Weltcup in Poznan: Zwei Silber- und eine Bronzemedaille am Finaltag

Weltcup in Poznan: Zwei Silber- und eine Bronzemedaille am Finaltag

Artikel - Weltcup in Poznan: Zwei Silber- und eine Bronzemedaille am Finaltag

W4x SUI Silber
Mit der Silbermedaille beim Weltcup in Poznan realisierte der Frauen-Doppelvierer mit Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Célia Dupré seinen ersten Grosserfolg auf Weltcup-Stufe. Ebenfalls Silber gewann Jeannine Gmelin im Fraueneiner, ein starkes Zeichen.

Nach dem Weltcupsieg vor drei Wochen legte der Doppelzweier der Leichtgewichte mit Andri Struzina und Jan Schäuble heute mit der Bronze-Medaille nach. Insgesamt klassierten sich sieben Schweizer Boote in den Top Sechs.

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Bei heissen Temperaturen und böigem Wind demonstrierte der Frauen-Doppelvierer mit Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Célia Dupré eindrücklich, was alles mit vollem Commitment möglich ist. Das Boot erkämpfte sich die Silbermedaille hinter den Olympiasiegerinnen aus China.

Das Frauenboot war schnell gestartet. Mit 46 Schlägen pro Minuten sorgten sie für die höchsten Startschläge des Teilnehmerinnenfelds. Bei der 500-Meter-Marke führten die Niederlande vor China und der Schweiz. Bis zur Streckenhälfte übernahm China die Führung, die Schweizerinnen lagen weiterhin auf dem dritten Zwischenrang. Im Endspurt rangen die Schweizerinnen schliesslich die Niederlande nieder, welche in der Folge einen Ruderfehler begingen. Silber geht hochverdient an die Schweizerinnen hinter China. «Unsere tolle Leistung hier in Poznan war für uns eine Überraschung, aber auch cool, weil wir uns seit dem Weltcup in Belgrad so steigern konnten», sagte Schlagfrau Pascale Walker im Ziel. Salome Ulrich: «Für die meisten von uns ist es die erste Medaille auf Elite-Stufe.» Das Rennen selber bilanzierten die vier Frauen als anspruchsvoll. Lisa Lötscher: «Die Konditionen mit dem böigen Wind waren schwierig. Wir aber blieben kompakt und waren heute einfach bereit für diesen ersten grossen Erfolg.» Es war beeindruckend zu sehen, welche Steigerung für die vier Frauen in leicht umbesetzter Formation in den vergangenen drei Wochen möglich war. 

Jeannine Gmelin: Silber bei Rückkehr auf die internationale Ruderbühne

Gegen die Niederländerin Karolien Florijn fand Jeannine Gmelin im Skiff heute zwar kein Rezept, dafür aber riss sie gegen hinten eine grosse Lücke auf, welche die drittplatzierte Australierin Tara Rigney nicht mehr zu schliessen vermochte. Die grösste Herausforderung für die Schweizerin waren indessen die böigen Windverhältnisse. «Nicht nur der Mittelteil, das ganze Rennen war wirklich anspruchsvoll mit sehr starkem Seitenwind», erklärte sie nach dem Rennen. So gibt es denn in ihrer Erinnerung kein einziges Rennen ohne Wind, das sie je in Poznan gerudert hätte. Die Silbermedaille freut sie nun umso mehr: «Es war spannend zu sehen, wo ich aktuell stehe. Für mich ist klar, dass die Saison noch lange ist und ich noch viele Ruderkilometer vor mir habe.» Der Olympia-Zyklus hat für Jeannine Gmelin mit diesem ersten Erfolg erst richtig angefangen.

