Noch vor der offiziellen Eröffnungsfeier standen am 23. Juli zwei Schweizer Ruderboote im Einsatz. Den Auftakt machten die Vorlaufserien im Einer. Jeannine Gmelin startete ihren Vorlauf schnell und mit hoher Schlagzahl. Neben der Britin Victoria Thornley setzte sie sich bereits nach den Startschlägen vom Feld ab. Die Britin übernahm die Führung und hielt die Schweizerin auf der ersten Streckenhälfte stets eine halbe Bootslänge auf Distanz. 

Nach Streckenhälfte erhöhte Jeannine Gmelin den Druck. Denn mit einem Sieg hätte sie sich eine bessere Bahnzuteilung sichern können, ein Vorteil bei den unberechenbaren Wasserverhältnissen in Tokio. Die Britin jedoch konterte den Angriff und verschaffte sich im Gegenzug eine weitere halbe Bootslänge Vorsprung. «Bei seitlichem Gegenwind war klar, dass ich auf der äussersten Bahn mehr Aufwand hätte aufwenden müssen, um voll auf Sieg zu fahren,» erklärte Jeannine Gmelin nach dem Rennen. «Wichtiger war mir, nach dem guten Start das Rennen solide ins Ziel zu bringen.» Für ein Weiterkommen waren die Ränge 1-3 notwendig. Mit dem zweiten Rang sicherte sich Jeannine Gmelin die direkte Qualifikation für die Viertelfinals.

Spektakel versprochen - Spektakel geliefert
Was für ein enges Rennen, was für ein Photofinish, und das in einem Vorlauf! Roman Röösli und Barnabé Delarze ruderten in diesem hochkarätig besetzten Vorlauf mit Polen, Neuseeland und Irland den schnellsten Start. Das Feld aber blieb selbst nach der Startphase kompakt beisammen. Gerade mal 1,06 Sekunden trennten die vier Boote bei der 500-Meter-Marke. Die Schweiz passierte die Zeitmessung als drittes Boot. Bug an Bug ging es weiter über den zweiten Streckenviertel. Polen setzte sich an die Spitze und konnte sich eine halbe Luftkastenlänge Luft verschaffen. 

Es war wie bei einem Sesseltanz. Von den vier Booten kamen nur drei direkt weiter. Es war demnach nichts als logisch, dass auf der zweiten Streckenhälfte das viertplatzierte Irland den Befreiungsschlag suchte und das Schweizer Boot bedrängte. Röösli / Delarze liessen sich von den Iren indessen nicht beirren. Sie erhöhten ihrerseits den Druck stetig, schoben ihren Bugball an Neuseeland vorbei und machten Wasser auf Polen gut. «Wir konnten unseren Rennplan umsetzen und praktisch alles klappte wie geplant», sagte Roman Röösli. «Wir kamen gut über die erste Hälfte und konnten dann noch zulegen.» Bei der 1500-Meter-Marke lagen die Schweizer 1,44 Sekunden hinter den Polen auf dem zweiten Zwischenrang.

Röösli / Delarze zündeten einen langen Spurt und machten sich daran, die Polen noch abzufangen. Im Ziel musste schliesslich der Photofinish entscheiden. Gerade mal 2 Hundertstelsekunden fehlten den Schweizern für den Vorlaufsieg, aber mit dieser Kampfansage qualifizierten sie sich direkt für die Halbfinals. 

Sturmwarnung: Rennen vom Montag auf den Sonntag vorverschoben
Aufgrund eines tropischen Sturms, der in der Nacht auf Montag über Tokio hinwegfegen soll, gibt es eine Programmänderung. Neu finden die Rennen vom Montag bereits am Sonntag statt. Diese Entscheidung hat Auswirkungen auf den Männer-Doppelzweier, den Fraueneiner sowie allenfalls den Vierer-ohne. 

Die neuen Startzeiten der Vorläufe vom SA (Schweizer Zeit):
3.20h; LW2x, Frédérique Rol, Patricia Merz
4.50h; M4-, Andrin Gulich, Joel Schürch, Markus Kessler, Paul Jacquot

Die neuen Startzeiten der Rennen vom SO (Schweizer Zeit):
3.30h; LW2x, Frédérique Rol / Patricia Merz, Hoffnungslauf
4.30h; W1x; Jeannine Gmelin, Viertelfinal
5.50h; M2x; Roman Röösli / Barnabé Delarze, Halbfinal
6.10h; M4-, Andrin Gulich, Joel Schürch, Markus Kessler, Paul Jacquot, gegebenenfalls Hoffnungslauf

Resultate Olympische Spiele Tokio, Freitag, 23.07.2021:

Frauen
Einer (W1x) 
Vorlauf (Heat 4)
1. Victoria Thornley (GBR) 7:44.30; 2. Jeannine Gmelin (SUI) 7:47.20 (=> Viertelfinal); 3. Lovisa Claesson (SWE) 7:58.41; 4. Evidelia Gonzalez Jarquin (NCA) 8:25.18; 5. Claire Ayivon (TOG) 8:48.07

Männer
Doppelzweier (M2x)
Vorlauf (Heat 2)
1. Mateusz Biskup / Miroslaw Zietarski (POL) 6:11.22; 2. Roman Röösli / Barnabé Delarze (SUI) 6:11.24 (=> Halbfinal); 3. Christopher Harris / Jack Lopas (NZL) 6:12.05; 4. Philip Doyle /Ronan Byrne (IRL) 6:14.40

((Bild: Keystone-SDA))