein im Einsatz stehen.

Frauen-Doppelvierer mit historischem Finaleinzug
Der Schweizer Frauen-Doppelvierer mit Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Salome Ulrich übernahm im heutigen Halbfinal sofort die Spitzenposition. «Anstelle in den Streckenschlag überzugehen, blieben wir einfach auf der hohen Kadenz», erklärte Schlagfrau Célia Dupré. «Es gelang uns, auf einem hohen Niveau einen guten Rhythmus zu finden und ihn durchzuziehen.» China gab sich indessen keine Blösse, schob sich an den Schweizerinnen vorbei und übernahm die Spitze. Hinter China aber entbrannte ein Zweikampf zwischen der Schweiz und der Ukraine. 

Bei Streckenhälfte hatten die Schweizerinnen die Nase um 0,61 Sekunden vorne. Bei der 1500-Meter-Marke die Ukraine, aber nur hauchdünn um 0,06 Sekunden. Die Ukrainerinnen gaben den zweiten Platz nicht mehr her. Die Schweizerinnen aber sicherten sich als Dritte den historischen WM-Finaleinzug. Noch nie vorher hatte sich ein Schweizer Frauen-Grossboot an Ruder-Weltmeisterschaften für den Final der sechs weltbesten Boote qualifiziert. Das Frauen-Projekt mit Ziel Olympische Spiele Paris 2024 liegt damit bestens auf Kurs. Die Schweizerinnen rudern am Samstag um 15.10h im A-Final um eine WM-Medaille.

Andri Struzina im Leichtgewichtseiner: Per Halbfinalsieg in den A-Final 
Für die erste Finalqualifikation des Tages hatte indessen Andri Struzina im Leichtgewichtseiner gesorgt. Er hatte seine Lehren aus dem ungestümen Start des Vortages im Viertelfinal gezogen und zeigte ein durchwegs abgeklärtes Rennen. «Es war mir wichtig, heute mit grösserer Effizienz zu rudern», sagte Andri Struzina. Während sich der Bulgare Lazar Penev an die Spitze setzte, bewegte sich der Schweizer kontrolliert im Verfolgerfeld und wartete auf seine Chance. «Auf den letzten 500 Metern hatte ich diesmal genügend Reserven für einen kräftigen Schlussspurt.» Der Endspurt sass. 0,43 Sekunden hinter ihm ruderte der Uruguayer ins Ziel, nochmals 0,20 Sekunden später der Slowene. «Ich wusste zwar, dass ich es in den A-Final geschafft hatte», lachte Andri Struzina. «Dass ich den Halbfinal sogar gewonnen hatte, erfuhr ich jedoch erst zurück an Land.» Der A-Final findet bereits am Freitag, 15.02 Uhr, statt.

A-Final-Qualifikation im Leichtgewichts-Doppelzweier der der Frauen und Männer
Der leichte Männer-Doppelzweier mit Raphaël Ahumada und Jan Schäuble liess in seinem Halbfinal vom Start weg die Muskeln spielen und übernahm die Führung. «Ziel war es, einen effizienten Rhythmus zu finden, der sich leicht anfühlt», sagte Raphaël Ahumada nach dem Rennen. Olympiasieger Irland ging mit den Schweizern mit. Deren Rückstand betrug nach 500 Metern nur 0,56 Sekunden. Die Schweizer liessen die Iren indessen nicht aufrücken. Raphaël Ahumada: «Der Schlagabtausch mit den Iren machte richtig Spass.» Auch bei Streckenhälfte betrug der Vorsprung der Schweizer noch 0,53 Sekunden. 

Dann aber übernahmen die Iren das Zepter und überholten Ahumada / Schäuble. «Wir planten nicht auf Biegen und Brechen erneut an den Olympiasiegern vorbeizukommen», betonte Jan Schäuble. «Die Iren hätten das natürlich gerne gesehen. Wir aber wollten die Final-Qualifikation ins Trockene bringen.» Die 1500-Meter-Marke passierten die Schweizer entsprechend 0,54 Sekunden hinter Paul O'Donovan und Fintan McCarthy. Die Iren siegten schliesslich vor der Schweiz und der Ukraine. Das Rennen um die WM-Medaillen findet am Samstag um 14.23 Uhr statt.

