Showdown um Olympia-Tickets auf dem Luzerner Rotsee

Showdown um Olympia-Tickets auf dem Luzerner Rotsee

Artikel - Showdown um Olympia-Tickets auf dem Luzerner Rotsee

Wenige Tage vor der traditionellen LUCERNE REGATTA (21.-23.5.) kämpfen am kommenden Wochenende auf dem Rotsee in Luzern über 400 Ruderinnen und Ruderer aus 49 Nationen an einer separaten Regatta um die letzten Startplätze an den Olympischen Spielen in Tokio.

SWISS ROWING schickt insgesamt drei Boote an die finale Olympia-Qualifikationsregatta. Neben den beiden Leichtgewichtsdoppelzweiern erhält auch der Frauendoppelvierer die Chance auf eine Olympia-Qualifikation. 

«Kiss or Cry» - um alles oder nichts geht es an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta (FOQR), die vom Samstag bis Montag, 15.-17. Mai, auf dem Luzerner Rotsee stattfindet. Nur ein kleiner Teil der Teilnehmenden wird sich den Olympiatraum erfüllen können. In den 14 olympischen Bootsklassen werden in der Regel noch zwei Startplätze vergeben. Eine Ausnahme gibt es bei den Frauen im Doppelzweier der Leichtgewichte und den Skiffs Frauen und Männer: In diesen drei Disziplinen sind noch je drei Quotenplätze zu vergeben. 

Frédérique Rol und Patricia Merz: Comeback und Saisonauftakt in einem
Das Schweizer Frauen-Leichtgewichtsboot erlebte verletzungsbedingt einen anspruchsvollen Frühling. In der zweiten Märzhälfte erlitt Frédérique Rol eine Stressfraktur an einer Rippe. «Wir konnten sehr schnell reagieren und uns das beste Umfeld organisieren. Ich wurde sehr gut auf allen Ebenen unterstützt», blickt Frédérique Rol zurück. «Es war nicht die Vorbereitung, die ich mir vorgestellt habe, aber im letzten Jahr war sowieso alles anders als geplant, und ich habe gelernt flexibel zu sein. Wir konnten viel aus dem letzten Monat lernen und mitnehmen.» 

Auf die Europameisterschaften in Varese und den ersten Weltcup in Zagreb verzichtete das Boot und konzentrierte seine Kräfte auf das Training im Nationalen Ruderzentrum in Sarnen. «Wir haben uns nicht an den verpassten Wettkämpfen orientiert, sondern meinen Trainingsplan so gestaltet, dass ich möglichst schnell wieder im Boot sein kann. Das Wettkampf-Feeling war schwer zu simulieren, doch wir konnten mehrere Rennbelastungen fahren, haben uns mental auf die Qualifikationsregatta vorbereitet und vertrauen auf die Erfahrung von 10 Jahren, die Patricia und ich zusammen haben», sagt Frédérique Rol. 
  
Unter den insgesamt 16 Booten im Frauendoppelzweier der Leichtgewichte gibt es keines, das Frédérique Rol und Patricia Merz in den letzten Jahren nicht schon geschlagen haben. Im B-Final der WM 2019 in Linz-Ottensheim verpassten neben Rol / Merz aber auch die Ruderinnen aus Kanada, Australien, den USA und Südafrika den angestrebten Olympia-Quotenplatz. Kanada «erbte» mittlerweile den Startplatz, weil der neuseeländische Verband sein ursprünglich qualifiziertes Boot nach dem Rücktritt von Zoe McBride zurückgezogen hat. Alle anderen wollen an der FOQR ebenfalls ihre letzte Chance nutzen. Auch die EM-Fünften aus Irland gilt es nach Möglichkeit hinter sich lassen, denn nur die besten drei Boote reisen nach Tokio.

Andri Struzina und Jan Schäuble: müssen mindestens 16 Boote hinter sich lassen
Die Silbermedaille am ersten Mai-Wochenende beim ersten Weltcup in Zagreb gab Andri Struzina und Jan Schäuble die Bestätigung, dass sie auf Olympia-Kurs sind. «Es war eine wichtige Standortbestimmung für uns und die letzte Gelegenheit, um Rennerfahrung zu sammeln», erklärt Jan Schäuble. Indessen fehlte beim ersten Weltcup der Direktvergleich mit der Konkurrenz aus Übersee. Die Boote aus Australien, Kanada, Neuseeland sowie China reisten erst vor wenigen Tagen nach Europa und bereiten sich auf dem Sempacher- und Hallwilersee auf die FOQR und den Weltcup in Luzern vor. Insgesamt werden an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta 18 Leichtgewichtsdoppelzweier im Einsatz stehen. Jan Schäuble: «Am Rotsee werden viele Boote rudern, die seit der WM in Linz-Ottensheim 2019 keine internationalen Rennen mehr gefahren sind. Wir werden deshalb unsere Rennerfahrung zu unseren Gunsten nutzen.»

