Fünf Schweizer Boote rudern um EM-Medaillen

Fünf Schweizer Boote rudern um EM-Medaillen

Artikel - Fünf Schweizer Boote rudern um EM-Medaillen

Mit seinem Start-Ziel-Sieg im Halbfinal demonstrierte der Männer-Doppelzweier mit Roman Röösli und Barnabé Delarze deutlich Medaillen-Ambitionen.

Der Frauen-Doppelvierer überraschte mit einem Sieg im Hoffnungslauf. Auch der leichte Männer-Doppelzweier mit Andri Struzina und Jan Schäuble katapultierte sich als Dritte in den A-Final. Nicht zuletzt sicherten sich im Fraueneiner der offenen Gewichtsklasse Jeannine Gmelin und Sofia Meakin bei den Leichtgewichten einen Startplatz im A-Final. Insgesamt fünf Boote bestreiten am Sonntag die Rennen um EM-Medaillen. 

BILDERGALERIE Ruder-EM Poznan, Polen, vom Samstag, 10.10.2020 (Fotograf: Detlev Seyb)

BILDERGALERIE Ruder-EM Poznan, Polen, vom Samstag, 10.10.2020 (Fotograf: Jean-Michel Billy)

Gespannt warteten die Interessierten vor Ort und am Online-Live-Tracker auf den Halbfinal des Männer-Doppelzweiers mit Roman Röösli und Barnabé Delarze, als über den Newsticker des Weltverbands die Meldung eintraf, dass das Rennen aufgrund eines Schadens am deutschen Boot auf den Mittag verschoben werde. Unverrichteter Dinge zogen die sechs Doppelzweier wieder von dannen. «Wir zogen uns frische Kleider an, assen etwas Kleines und starteten unsere Rennvorbereitung wieder bei null», sagte Roman Röösli nach dem Rennen. 

Als der Startschuss über zwei Stunden später schliesslich doch noch fiel, wurde klar, dass sich die Schweizer in keinster Weise hatten ablenken lassen. Das Duo gab vom Start weg Vollgas und führte nach dem ersten Streckenviertel knapp vor Deutschland und Polen. «Wir wussten aber, dass die Polen ein gutes zweites Viertel haben.» Und prompt blieben die Polen Röösli / Delarze weiterhin auf den Fersen, während Deutschland leicht in Rückstand geriet. Mit einer Bootsspitze Vorsprung ging es über die ganze Strecke. Die Schweizer gaben sich jedoch keine Blösse und konnten ihren Vorsprung bis ins Ziel konstant halten. «Was wir am Vorabend analysiert hatten, konnten wir heute genau umsetzen. Das erlaubte uns, ab Streckenmitte konsequenter und sauberer zu rudern, was uns auch auf den letzten Metern die nötige Stabilität gab», fasste Roman Röösli zusammen. Der A-Final findet am Sonntagmittag um 12.31 Uhr statt.

Überraschender Frauen-Doppelvierer
Der Frauen-Doppelvierer, das Olympia-Projekt hinsichtlich der Olympischen Spiele in Paris 2024, nimmt definitiv Fahrt auf. Heute zeigten die jungen Ruderinnen Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg und Salomé Ulrich ein ausgezeichnetes Rennen auf hohem Niveau. «Ein solch kämpferisches Rennen zu rudern macht einfach richtig Spass», waren sich die vier Frauen nach dem Rennen einig. «Der Rhythmus stimmte heute vom ersten Meter an», ergänzte Schlagfrau Pascale Walker. Das Quartett packte seine Chance und suchte vom Start weg die Spitzenposition. Bei der 500-Meter-Marke lag das Boot in Führung, knapp gefolgt von Russland und Italien. Auch bei Streckenhälfte waren die Schweizerinnen noch vorne. Dann schnappte sich Italien zwischenzeitlich die Spitzenposition. Die Schweizerinnen konnten indessen nochmals zulegen und zündeten einen unwiderstehlichen Schlussspurt. Im Ziel verwiesen sie die Italienerinnen um 5 Hundertstelsekunden auf den zweiten Rang. Pascale Walker: «Mit diesem Rennen heute haben wir unsere Erwartungen bereits übertroffen. Wir sind hochmotiviert, jetzt sogar noch eine Schippe draufzulegen.» Der A-Final im Frauen-Doppelvierer findet am Sonntag um 13.46 Uhr statt.