Im Frauenrennen platzierten sich Frédérique Rol und Patricia Merz auf der ersten Streckenhälfte clever hinter den USA, Frankreich und Italien. «Wir waren geduldig und vertrauten in unsere Fähigkeiten», erklärte Frédérique Rol. Nach der Halbzeit erhöhten sie den Druck und bedrängten die Olympiasiegerinnen aus Italien, Valentina Rodini und Federica Cesarini. Bei der 1500-Meter-Marke lagen die beiden Boote exakt zeitgleich auf dem dritten Zwischenrang. «Wir behielten die Konzentration, selbst als es Bug an Bug ging.» Die Schweizerinnen konnten sich auf den letzten 500 Metern nochmals steigern und verwiesen Italien mit einem Vorsprung von 0,22 Sekunden in den B-Final. Frédérique Rol: «Wir freuen uns riesig über diesen Startplatz im A-Final und unsere Fortschritte in jedem Rennen.» Das Finalrennen findet am Samstag um 14.07 Uhr statt.

Riemenvierer mit reifer Leistung und A-Final-Qualifikation
Dass die starken Niederlande und Rumänien den Halbfinalsieg im Vierer ohne Steuermann unter sich ausmachen würden, war absehbar. Das Boot aus Irland aber lag in Reichweite der Schweizer, sah sich die Crew mit Schlagmann Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch und Roman Röösli relativ früh im Rennen bestätigt. «Wir hatten uns heute vorgenommen, auf unsere Rennkommandos entschlossen und geschlossen zu reagieren», freute sich Geburtstagskind Roman Röösli. Er wurde heute 29 Jahre alt. Per Fernduell ging es über die Strecke. 500 Meter vor dem Ziel lagen die Schweizer nur 0,65 Sekunden hinter dem Boot aus Irland. Der Endspurt musste es richten. Die Schweizer warfen auf der Aussenbahn alles in die Waagschale, rangen die Iren nieder und verwiesen sie mit einem Vorsprung von 1,76 auf den vierten Rang. «Das war ein reifes Rennen von uns», sagte Andrin Gulich. «Wir blieben das ganze Rennen hindurch ruhig und konnten uns mit unserem effizienten Schlag an den für die Final-Qualifikation notwendigen dritten Platz setzen.» Der Sieg ging an die Niederlande vor Rumänien. Die Schweiz rudert am Samstag, 14.54 Uhr, im WM-Final der sechs besten Riemenvierer.

Männer-Doppelvierer im B-Final
Nicht nach Plan verlief die zweite Streckenhälfte des Männer-Doppelvierers mit Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider und Dominic Condrau. Das Boot startete zwar schnell und mit hoher Schlagzahl. So hoch wie das Boot aus Italien, das heute einen Start-Ziel-Sieg feiern sollte. Nach 500 Metern lag die Schweiz hinter Italien und der Ukraine auf dem dritten Zwischenrang. Grossbritannien lag zu diesem Zeitpunkt 0,40 Sekunden hinter den Schweizern, drehte in der Folge auf und zog vorbei. Die abgebrühte Crew aus Estland nahm ebenfalls Tempo auf und machte Rang um Rang gut. «Bis 1000 Meter lief es uns eigentlich ganz gut», erklärte Nils Schneider nach dem Rennen. «Was danach folgte, war aber eine Enttäuschung.» Auch Norwegen liess sich nicht zwei Mal bitten. Am Ende belegte das Schweizer Boot den sechsten Rang und rudert am Samstag um 12.44 Uhr im B-Final um die Ränge 6-12.

Im Rennen um den Einzug in den C-Final siegte später am Nachmittag Eline Rol im Leichtgewichtseiner. Sie rudert am Freitag um 10.30h um die WM-Ränge 13-18. Jonah Plock und Maurin Lange wurden im Zweier-ohne Dritte und rudern am Samstag, 10.32 Uhr, ebenfalls im C-Final. Scott Bärlocher belegte in seinem Halbfinal C/D den sechsten Rang und bestreitet am Sonntag, 10.40 Uhr, den D-Final um die WM-Ränge 19-24.


