7 Boote rudern um eine EM-Medaille - 2 können noch folgen

7 Boote rudern um eine EM-Medaille - 2 können noch folgen

Artikel - 7 Boote rudern um eine EM-Medaille - 2 können noch folgen

7 von 11 Schweizer Booten stehen bereits als EM-Finalisten fest. Raphaël Ahumada / Jan Schäuble bleiben im Doppelzweier der Leichtgewichte weiterhin ungeschlagen.

Zudem beeindruckten die Siege im Hoffnungslauf von Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer und Salome Ulrich im Frauen-Doppelvierer sowie Andri Struzina im Leichtgewichtseiner. Mit dem Zweier-ohne der Männer sowie dem Frauen-Einer können sich am Samstag noch zwei weitere Boote für die EM-Medaillenrennen qualifizieren. 


Bildergalerie EM-Bled, Freitag, 26.05.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)


Nach dem Vorlaufsieg tags zuvor ruderten Raphaël Ahumada und Jan Schäuble im EM-Halbfinal vom Freitagnachmittag um den Finaleinzug – und blieben weiterhin ungeschlagen. Den schnellsten Start erwischten zwar die Iren Fintan McCarthy und Hugh Moore. Ahumada / Schäuble passierten die 500-Meter-Marke mit einem Rückstand von 0,38 Sekunden. Danach wechselten die Vorzeichen. «Die Bedingungen waren unruhig und der Schiebewind machte das Rennen schnell. Eigentlich genau so, wie wir es gerne haben», sagte Jan Schäuble. Die Schweizer erhöhten den Druck und überholten die Iren noch vor Streckenhälfte. «Uns war wichtig, diesen Schwung mit guter Technik auf die zweite Rennhälfte zu nehmen, was uns gelungen ist.» Parallel dazu nahm auch Griechenland mit Antonios Papakonstantinou und Petros Gkaidatzis Fahrt auf. Die Griechen schoben sich ebenfalls an Irland vorbei und hefteten sich an die Fersen des Schweizer Boots. Ahumada / Schäuble kontrollierten das Rennen indessen gekonnt von der Spitze aus und ruderten den Halbfinalsieg nach Hause. Das Duo verteidigt im EM-Final vom Samstag um 14.13 Uhr seine Bronzemedaille aus dem Vorjahr und hat durchaus Lust auf einen attraktiven Farbwechsel. Sie treffen auf die Boote aus Tschechien, Italien, Ukraine, Griechenland und Irland. «Wir können im Finalrennen nochmals zulegen und freuen uns darauf, das Rennen mit einem guten Rhythmus zu rudern.»

Am Freitagvormittag – noch bei Windstille sowie perfekt flachem Wasser - hatten acht Schweizer Boote ihre Rennen um den Finaleinzug bestritten. In den Hoffnungsläufen erhielten jeweils die ersten beiden Boote ein Ticket für den A-Final. 

Rol / Merz – mit 30 Lebensjahren Erfahrung in den EM-Final
Für den ersten Finaleinzug des Tages zuständig gewesen waren Geburtstagskind Frédérique Rol und Patricia Merz, die eindrücklich demonstrierten, wie man sich selbst perfekt zum 30. Geburtstag beschenkt. Die Schweizerinnen ruderten im Hoffnungslauf des Leichtgewichtsdoppelzweiers eine ausgezeichnete erste Streckenhälfte und lagen in Führung. Bereits vor der Rennhälfte aber näherten sich die Polinnen mit wuchtigen Schlägen und machten klar, dass sie den Sieg ebenfalls anvisierten. «Wir nahmen den Ball der Polinnen auf und konnten so den weiteren Rennverlauf mitbestimmen», sagte Frédérique Rol. Kurz nach der 1000-Meter-Marke setzte sich Polen an die Spitze. Rol / Merz bewahrten Ruhe, arbeiteten sich akribisch bis auf 0,31 Sekunden wieder an das polnische Boot heran, forcierten auf den letzten Rennmetern den Sieg aber nicht. Der zweite Rang reichte vollends für den A-Final am Samstag um 13.57 Uhr, wo bekanntlich abgerechnet wird. Frédérique Rol: «Wir merken, wie wir uns von Rennen zu Rennen steigern, das motiviert uns. Umso mehr werden wir im A-Final bereit sein, den Kampf zu gewinnen. Dazu werde ich die Erfahrung von neuerdings 30 Lebensjahren einbringen.»