Leichter Männer-Doppelzweier erneut mit starker Leistung
Nach dem Vorlaufsieg vom Vortag qualifizierten sich heute Andri Struzina und Jan Schäuble im leichten Doppelzweier mit einem cleveren Rennen für den A-Final. Auf dem 5. Zwischenrang liegend, schalteten die beiden Zentralschweizer kurz nach der 500-Meter-Marke einen Gang höher, liessen Frankreich und Dänemark hinter sich und platzierten sich bis zur Streckenhälfte bereits auf dem dritten Zwischenrang. «Wir waren von Anfang an nicht nur dabei, sondern mittendrin im Rennen», sagte Jan Schäuble. «So konnten wir den entscheidenden Schritt bei der Streckenhälfte machen.» Da nur die Ränge 1-3 in den A-Final weiterkamen, galt es, das viertklassierte Boot aus Frankreich Schlag um Schlag zu distanzieren. Das Schweizer Duo belegte verdient den dritten Schlussrang und rudert am Sonntag um 13.31 Uhr im A-Final. 

Beide Fraueneiner im A-Final
In Jeannine Gmelins Halbfinal im Fraueneiner hatte sich die Deutsche Pia Greiten früh an die Spitze gesetzt und führte das Feld bis nach Streckenhälfte vor Jeannine Gmelin an. Jeannine Gmelin erhöhte im dritten Streckenabschnitt die Schlagzahl und zog an der Deutschen vorbei. Bei der 1500-Meter-Marke lag Jeannine Gmelin knapp in Front. Pia Greiten aber gab sich noch längst nicht geschlagen, erhöhte ihrerseits den Druck und schob sich wieder an der Zürcherin vorbei. «In den letzten 250 Metern bekundete ich Mühe mit den doch recht unruhigen Bedingungen und verlor etwas an Geschwindigkeit», sagte Jeannine Gmelin. Parallel dazu mischte sich, vom vierten Zwischenrang kommend, die Griechin Anneta Kyridou ins Geschehen ein und warf sich gemeinsam mit dem deutschen und Schweizer Boot ins Ziel. Jeannine Gmelin belegte den dritten Schlussrang. Deutschland, Griechenland und die Schweiz trennten im Ziel nur 85 Hundertstelsekunden. «Ich erwarte am Sonntag ein enges Rennen und einen offenen Ausgang, bei dem alles möglich ist.» Der A-Final startet um 14.31 Uhr.

Ein ausgezeichnetes Rennen gelang heute auch Sofia Meakin im Leichtgewichtseiner. Nur die ersten beiden Boote des Hoffnungslaufs qualifizierten sich für den A-Final. Darum liess sich die Genferin nicht zwei Mal bitten und führte das Rennen bis zur 1500-Meter-Marke an, immer dicht gefolgt von der Italienerin Paola Piazzolla. Die Italienerin schnappte sich auf dem letzten Abschnitt die Führung. Sofia Meakin konterte, musste sich aber um 76 Hundertstelsekunden geschlagen geben. Der A-Final findet am Sonntagvormittag um 10.16h statt.

Ein Holperer am Start, und das Rennen ist bereits verloren. Dies passierte heute dem Vierer ohne Steuermann mit Joel Schürch, Nicolas Kamber, Paul Jacquot und Markus Kessler. Nach dem ausgezeichneten Vorlaufsieg vom Vortag fand sich das Boot heute vom Start weg auf dem fünften Zwischenrang wieder. Die Schweizer fanden den Rhythmus wieder, konnten die Lücke von rund zwei Sekunden auf den dritten Rang aber nicht mehr schliessen, der für eine A-Final-Qualifikation nötig gewesen wäre. Das Boot rudert den B-Final am Sonntag um 9.00 Uhr.

Pech hatten auch Frédérique Rol und Patricia Merz im Doppelzweier der Leichtgewichte. Die beiden lagen nach 500 Metern auf dem vierten Zwischenrang, schafften aber auf der zweiten Streckenhälfte den Zusammenschluss mit den drei Spitzenbooten aus Italien, Weissrussland und Polen. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht ruderten die vier Boote schliesslich ins Ziel. Zwischen dem Siegerboot Italien und dem 4. Rang lagen nur 1.21 Sekunden. Die Schweizerinnen verpassten den dritten Rang um 49 Hundertstelsekunden und damit auch die Qualifikation für den A-Final.