Resultate WM Racice (CZE), Donnerstag, 22.09.2022:

Frauen
Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2)
Halbfinal A/B
1. Michelle Sechser / Mary Reckford (USA) 07:01.03; 2. Claire Bove / Laura Tarantola (FRA) 07:04.23; 3. 
Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:05.28 (=> A-Final);
4. Federica Cesarini / Valentina Rodini (ITA) 07:05.50; 5. Xiuping Qiu / Jiaqi Zou (CHN) 07:09.64; 6. Jackie Kiddle / Rachael Kennedy (NZL) 07:16.96

Doppelvierer Frauen (W4x)
Halbfinal A/B
1. China 06:28.87; 2. Ukraine 06:31.52; 3. Schweiz (Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich) 06:31.97 (=> A-Final); 4. Litauen 06:37.64; 5. Polen 06:41.88; 6. Neuseeland 06:49.13

Einer Frauen Leichtgewichte (LW1x)

Halbfinal C/D
1. Eline Rol (SUI) 08:12.47 (=> C-Final); 2. Susannah Duncan (FRA) 08:14.69; 3. Georgia Nesbitt (AUS) 08:17.65; 4. Mariya Chernets (KAZ) 08:30.19; 5. Wing Wun Leung (HKG) 08:34.09; 6. Maheshi Haupe (SRI) 09:10.51

Männer
Einer Männer Leichtgewichte (LM1x)
Halbfinal A/B
1. Andri Struzina (SUI) 07:05.32 (=> A-Final); 2. Bruno Cetraro Berriolo (URU) 07:05.75; 3. Rajko Hrvat (SLO) 07:05.95; 4. Sid Ali Boudina (ALG) 07:08.03; 5. Lazar Penev (BUL) 07:12.50; 6. Alexis Bladimir Lopez Garcia (MEX) 07:16.46 

Doppelzweier Männer Leichtgewichte (LM2x)
Halbfinal A/B
1. Paul O'Donovan / Fintan Mc Carthy (IRL) 06:24.41; 2. Raphaël Ahumada / Jan Schäuble (SUI) 06:26.24 (=> A-Final); 3. Igor Khmara / Stanislav Kovalov (UKR) 06:30.20; 4. Dinis Duarte Costa / Afonso Duarte Costa (POR) 06:34.31; 5. Christopher Stockley / Matthew Robert George Dunham (NZL) 06:36.31; 6. Arno Gaus / Paul Leerkamp (GER) 06:36.48

Vierer ohne Steuermann Männer (M4-)
Halbfinal A/B
1. Niederlande 06:02.96; 2. Rumänien 06:03.06; 3. Schweiz (Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch, Roman Röösli) 06:05.55 (=> A-Final); 4. Irland 06:07.31; 5. USA 06:09.33; 6. Frankreich 06:14.51

Doppelvierer Männer (M4x)
Halbfinal A/B
1. Italien 05:53.52; 2. Grossbritannien 05:53.93; 3. Estland 05:56.00; 4. Ukraine 05:56.81; 5. Norwegen 06:00.94; 6. Schweiz (Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider, Dominic Condrau) 06:03.12 (=> B-Final)

Einer Männer (M1x)
Halbfinal C/D
1. Wei Han (CHN) 07:18.60; 2. Brian Colsh (IRL) 07:19.43; 3. Eskil Borgh (SWE) 07:19.89; 4. Jordi Jofre Senciales (ESP) 07:20.14; 5. Mohamed Taieb (TUN) 07:22.81; 6. Scott Bärlocher (SUI) 07:24.71 (=> D-Final); 

Zweier ohne Steuermann Männer (M2-)
Halbfinal C/D

1. Nelson Ritsema / Bjorn Van Den Ende (NED) 06:49.70; 2. Nik Krebs / Jaka Cas (SLO) 06:52.51; 3. Jonah Plock / Maurin Lange (SUI) 06:56.45 (=> C-Final); 4. Jan Chladek / Adam Kulhanek (CZE) 07:05.59


Startzeiten Freitag, 23.09.2022:

10.30h LW1x; Eline Rol (C-Final, Ränge 13-18)

11.36h W1x; Jeannine Gmelin (Halbfinal, 1.-3. => A-Final, 4.-6. => B-Final)

12.26h W2x; Fabienne Schweizer, Nina Wettstein (Halbfinal, 1.-3. => A-Final, 4.-6. => B-Final)

15.02h LM1x; Andri Struzina (A-Final, Ränge 1-6)


22.09.2022 / vdg / last update 23.09./9.15h