Auch der Männer-Doppelvierer, der Frauen-Doppelzweier und Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte müssen den Umweg über den Hoffnungslauf bestreiten. Einer-Ruderin Jeannine Gmelin qualifizierte sich im Hoffnungslauf für den Halbfinal vom Freitag. 

Bildergalerie WM Racice, Vorläufe, Montag, 19.09.2022 (Fotograf: Detlev Seyb)

Bildergalerie WM Racice, Hoffnungsläufe, Montag, 19.09.2022 (Fotograf: Detlev Seyb)

Am zweiten Wettkampftag startete die WM auch für die drei Schweizer Grossboote. Keine Blösse gab sich dabei der Frauen-Doppelvierer mit Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Salome Ulrich, obwohl er bereits im ersten WM-Rennen auf die Europameisterinnen und in dieser Saison überragend rudernden Britinnen traf. Die Schweizerinnen starteten am schnellsten. Schneller auch als Grossbritannien. «Genau solche Starts hatten wir im Vorfeld gegen den leichten Männer-Doppelzweier geübt», erklärte Schlagfrau Célia Dupré. «Das leichtere Boot bewegt sich am Start extrem schnell. Unser Ziel war es, möglichst nahe an diese Agilität heranzukommen.» 

Das am Start düpierte Boot aus Grossbritannien erholte sich indessen rasch und erkämpfte sich den Spitzenplatz noch vor der Streckenhälfte zurück. Es baute in der Folge den Vorsprung auf rund drei Sekunden aus und gab die Führung nicht mehr her. Das Schweizer Frauenboot seinerseits hielt die Verfolgerinnen aus den USA und Neuseeland geschickt in Schach, ohne ihren zweiten Rang zu gefährden. Célia Dupré: «Unser erstes Ziel war in erster Linie die direkte Halbfinal-Qualifikation. Wir haben noch Reserven und können bis zum nächsten Rennen noch etwas an unserer Geschmeidigkeit arbeiten.» Der WM-Halbfinal findet am Donnerstag, 12.25 / 12.35 Uhr, statt. 

Vierer ohne Steuermann: Halbfinal um 0,25 Sekunden verpasst
Nicht ganz so explosiv wie das Frauenboot kam der Vierer ohne Steuermann mit Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch und Roman Röösli in Fahrt. Australien stampfte bereits souverän vorneweg, als das Schweizer Boot im zweiten Streckenviertel auf dem dritten Zwischenrang liegend den Druck erhöhte. «Wir konnten nach dem nicht gelungenen Start einen guten Speed finden», sagte Schlagmann Tim Roth. Das Boot eroberte noch vor der Streckenhälfte den zweiten Zwischenrang, der für das direkte Weiterkommen notwendig war. In der Folge entbrannte ein harter Schlagabtausch zwischen der Schweiz und den USA um eben diesen Halbfinal-Qualifikationsplatz. Tim Roth: «Die USA konterten gut und stahlen uns etwas das Momentum.» Bei der 1500-Meter-Marke führten die USA mit einem Vorsprung von gerade mal fünf Hundertstelsekunden, einer knappen Bugballlänge, auf die Schweiz. Kopf an Kopf ging es Richtung Ziel, wo die beiden Boote am Ende 0,25 Sekunden zu Ungunsten der Schweizer trennten. Der Schweizer Vierer belegte den dritten Rang und bestreitet am Dienstag, ab 11.37h, den Hoffnungslauf. 

Ebenfalls auf den dritten Rang ruderte der Männer-Doppelvierer mit Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider und Dominic Condrau. Weil auch in diesem Vorlauf nur zwei Boote direkt in den WM-Halbfinal weiterkamen, starteten die Schweizer fulminant und stiessen hinter den Ukrainern sofort auf den zweiten Zwischenrang vor. Vize-Europameister Polen aber rollte das Feld vom dritten Zwischenrang kommend von hinten auf, überholte bis zur Streckenhälfte die Schweiz und bis zur 1500-Meter-Marke auch die Ukraine. «Uns ist es gelungen, bis 1200 Meter gut mit der Ukraine und Polen mitzufahren», bilanzierte Patrick Brunner im Ziel. «800 Meter vor dem Ziel haben die beiden Boote an Tempo zugelegt, worauf wir in diesem Rennen nicht reagieren konnten.» Damit verblieb dem Schweizer Boot der dritte Rang und der Umweg über den Hoffnungslauf am Dienstag, 12.05 / 12.12h.

