Raphaël Ahumada und Jan Schäuble sind Europameister im LM2x

Raphaël Ahumada und Jan Schäuble sind Europameister im LM2x

Artikel - Raphaël Ahumada und Jan Schäuble sind Europameister im LM2x

Raphaël Ahumada und Jan Schäuble haben an den Ruder-Europameisterschaften in Bled im Doppelzweier der Leichtgewichte die Goldmedaille gewonnen und feiern damit ihren ersten Europameistertitel ihrer Karriere.

Der Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte, der Frauen-Doppelvierer sowie der Frauen-Para-Einer belegten jeweils den sechsten EM-Rang. Weitere Medaillen können am zweiten Finaltag vom Sonntag noch hinzukommen. Mit ihrem heutigen Sieg im Halbfinal holten der Zweier-ohne mit Andrin Gulich / Roman Röösli und der Frauen-Einer mit Aurelia-Maxima Janzen die Tickets für den A-Final vom Sonntag. Insgesamt werden am Sonntag fünf Schweizer Boote um EM-Medaillen rudern.


Bildergalerie EM Bled, Samstag, 27.05.2023 (Fotografen: Maren Derlien, Detlev Seyb)


Bei Sonnenschein war im malerischen Bled alles für einen perfekten ersten Finaltag angerichtet. Der Schiebewind, der auf die Mittagsstunden aufkam, versprach schnelle Rennen. Das war natürlich ganz nach dem Geschmack von zwei jungen Schweizer Leichtgewichtsruderern. Die Ausgangslage war einfach: EM-Bronze im Doppelzweier der Leichtgewichte gab es zu verteidigen. Allen Teilnehmerbooten aber war klar, dass der Europameistertitel nur über die Schweizer Crew mit Raphaël Ahumada und Jan Schäuble gehen würde. Profi durch und durch, schafften die Schweizer indessen die hohe Kunst, an diesem Druck zu wachsen – anstatt zu zerbrechen. 

Die Griechen Antonios Papakonstantinou und Petros Gkaidatzis legten den Schnellstart hin, den alle von dieser Crew erwartete. Ahumada / Schäuble passierten die 500-Meter-Marke mit einem Rückstand von 0,06 Sekunden auf Griechenland. Was danach kam: «Daran kann ich mich eigentlich gar nicht mehr so richtig erinnern», sagte Jan Schäuble im Ziel glücklich. Der Zentralschweizer Ruderer tauchte gemeinsam mit seinem Waadtländer Teamkollegen in einen Tunnel ein, den er im Siegerinterview als «meditativ» bezeichnete. 

«…und ich realisierte, dass wir es geschafft haben.»
Die Schweizer übernahmen noch vor Streckenhälfte die Führung, um sie nie mehr herzugeben. «Selbst als im Mittelteil das Wasser unruhiger wurde, blieben wir technisch sauber», sagte Raphaël Ahumada. «Natürlich hatten wir insgesamt ein bis zwei kleine Patzer, aber unsere Ruder hängten nirgendwo am Wasser an. Es lief alles sehr ruhig und rhythmisch ab», ergänzte Jan Schäuble. «Und ganz plötzlich waren da die roten Bojen der Schlussmeter und ich realisierte, dass wir es geschafft haben.» 

Italien mit Gabriel Soares und Stefano Oppo vermochte Griechenland auf der zweiten Streckenhälfte die Silbermedaille noch abzujagen und auf den Bronzeplatz zu verweisen, die Schweizer aber lagen nicht mehr in Greifweite. «Es war das beste Rennen unserer bisherigen Karriere», bestätigte Jan Schäuble. Raphaël Ahumada und Jan Schäuble gewannen Gold, den Europameistertitel und gehören im Doppelzweier der Leichtgewichte spätestens seit heute zu den Gejagten in dieser einzigen olympischen Bootsklasse.

Frédérique Rol / Patricia Merz – 6. EM-Rang im Doppelzweier der Leichtgewichte
Frédérique Rol und Patricia Merz konnten heute im Finalrennen des Leichtgewichtsdoppelzweiers nicht in die Vergabe der Medaillenplätze eingreifen. Von Anfang an drückten Grossbritannien und Griechenland aufs Tempo. Dahinter reihte sich Frankreich als Verfolgerboot ein. Die Weltmeisterinnen aus Grossbritannien, Imogen Grant und Emily Craig, konnten sich um eine halbe Länge vor Zoi Fitsiou und Dimitra Eleni Kontou aus Griechenland absetzen, es reichte aber nicht für einen komfortablen Vorsprung. Dahinter fanden sich Frédérique Rol und Patricia Merz bereits vor der Rennhälfte mit Polen und Irland im hinteren Teil des Finalfeldes wieder und schafften den Anschluss an die Medaillenplätze nicht mehr. Am Ende belegte das Schweizer Duo den sechsten EM-Rang.