Das zweite Schweizer Geburtstagskind des Tages war Andri Struzina, der in seinem Geschenk zum 26. Geburtstag dem Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte in nichts nachstand. «Ich wollte das Rennen unbedingt gewinnen», sagte der Leichtgewichtsruderer nach dem Rennen. «Ich konnte meinen Rennplan umsetzen, hatte einen guten Start und starke erste tausend Meter. Auch die Zwischensprints klappten.» Im Endeffekt feierte er einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg. Währenddessen kämpften hinter ihm der Ungar Peter Galambos und der Deutsche Arno Gaus um den zweiten Qualifikationsplatz, der schliesslich an den Deutschen ging. Andri Struzina kontrollierte das Rennen von vorne und freute sich an der Ambiance. «Es war eindrücklich und machte mir grosse Freude, wie viele Leute mich mit Kuhglocken lauthals anfeuerten. Das fand ich ausserordentlich und besonders.» Andri Struzina rudert am Sonntag um 10.51h im EM-Final und verteidigt dort seine Bronze-Medaille aus dem Vorjahr.

Frauen-Doppelvierer – Stehvermögen getestet – per Sieg in den EM-Final 
Im heutigen Hoffnungslauf zeigten Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer und Salome Ulrich, welche Qualitäten im Frauen-Doppelvierer stecken. Ab dem zweiten Streckenviertel in Führung, liessen sich die Schweizerinnen den Schneid heute nicht abkaufen. Das Quartett harmonierte gut und eroberte nach 700 Rennmetern die Führung vom italienischen Boot. Im Schlagabtausch mit Italien ging es über die Strecke. «Auf der Bugposition hatte ich das Rennen übersichtlich im Blick», erklärte Salome Ulrich. «Wir kontrollierten die jeweiligen «Druckzehner» der anderen Nationen.» Bei jeder Abschnittszeit führte die Schweiz knapp vor den Italienerinnen – aber eben nur knapp. Deshalb witterte Italien 500 Meter vor dem Ziel Morgenluft und fuhr in einem letzten grossen Effort gefährlich auf die Schweizerinnen auf. Diese behielten die Nerven und dank beeindruckendem Stehvermögen das bessere Ende für sich. Auch wenn der zweite Rang für den A-Final gereicht hätte, liessen sich Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer und Salome Ulrich den Sieg nicht mehr nehmen und verwiesen Italien mit einem Rückstand von 0,17 Sekunden auf den zweiten Rang. Salome Ulrich: «Auf den letzten Rennmetern wollten wir uns selbst und unserer Konkurrenz klar machen, dass wir in diesen A-Final gehören, und dass in uns noch weitere Überraschungen stecken können.» Das Rennen um EM-Edelmetall findet am Samstag um 13.25h statt. 

Dieselbe Leistung gelang Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer im Doppelzweier rund 80 Minuten nach dem ersten Finaleinzug nicht mehr. Gut möglich, dass die Erholungszeit schlichtweg zu kurz war. Nicht ohne Grund sind Doppelstarts an internationalen Meisterschaften eher die Ausnahme. «Der Wechsel vom Doppelvierer in den -zweier war schwieriger als erwartet», gab Fabienne Schweizer unumwunden zu. «Wir fanden hier in Bled den «Groove», den wir von Zagreb her kannten, von Anfang an nicht wirklich.» Vor dem Schweizer Duo tat sich im Hoffnungslauf früh eine Lücke auf, die Lötscher / Schweizer nicht mehr zu schliessen vermochten. Die beiden belegten den fünften Rang «Wir sind froh, dass wir uns nun ganz auf den Doppelvierer konzentrieren können und erst wieder am Sonntag an den Doppelzweier denken müssen.» Lötscher / Schweizer rudern am Sonntagmorgen um 10.13 im B-Final des Frauen-Doppelzweiers.

Riemenvierer – Steigerungslauf in den A-Final
Was Patrick Brunner, Kai Schätzle, Joel Schürch und Dominic Condrau heute im Hoffnungslauf des Vierers ohne Steuermann ablieferten, war ein hartes, aber erfolgreiches Stück Arbeit. «Wir hatten uns vorgenommen aggressiver zu starten und uns möglichst schnell von den anderen Booten zu lösen», sagte Schlagmann Patrick Brunner. «Dies gelang uns im Vergleich zu gestern viel besser.» An den Niederlanden gab es zwar auch heute kein Vorbeikommen. Das Schweizer Boot sicherte sich jedoch mit gutem Start und dynamischem Streckenschlag den zweiten Rang im Hoffnungslauf vor Irland und der Ukraine. Damit rudert die Schweizer Crew am Sonntag um 11.33 Uhr im Final der sechs besten Riemenvierer Europas und trifft mit Grossbritannien, den Niederlanden, Rumänien, Frankreich und Polen auf starke Konkurrenz. Patrick Brunner: «Im A-Final wollen wir uns über technisch besseres Rudern steigern und so noch einige Sekunden herausholen.»