Beide Frauen-Doppelzweier bestreiten den Hoffnungslauf
Im Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte kamen lediglich die Vorlaufsiegerinnen direkt in den Halbfinal. Dieses Ticket buchten die Britinnen Imogen Grant und Emily Craig mit einem kontrollierten Start-Ziel-Sieg. Frédérique Rol und Patricia Merz konnten im Verlauf des Rennens die starken Neuseeländerinnen überholen und hinter sich lassen. Damit platzierten sie sich auf dem zweiten Rang. Auch wenn der WM-Auftakt gelungen ist, rudern die beiden Leichtgewichte am Dienstag, ab 12.19h, im Hoffnungslauf um den Einzug in den Halbfinal. 

Als Vierte des Vorlaufs bestreiten auch Fabienne Schweizer und Nina Wettstein im Frauen-Doppelzweier am Mittwochmittag, 12.00/12.07h, den Hoffnungslauf. Dominiert wurde deren Vorlauf von den Olympiasiegerinnen aus Rumänien, Simona Radis und Ancuta Bodnar. Als zweitplatziertes Boot gab sich aber auch Grossbritannien keine Blösse und verwies die Ukraine gemeinsam mit der Schweiz in den Hoffnungslauf.  

Einer-Ruderin Jeannine Gmelin steht im WM-Halbfinal
Später am Nachmittag fanden die ersten Hoffnungsläufe der Weltmeisterschaften statt. Jeannine Gmelin qualifizierte sich dabei als Zweitplatzierte für den WM-Halbfinal vom Freitag. ABER: Was für ein Rennen! Was für ein Finish! Die Lokalmatadorin Lenka Antosova und Jeannine Gmelin lieferten sich über die gesamte Rennstrecke einen eindrücklichen Zweikampf. «Ein Knochenbeisser-Rennen», wie Jeannine Gmelin es im Ziel nannte. «Zubeissen und nicht mehr loslassen.» Hatte die Tschechin nach 500 Metern die Nase um 0,44 Sekunden vorne, so konterte die Schweizerin auf dem zweiten Streckenviertel und hatte bei der 1000-Meter-Marke um 0,44 Sekunden die Nase vorne. Hauchdünn, um 0,27 Sekunden, verteidigte Jeannine Gmelin ihre Führung bei der dritten Zwischenzeit nach 1500 Metern. Was dann folgte, hatte Final-Charakter. Die Führung zwischen den beiden Kontrahentinnen wechselte mit fast jedem Ruderschlag. Einmal lag Antosova vorne, dann wieder Gmelin. Gmelin schlug eine höhere Kadenz, Antosova konterte mit Wucht. «Ich konnte liefern, was ich mir vorgenommen habe und freue mich darüber», so Jeannine Gmelin. Der Entscheid fiel schliesslich per Fotofinish: Um 0,20 Sekunden lag die Tschechin im Ziel vorne. Jeannine Gmelin aber zog ebenfalls in den WM-Halbfinal vom Freitag ein (11.36 / 11.46h). Dann gilt es nochmals eine Schippe draufzulegen.

Im Hoffnungslauf des Männer-Einers holte sich Scott Bärlocher dank einem starken Rennen den notwendigen zweiten Rang und schaffte damit den Einzug in den Viertelfinal. Bis zur Halbzeit führte der Schweizer das Rennen an. Auf dem dritten Streckenabschnitt aber übernahm der Slowene Filip-Matej Pfeifer die Spitze. Den zweiten Rang ruderte Scott Bärlocher schliesslich sicher ins Ziel und ist an der WM verdient eine Runde weiter. Die Viertelfinals finden am Mittwoch in vier Serien ab 10.00 Uhr statt.

Jonah Plock und Maurin Lange belegten im Hoffnungslauf des Zweiers ohne Steuermann den dritten Rang und rudern am Donnerstag im Halbfinal um den Einzug in den C- oder D-Final. Das heutige Rennen erinnerte stark an die ersten Auftritte der jungen Crew an den Weltucp-Regatten von Belgrad und Poznan: angriffig, hochtourig und schnell. Das Boot lief, der Rhythmus stimmte. Alles war gerüstet für einen starken Showdown. Nur gab es an den beiden Booten aus Litauen und Italien heute kein Vorbeikommen, auch wenn die Schweizer mit vereinten Kräften voran stürmten.