Frauen-Doppelvierer – 6. EM-Rang  
Im Frauen-Doppelvierer gelang Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer und Salome Ulrich heute ein ausgezeichneter Start. Sie reihten sich nach den Startschlägen hinter den Niederländerinnen auf dem zweiten Zwischenrang ein. Noch vor der ersten Abschnittsmarke nahmen die Boote aus der Ukraine, Grossbritannien und Deutschland aber das Zepter in die Hand und schoben sich an den Schweizerinnen vorbei. Die ersten fünf Boote passierten die 500-Meter-Marke innerhalb von 2,79 Sekunden. Bis zur Streckenhälfte war aber auch Italien am Schweizer Boot vorbeigerudert. Während vorneweg die Ukraine führte und die Niederlande sowie Grossbritannien in Schach hielt, entwickelte sich dahinter ein harter Schlagabtausch zwischen Deutschland, Italien und der Schweiz. Im Endeffekt klassierten sich diese drei Boote innerhalb von gerade mal 0,32 Sekunden auf den Rängen 4, 5 und 6 - mit dem kürzesten Ende für die Schweizerinnen. 

Claire Ghiringhelli – 6. EM-Rang bei ihrer Premiere
In ihrer ersten Finalteilnahme in ihrem ersten internationalen Meisterschaftsrennen belegte Claire Ghiringhelli im Para-Einer den sechsten EM-Rang. Vorneweg gab sich die norwegische Weltmeisterin Birgit Skarstein keine Blösse, wurde aber sowohl von Moran Samuel aus Israel als auch Nathalie Benoit aus Frankreich gefordert. Diese drei Boote klassierten sich im Abstand von nur drei Sekunden auf den Medaillenplätzen. Auch wenn Claire Ghiringhelli die Lücke auf die fünftplatzierte Ukrainerin Anna Sheremet zu verkleinern versuchte, belegte sie am Ende den sechsten Rang. Als nächstes will die Schweizer Para-Ruderin an den Weltcups in Varese und Luzern weitere wichtige Rennerfahrung sammeln.

Früher am Morgen hatten die letzten Halbfinals sowie die B-Finals um die EM-Ränge 7-12 stattgefunden:

Gulich / Röösli – im Riemenzweier weiterhin ungeschlagen
Nach ihrem Vorlaufsieg am Donnerstag siegte der Schweizer Riemenzweier mit Andrin Gulich und Roman Röösli heute auch im EM-Halbfinal und gehört im A-Final zu den Medaillenkandidaten. «Wir finden es gut, dass uns die Konkurrenz langsam auf der Rechnung hat», bestätigte Roman Röösli. Der schnellste Start gelang im Halbfinal zwar den Kroaten, welche die hohe Pace indessen nicht halten konnten. Andrin Gulich und Roman Röösli setzten sich in der Folge an die Spitze und verloren auch dann nicht an Dynamik, als sie erneut Kontakt mit einer Bahnbegrenzungsboje machten. «Uns gelang vieles, der Rhythmus stimmte. Aber zugegebenermassen können wir uns im Steuern immer noch verbessern», sagte Roman Röösli mit einem Schmunzeln. 

Als ärgster Herausforderer stellte sich das Boot aus Spanien heraus. Die WM-Zweiten, Javier Garcia Ordonez / Jaime Canalejo Pazos, hatten offenbar ihre Hausaufgaben seit ihrer Niederlage gegen die Schweizer beim Weltcup in Zagreb gemacht. So betrug der Vorsprung der Schweizer bei der 500-Meter-Marke und zur Rennhälfte gerade mal 0,62 respektive 0,73 Sekunden. Zu wenig, um die Spanier zu entmutigen, aber genug, um sie mit der Zeit mürbe zu machen. Auch im dritten Streckenabschnitt behielten Gulich / Röösli den Vorsprung exakt bei. Im letzten Streckenabschnitt liessen sich die Spanier schliesslich zu einem finalen Angriff hinreissen, den die Schweizer mit einer wuchtigen Beschleunigung konterten, sich mit erstaunlicher Leichtigkeit von Spanien absetzten und den Vorsprung innert Kürze auf 1,44 Sekunden vergrösserten. Roman Röösli: «Wir haben im Endspurt immer noch Luft nach oben. Bei den letzten Spurtschlägen konnten wir heute bereits etwas Druck rausnehmen.» Im finalen Schlagabtausch am Sonntag um 12.05 Uhr werden Andrin Gulich und Roman Röösli neben den WM-Zweiten aus Spanien auch auf die Weltmeister aus Rumänien und die WM-Dritten aus Grossbritannien treffen. «Das sind alles sehr gute Boote, die wir zu keiner Zeit unterschätzen. Aber wir freuen uns auf dieses Rennen und werden alles geben», sagte Roman Röösli.