Der Frauendoppelvierer: nichts zu verlieren und alles zu gewinnen
Wichtige erste Rennerfahrungen sammelte der hinsichtlich der Olympischen Spiele 2024 in Paris gegründete Frauendoppelvierer mittlerweile an der EM 2020 in Polen (6.), EM 2021 in Italien (9.) und kürzlich mit seinem dritten Rang beim ersten Weltcup im kroatischen Zagreb. Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg und Fabienne Schweizer erhalten an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta die Chance, sich ihren Olympiatraum bereits drei Jahre früher als geplant zu erfüllen. «Unsere Freude über diese Selektion ist riesig», sagt Schlagfrau Pascale Walker. «Unsere Motivation und unser Wille sind gross, um für eines der letzten Olympia-Tickets zu kämpfen. Wir werden die letzten Tage vor dem Wettkampf nutzen, um alles aus uns herauszuholen.» 

Das Schweizer Frauenboot tritt gegen fünf weitere Nationen an und muss sich unter den zwei besten Booten klassieren. Mit Australien, Frankreich und dem aufstrebenden Boot aus Norwegen ist die Konkurrenz gross. Dass sich das Schweizer Boot diesem immensen Qualifikationsdruck aussetzt, ist nicht zuletzt eine wichtige Generalprobe für das grosse Ziel in drei Jahren. «Auch wenn die Favoritenrolle anderen zukommt, wollen wir möglichst jetzt schon die Olympiatüre aufstossen», zeigt sich Pascale Walker kämpferisch.  

Da die Erholungsphase zwischen der finalen Olympia-Qualifikationsregatta und der LUCERNE REGATTA ausgesprochen kurz ist, werden diese drei Schweizer Boote beim Weltcup in Luzern (21.-23.5.) nicht im Einsatz stehen. 


Zeitplan finale Olympia-Qualifikationsregatta (15.-17.5.2021)
 

Les citations de Frédérique Rol en français :

« Nous avons pu réagir vite et organiser un très bon programme de réadaptation. J’ai été très bien soutenue sur tous les plans. Ce n’était pas la préparation que j’avais imaginée mais l’année passée m’a appris à être flexible ! Nous avons pu beaucoup apprendre du mois écoulé. » 

« Nous ne nous sommes pas focalisées sur les compétitions auxquelles nous ne pouvions pas participer mais avons établi mon plan d’entrainement afin que je puisse être de retour dans le bateau le plus rapidement possible. Même si les sensations propres à la compétition sont difficiles à retrouver, nous avons pu faire plusieurs courses d’entrainement, nous préparer mentalement pour la régate de qualification et avons confiance en nos 10 ans d’expérience commune en double poids légères ! »

 

Schweizer Boote an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta (15.-17.5.)

Offene Gewichtsklasse
Frauendoppelvierer (W4x) 
Pascale Walker (Ruderclub Zürich)
Lisa Lötscher (Seeclub Luzern)
Ella von der Schulenburg (Seeclub Küsnacht)
Fabienne Schweizer (Seeclub Luzern)

Leichtgewichte 
Frauen Doppelzweier (LW2x)
Frédérique Rol (Lausanne Sports Aviron)
Patricia Merz (See-Club Zug)

Männer Doppelzweier (LM2x)
Andri Struzina (See-Club Zug)
Jan Schäuble (Seeclub Stansstad)


Bereits für Tokio2020 qualifizierte Boote: 
Frauen Einer (W1x); Jeannine Gmelin (Ruderclub Uster) *
Männer Doppelzweier (M2x);
Roman Röösli (Seeclub Sempach), Barnabé Delarze (Lausanne Sports Aviron) *
Männer Vierer ohne Steuermann (M4-); Andrin Gulich (Seeclub Küsnacht), Joel Schürch (Seeclub Sursee), Paul Jacquot (Seeclub Zürich), Markus Kessler (Ruderclub Schaffhausen)

* bereits durch Swiss Olympic offiziell für die Olympischen Spiele Tokio 2020 selektioniert