Resultate WM Racice (CZE) vom Sonntag, 18.09.2022:

Frauen
Einer Frauen (W1x)
Hoffnungslauf
1. Lenka Antosova (CZE) 07:31.01; 2. Jeannine Gmelin (SUI) 07:31.21 (=> Halbfinal); 3. Kara Kohler (USA) 07:32.97; 4. Mahsa Javer (IRI) 07:47.89; 5. Nina Kostanjsek (SLO) 07:49.67

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
Vorlauf
1. Imogen Grant / Emily Craig (GBR) 06:55.47; 2. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:02.25 (=> Hoffnungslauf); 3. Jackie Kiddle / Rachael Kennedy (NZL) 07:09.42; 4. Kristyna Neuhortova / Veronika Cinkova (CZE) 07:16.51; 5. Wing Yan Winne Hung / Sheung Yee Wong (HKG) 07:27.72; 6. Huda Fahmy Mansour / Salma Abdelrahman (EGY) 07:36.74

Doppelzweier Frauen (W2x)
Vorlauf
1. Simona Radis / Ancuta Bodnar (ROU) 06:51.82; 2. Saskia Budgett / Kyra Edwards (GBR) 07:00.62; 3. Diana Serebrianska / Anastasiia Kozhenkova (UKR) 07:03.26; 4. Fabienne Schweizer / Nina Wettstein (SUI) 07:05.53 (=> Hoffnungslauf); 5. Styliani Natsioula / Evangelia Fragkou (GRE) 07:19.08

Doppelvierer Frauen (W4x)
Vorlauf
1. Grossbritannien 06:21.51; 2. Schweiz (Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich) 06:24.84 (=> Halbfinal); 3. USA 06:28.11; 4. Neuseeland 06:33.17

Männer
Einer Männer (M1x)
Hoffnungslauf
1. Filip-Matej Pfeifer (SLO) 06:58.06; 2. Scott Bärlocher (SUI) 07:01.44 (=> Viertelfinal); 3. Andre Pinto (POR) 07:06.27; 4. Quentin Antognelli (MON) 07:18.75; 5. Jan Potucek (CZE) 07:25.03; 6. Rodrigue Ibrahim (LBN) 08:50.20

Zweier ohne Steuermann Männer (M2-)
Hoffnungslauf
1. Domantas Stankunas / Dovydas Stankunas (LTU) 06:30.96; 2. Giovanni Codato / Davide Comini (ITA) 06:33.01; 3. Jonah Plock / Maurin Lange (SUI) 06:36.76 (=> Halbfinal C/D); 4. Anton Loncaric / Patrik Loncaric (CRO) 06:43.66; 5. Bela Simon / Adrian Juhasz (HUN) 06:45.49; 6. Nelson Ritsema / Bjorn Van Den Ende (NED) 06:45.96

Vierer ohne Steuermann Männer (M4-)
Vorlauf
1. Australien 05:53.31; 2. USA 05:55.13; 3. Schweiz (Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch, Roman Röösli) 05:55.38 (=> Hoffnungslauf); 4. Österreich 06:19.30

Doppelvierer Männer (M4x)
Vorlauf
1. Polen 05:43.00; 2. Ukraine 05:45.56; 3. Schweiz (Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider, Dominic Condrau) 05:49.72 (=> Hoffnungslauf); 4. China 05:52.55; 5. Belgien 5:54.11

Startzeiten Hoffnungsläufe Dienstag, 20.09.2022

11.01h LW1x; Eline Rol (Hoffungslauf 2; 1.-2. => Halbfinal, 3.. => Halbfinal C/D)

11.44h M4-; Tim Roth, Andrin Gulich, Joel Schürch, Roman Röösli (Hoffnungslauf 2; 1.-2. => Halbfinal, 3.. => Halbfinal C/D)

12.05h M4x; Patrick Brunner, Kai Schätzle, Nils Schneider, Dominic Condrau (Hoffnungslauf 1; 1.-3. => Halbfinal, 4.. => C-Final)

12.19h LW2x; Frédérique Rol, Patricia Merz (Hoffnungslauf 1; 1.-2. => Halbfinal, 3.. => Halbfinal C/D)

19.09.2022 / vdg / 18.45h