Aurelia-Maxima Janzen – per Halbfinalsieg zum EM-Final im Frauen-Einer 
Was die erst 19-jährige Newcomerin Aurelia-Maxima Janzen an der EM in Bled im Frauen-Einer zeigt, ist nichts weniger als eindrücklich. Das Halbfinalrennen selber entwickelte sich zu einem spannenden Schlagabtausch, bei welchem sich neben Aurelia-Maxima Janzen die Serbin Jovana Arsic und die Bulgarin Desislava Angelova als Anwärterinnen auf die Finalplätze herauskristallisierten, während Dänemark, Ungarn und Lettland alsbald zurückfielen. Bis zur Halbzeit führte die Serbin. Mit einem Rückstand von gerade mal 0,70 Sekunden folgte dicht dahinter Aurelia-Maxima Janzen. 

Nach 1200 Rennmetern ging die Schweizerin in Führung, aber sowohl die Serbin als auch Bulgarin konterten. Kurz vor der 1500-Meter-Marke reihten sich die drei Frauen auf einer Reihe wie an einer Perlenkette auf. Aurelia-Maxima Janzen passierte die Abschnittsmarke als Erste mit einem Vorsprung von 0,01 Sekunden auf die Serbin Jovana Arsic. 0,29 Sekunden dahinter überfuhr Desislava Angelova aus Bulgarien die Zeitabnahme und erhöhte umgehend das Tempo. Die Schweizerin reagierte sofort. Sie erhöhte ihre Schlagzahl zwar nur minim, erhöhte aber den Druck und setzte sich so gekonnt ab. Aurelia-Maxima Janzen vergrösserte den Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen auf den letzten 300 Rennmetern gar noch auf 2,52 Sekunden. Die Bulgarin belegte den zweiten Rang, Serbien holte das dritte Finalticket. Am Sonntag um 13.09 Uhr wird Aurelia-Maxima Janzen zudem auf die niederländische Titelverteidigerin Karolien Florijn, die Litauerin Ieva Adomaviciute sowie die Spanierin Virginia Diaz Rivas treffen.

Männer-Doppelvierer – 10. EM-Rang
Das erste Rennen mit Schweizer Beteiligung war am heutigen Samstag der B-Final im Männer-Doppelvierer mit Maurin Lange, Nils Schneider, Jonah Plock und Scott Bärlocher. Dem Boot gelang ein guter Start. Nur 0,65 Sekunden hinter Norwegen passierten die Schweizer die 500-Meter-Marke. Knapp dahinter lauerte Deutschland und schob sich auf dem zweiten Streckenviertel an den Schweizern vorbei. Norwegen, Deutschland und die Schweiz trennten zur Streckenmitte jedoch nur 1,59 Sekunden. Vieles war noch möglich. Auf dem dritten Streckenabschnitt fuhr Litauen auf das Schweizer Boot auf und überholte es knapp vor der 1500-Meter-Marke. Ein Windhauch von 0,18 Sekunden betrug der Rückstand der Schweizer auf Litauen zu diesem Zeitpunkt. Auf den letzten Spurtmetern versuchten die Schweizer nochmals zuzulegen, schafften das Kraftakt an den Litauern vorbei jedoch - um 0,36 Sekunden geschlagen - knapp nicht mehr. Der 4. Rang im B-Final entspricht dem 10. EM-Gesamtrang.