Dem zweiten Männer-Grossboot, dem Doppelvierer mit Maurin Lange, Nils Schneider, Jonah Plock und Scott Bärlocher gelang der Einzug in den A-Final indessen nicht. Als Viertplatzierter des Hoffnungslaufs rudert das Schweizer Boot am Samstag, 10.16h, im B-Final um die Ränge 7-12. Die begehrten zwei Spitzenplätze, die für den A-Final notwendig waren, beanspruchten vom ersten Rennmeter an Polen und die Ukraine. Deutschland lag schon nach 500 Metern auf dem dritten Zwischenrang und liess die Schweiz nicht aufrücken. Jetzt gilt es sich zu erholen und Kraft zu sammeln für das Rennen um Rang Sieben.

Eline Rol – endlich die Qualifikation für den EM-Final
Vergangenen August, an der EM in München, war die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation für den Final der besten sechs Boote noch gross gewesen. Heute konnte die Genferin im Leichtgewichtseiner diese Lücke im Palmarès endlich schliessen. «Die Enttäuschung von München ist Teil des heutigen Erfolgs», sagte Eline Rol nach dem Rennen. «Ich bin glücklich über die Finalqualifikation, sie ist aber nur ein Schritt auf dem Weg zum eigentlichen Rennen am Sonntag um eine Medaille.» Eline Rol qualifizierte sich in Bled als Zweitplatzierte des Hoffnungslaufs hinter der Irin Siobhan Mccrohan. Während sich die Irin vom Beginn weg an die Spitze setzte, reihte sich Eline Rol auf dem zweiten Rang ein und verteidigte den Qualifikationsplatz souverän vor der Polin Jessika Sobocinska. Der EM-Final findet am Sonntag um 11.01 Uhr statt. 

Claire Ghiringhelli – erster internationaler Einsatz im Para-Einer – erster EM-Final
Nach Windstille und perfekten Ruderbedingen am Morgen kam ausgerechnet auf die Rennen der Para-Boote hin deutlicher Schiebewind auf, der das Wasser vor allem im Mittelstück etwas rau machte. Claire Ghiringhelli liess sich davon nicht irritieren und belegte hinter Israel und der Ukraine den dritten Rang im Para-Einer (PR1 W1x). «Ich freue mich, dass ich dem unruhigen Wasser getrotzt habe und habe das Rennen heute genossen», sagte Claire Ghiringhelli. Damit sicherte sich Claire Ghiringhelli bei ihrem ersten internationalen Wettkampf für die Schweiz die A-Final-Qualifikation. Sie rudert am Samstag um 12.50 Uhr an der EM in Bled in ihrem ersten A-Final überhaupt. «Meine Selektion für das SWISS ROWING Team und die Teilnahme an meinem ersten internationalen Rennen ist der Start ins Projekt Olympia 2024 in Paris. Die A-Final-Qualifikation ist ein wichtiger Schritt, zumal ich im Finalrennen von fünf der weltbesten Para-Ruderinnen umgeben sein werde. Ich kann es kaum erwarten.»

Am Samstagvormittag werden der Zweier ohne Steuermann mit Andrin Gulich / Roman Röösli sowie der Fraueneiner mit Aurelia-Maxima Janzen ihren EM-Halbfinal bestreiten. Beide Boote streben die Qualifikation für den A-Final an. Diese Finalrennen finden schliesslich am Sonntag statt (siehe Startzeiten am Ende der Resultate).