Startzeiten Ruder-EM Poznan, Polen, vom 11.10.2020
9.00 Uhr; M4- Joel Schürch, Nicolas Kamber, Paul Jacquot, Markus Kessler (B-Final)
9.15 Uhr; LW2x Frédérique Rol / Patricia Merz (B-Final)
10.16 Uhr; LW1x Sofia Meakin (A-Final)
12.31 Uhr; M2x Roman Röösli / Barnabé Delarze (A-Final)
13.31 Uhr; LM2x Andri Struzina / Jan Schäuble (A-Final)
13.46 Uhr; W4x Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg, Salomé Ulrich (A-Final)
14.31 Uhr; W1x Jeannine Gmelin (A-Final

SRF2 von 12.15-13.45h und SRFinfo ab 13.35 übertragen alle Schweizer Finals der Olympischen Bootsklassen.

RTS Sport überträgt die Finals auf seiner Website: rtssport.ch 



Resultate Ruder-EM Poznan, Polen, vom 10.10.2020:  

Einer Frauen (W1x) 
Halbfinal:
1. Pia Greiten (GER) 7:33.78 2. Anneta Kyridou (GRE) 7:33.93 3. Jeannine Gmelin (SUI) 7:34.63 => A-Final 4.  Jovana Arsic (SRB) 7:36.63 5. Veronica Lisi (ITA) 7:46.69 6. Emma Lunatti (FRA) 7:49.49

Einer Frauen Leichtgewichte (LW1x) 
Hoffnungslauf:
1. Paola Piazzolla (ITA) 7:46.79 2. Sofia Meakin (SUI) 7:47.55 => A-Final 3. Johanna Reichardt (GER) 7:52.11 4. Kristyna Neuhortova (CZE) 8:04.70

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
Halbfinal:
1. Federica Cesarini / Valentina Rodini (ITA) ) 6:58.65 2. Alena Furman / Anastasiia Ianina (BLR) 6:58.73 3. Weronika Deresz / Jaclyn Halko (POL) ) 6:59.37 4. Patricia Merz / Frédérique Rol (SUI) 6:59.86 => B-Final 5. Margaret Cremen / Aoife Casey (IRL) 7:08.98 6. Marie Moerch-Pedersen / Mathilde Persson (DEN) 7:15.24

Doppelvierer Frauen (W4x)
Hoffnungslauf:
1. Schweiz (Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg, Salome Ulrich) 6:25.56 => A-Final 2. Italien 6:25.61 3. Russland 6:28.51 4. Rumänien 6:28.84 5. Frankreich 6:30.93 6. Estland 6:44.28

Doppelzweier Männer (M2x)
Halbfinal:
1. Roman Röösli / Barnabé Delarze (SUI) 6:15.11 => A-Final 2. Mateusz Biskup / Miroslaw Zietarski (POL) 6:15.74 3. Saulius Ritter / Mindaugas Griskonis (LTU) 6:16.44 4. Marc Weber /Stephan Krüger (GER) 6:17.99 5. 
Alejandro Vera Ortega / Ismael Rifi Carbo (ESP) 6:28.84 6. Emanuele Fiume / Andrea Cattaneo (ITA) 6:35.42

Doppelzweier Männer Leichtgewichte (LM2x)
Halbfinal:

1. Pietro Ruta / Stefano Oppo (ITA) 6:18.82 2. Tim Brys / Niels van Zandweghe (BEL) 6:19.56 3. Andri Struzina / Jan Schäuble (SUI) 6:22.51 => A-Final 4. Hugo Beurey / Pierre Houin (FRA) 6:23.64 5. Oscar Petersen / Emil Espensen (DEN) 6:26.76 6. Maksim Telitcyn / Kirill Blinovskikh (RUS) 6:34.94

Vierer ohne Steuermann Männer (M4-)
Halbfinal:
1. Italien 5:54.21 2. Österreich 5:55.50 3. Frankreich 5:56.64 4. Russland 5:59.18 5. Schweiz (Joel Schürch, Nicolas Kamber, Paul Jacquot, Markus Kessler) 5:59.53 => B-Final 6. Kroatien 5:59.64