Zum Abschluss der Europameisterschaften rudern am Sonntag nochmals fünf Schweizer Boote um EM-Medaillen. Wie oben erwähnt, werden der Zweier-ohne mit Andrin Gulich / Roman Röösli aber auch Aurelia-Maxima Janzen im Frauen-Einer im Einsatz stehen. Zudem verteidigt Andri Struzina im Leichtgewichtseiner seine EM-Bronzemedaille aus dem Vorjahr. Eline Rol wird ihren ersten EM-Final im Leichtgewichtseiner bestreiten. Viel Spektakel verspricht sicher auch das Medaillenrennen im Vierer ohne Steuermann. Patrick Brunner, Kai Schätzle, Joel Schürch und Dominic Condrau werden alles daran setzen, den fünften Rang, welchen das Boot an der EM in München in anderer Besetzung erreicht hatte, zu verbessern. 

Schweizer Fernsehen SRF überträgt auch den letzten Finaltag der Ruder-EM in Bled live von 11.30 – 14.10 Uhr auf SRF2. 


Resultate Europameisterschaften Bled (Slo), Samstag, 27.05.2023:

Frauen

Skiff Frauen (W1x)
Halbfinal 
1. Aurelia-Maxima Janzen (SUI) 07:38.14 (=> A-Final); 2. Desislava Angelova (BUL) 07:40.66; 3. Jovana Arsic (SRB) 07:42.76; 4. Fie Udby Erichsen (DEN) 07:44.05; 5. Kitti Bertus (HUN) 08:14.31; 6. Laine Rumpe (LAT) 08:16.69

Para-Skiff Frauen (PR1 W1x)
A-Final
1. Birgit Skarstein (NOR) 10:05.80; 2. Moran Samuel (ISR) 10:07.97; 3. Nathalie Benoit (FRA) 10:08.36; 4. Manuela Diening (GER) 10:20.10; 5. Anna Sheremet (UKR) 10:46.35; 6. Claire Ghiringhelli (SUI) 11:03.09

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
A-Final
1. Imogen Grant / Emily Craig (GBR) 06:52.32; 2. Zoi Fitsiou / Dimitra Eleni Kontou (GRE) 06:54.78; 3. Claire Bove / Laura Tarantola (FRA) 06:55.30; 4. Katarzyna Welna / Martyna Radosz (POL) 06:56.31; Margaret Cremen / Aoife Casey (IRL) 06:59.64; 6. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:04.19

Doppelvierer Frauen (W4x)
A-Final
1. Ukraine 06:19.12; 2. Niederlande 06:20.28; 3. Grossbritannien 06:22.13; 4. Italien 06:24.37; 5. Deutschland 06:24.54; 6. Schweiz (Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer, Salome Ulrich) 06:24.69

Männer

Doppelzweier Leichtgewichte Männer (LM2x)
A-Final 
1. Raphaël Ahumada / Jan Schäuble (SUI) 06:13.81; 2. Gabriel Soares / Stefano Oppo (ITA) 06:15.06; 3. Antonios Papakonstantinou / Petros Gkaidatzis (GRE) 06:15.99; 4. Miroslav Vrastil / Jiri Simanek (CZE) 06:19.19; 5. Stanislav Kovalov / Igor Khmara (UKR) 06:20.80; 6. Fintan Mc Carthy / Hugh Moore (IRL) 06:22.31 

Zweier-ohne Männer (M2-)
Halbfinal
1. Andrin Gulich / Roman Röösli (SUI) 06:30.26 (=> A-Final); 2. Javier Garcia Ordonez / Jaime Canalejo Pazos (ESP) 06:31.70; 3. Milos Vasic / Martin Mackovic (SRB) 06:34.58; 4. Guillaume Krommenhoek / Abe Wiersma (NED) 06:37.04; 5. Michal Szpakowski / Wiktor Chabel (POL) 06:46.76; 6. Anton Loncaric / Patrik Loncaric (CRO) 06:49.68

Doppelvierer Männer (M4x)
B-Final
1. Norwegen 05:52.01; 2. Deutschland 05:52.82; 3. Litauen 05:54.32; 4. Schweiz (Maurin Lange, Nils Schneider, Jonah Plock, Scott Bärlocher) 05:54.68 (=> 10. EM-Rang); 5. Kroatien 06:07.06


Startzeiten Sonntag, 28.05.2023

B-Final (Ränge 7-12)
10.13h W2x Lisa Lötscher / Fabienne Schweizer 

A-Finals (Ränge 1-6)
10.51h LM1x Andri Struzina 
11.01h LW1x Eline Rol 
11.33h M4- Patrick Brunner, Kai Schätzle, Joel Schürch, Dominic Condrau 
12.05h M2- Andrin Gulich / Roman Röösli
13.09h W1x Aurelia-Maxima Janzen


27.05.2023 / vdg / 17.35h