Resultate Europameisterschaften Bled (Slo), Freitag, 26.05.2023:

Frauen

Skiff Frauen Leichtgewichte (LW1x)
Hoffnungslauf 
1. Siobhan Mccrohan (IRL) 07:50.34; 2. Éline Rol (SUI) 07:53.16 (=> A-Final); 3. Jessika Sobocinska (POL) 07:58.42; 4. Oda Aagesen (NOR) 08:04.95; 5. Eszter Fehervari (HUN) 08:16.24

Para-Skiff Frauen (PR1 W1x)
Hoffnungslauf
1. Moran Samuel (ISR) 10:15.27; 2. Anna Sheremet (UKR) 10:31.10; 3. Claire Ghiringhelli (SUI) 10:39.38 (=> A-Final); 4. Manuela Diening (GER) 10:55.75; 5. Eva Mol (NED) 11:07.50

Doppelzweier Frauen (W2x)
Hoffnungslauf
1. Zoe Hyde / Sanita Puspure (IRL) 06:53.97; 2. Emma Lunatti / Margaux Bailleul (FRA) 06:54.61; 3. Saskia Budgett / Kyra Edwards (GBR) 06:55.01; 4. Yevheniia Dovhodko / Diana Serebrianska (UKR) 07:04.51; 5. Lisa Lötscher / Fabienne Schweizer (SUI) 07:13.51 (=> B-Final)

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
Hoffnungslauf
1. Katarzyna Welna / Martyna Radosz (POL) 07:03.17; 2. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:03.48 (=> A-Final); 3. Johanna Reichardt / Marion Reichardt (GER) 07:11.03; 4. Marie Morch-Pedersen / Mathilde Persson (DEN) 07:14.07 

Doppelvierer Frauen (W4x)
Hoffnungslauf
1. Schweiz (Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer, Salome Ulrich) 06:26.37 (=> A-Final); 2. Italien 06:26.54; 3. Rumänien 06:28.66; 4. Tschechien 06:40.17

Männer

Skiff Leichtgewichte Männer (LM1x)
Hoffnungslauf
1. Andri Struzina (SUI) 07:05.65 (=> A-Final); 2. Arno Gaus (GER) 07:07.88; 3. Peter Galambos (HUN) 07:34.25; 4. Ziya Mammadzada (AZE) 07:40.72

Doppelzweier Leichtgewichte Männer (LM2x)
Halbfinal 
1. Raphaël Ahumada / Jan Schäuble (SUI) 06:14.15 (=> A-Final); 2. Antonios Papakonstantinou / Petros Gkaidatzis (GRE) 06:16.57; 3. Fintan Mc Carthy / Hugh Moore (IRL) 06:18.31; 4. Dennis Carracedo Ferrero / Caetano Horta Pombo (ESP) 06:20.52; 5. Jonathan Rommelmann / Paul Leerkamp (GER) 06:25.08; 6. Dinis Duarte Costa / Afonso Duarte Costa (POR) 06:27.41

Vierer ohne Steuermann (M4-)
Hoffnungslauf
1. Niederlande 05:57.63; 2. Schweiz (Patrick Brunner, Kai Schätzle, Joel Schürch, Dominic Condrau) 06:00.51 (=> A-Final); 3. Ukraine 06:05.03; 4. Irland 06:05.10

Doppelvierer Männer (M4x)
Hoffnungslauf
1. Polen 05:49.09; 2. Ukraine 05:53.38; 3. Deutschland 05:55.30; 4. Schweiz (Maurin Lange, Nils Schneider, Jonah Plock, Scott Bärlocher) 05:57.36 (=> B-Final)


Startzeiten Samstag, 27.05.2023

B-Final (Ränge 7-12)
10.16h M4x Maurin Lange, Nils Schneider, Jonah Plock, Scott Bärlocher 

Halbfinals
10.48h M2- Andrin Gulich / Roman Röösli (1.-3. => A-Final; 4.-6. => B-Final)
11.28h W1x Aurelia-Maxima Janzen (1.-3. => A-Final; 4.-6. => B-Final)

A-Finals (Ränge 1-6)
12.50h PR1 W1x Claire Ghiringhelli
13.25h W4x Lisa Lötscher, Pascale Walker, Fabienne Schweizer, Salome Ulrich
13.57h LW2x Frédérique Rol / Patricia Merz
14.13h LM2x Raphaël Ahumada / Jan Schäuble


Startzeiten Sonntag, 28.05.2023

B-Final (Ränge 7-12)
10.13h W2x Lisa Lötscher / Fabienne Schweizer 

A-Finals (Ränge 1-6)
10.51h LM1x Andri Struzina 
11.01h LW1x Eline Rol 
11.33h M4- Patrick Brunner, Kai Schätzle, Joel Schürch, Dominic Condrau 
((12.05h evtl. M2- Andrin Gulich / Roman Röösli))
((13.09h evtl. W1x Aurelia-Maxima Janzen))


26.05.2023 / vdg / 18.45h