Männer-Leichtgewichts-Doppelzweier: Struzina / Schäuble mit Weltcup-Bronze

Was für eine Bestätigung für die Trainingsgruppe der Leichtgewichte: Drei Wochen nach dem Weltcupsieg in Belgrad holte das Boot in veränderter Besetzung erneut eine Weltcup-Medaille. Der Start gelang Andri Struzina / Jan Schäuble heute voll und ganz. Das Schweizer Boot setzte sich sofort an die zweite Stelle hinter den Franzosen. «Wir sind am Start ein Risiko eingegangen», gab Jan Schäuble nach dem Rennen unumwunden zu. «Aber es hat sich am Ende ausbezahlt.» Nach 500 Metern führte die Schweiz vor Frankreich und Norwegen.
Auch bei Streckenhälfte lagen die Schweizer noch vorne. «Wir fanden einen schönen Rhythmus und konnten so mit den aufkommenden Norwegern mitrudern», so Jan Schäuble. Auf dem dritten Streckenabschnitt ging Norwegen in Führung. «Für uns wurde es da etwas zäher», sagte Andri Struzina. 500 Meter vor dem Ziel lagen die Schweizer noch auf dem Silberrang. Dann schob sich Frankreich vorbei. Aber Bronze ist für das Duo eine riesige Genugtuung. «Wir sind erst vor 1 1/2 Wochen zusammen ins Boot gestiegen», erklärte Andri Struzina. Dies wegen der Erkrankung von Raphaël Ahumada. «Die Feinabstimmung ist noch nicht zurück, es geht aber mit jedem Training besser.» Eines ist sicher: Mit der dreiköpfigen Trainingsgruppe der Leichtgewichte ist in diesem Jahr in jeder Besetzung zu rechnen.

Männer-Doppelvierer verbessert sich um einen Rang

Um einen Platz - verglichen zum Weltcup vor drei Wochen in Belgrad- steigerte sich der Männer-Doppelvierer mit Kai Schätzle, Patrick Brunner, Nils Schneider und Dominic Condrau. Das Boot belegte in Poznan den 5. Weltcuprang. China gab sich an der Spitze keine Blösse und ruderte einem Start-Ziel-Sieg entgegen. Das polnische Boot, angefeuert vom heimischen Publikum, ruderten bis kurz vor dem Ziel auf Silberkurs, wurde aber noch von Estland abgefangen. Die Schweizer kämpften Bug an Bug mit dem Boot aus den Niederlanden um den vierten Rang, wurden von den Niederländern aber im Ziel auf den fünften Rang verwiesen. Die nächste Steigerungsmöglichkeit bietet sich in drei Wochen beim dritten und finalen Weltcup in Luzern, der LUCERNE REGATTA.

Plock / Lange: 5. Rang beim ersten Weltcup-A-Final

Der Zweier ohne Steuermann mit Jonah Plock und Maurin Lange wartete heute mit einem Überraschungsstart auf, schoss mit 48 Schlägen pro Minute aus dem Startblock und setzte sich sofort an die Spitze seines ersten Weltcup-A-Finals. Die Schweizer blieben denn auch länger in der hohen Schlagzahl als alle anderen Crews. Das kann ein Risiko sein, muss aber nicht. Bis zur 500-Meter-Marke setzten sich die favorisierten Neuseeländer an die Spitze, die Schweizer Crew lag mit einem Rückstand von nur einer Sekunde auf dem zweiten Zwischenrang. Bis zur Streckenhälfte erhöhten die USA und Niederlande ihre Geschwindigkeit, Plock / Lange lagen auf dem vierten Zwischenrang mitten in der Verfolgergruppe. Auf der zweiten Streckenhälfte schaffte es Japan, sich noch an den Schweizern vorbeizuschieben, die schliesslich als Fünfte über die Ziellinie ruderten. 

Frédérique Rol und Patricia Merz: 6. Rang im Doppelzweier der Leichtgewichte.

Nachdem die beiden ungeschlagen in den A-Final vorgestossen waren, kam es doch etwas überraschend, dass sie heute nicht um eine Medaille mitfahren konnten. Vorneweg stürmten im A-Final Irland, die USA und Australien. Nach 250 Metern lagen Frédérque Rol und Patricia Merz auf dem vierten Zwischenrang, bei der 500-Meter-Marke war auch China vorbeigefahren, die Schweiz befand sich aber mit nur 1.77 Sekunden Rückstand auf dem fünften Zwischenrang. Bei der 1000-Meter-Marke hatten sich schliesslich auch die Lokalmatadorinnen aus Polen an Rol / Merz vorbeigeschoben. Die zweite Streckenhälfte musste es also richten. Auf dem letzten Streckenabschnitt versuchten die Schweizerinnen nach allen Kräften, noch an Polen vorbeizukommen, was aber um 0,23 Sekunden nicht gelang. Es blieb beim 6. Weltcuprang bei ihrem ersten internationalen Rennen seit den Olympischen Spielen in Tokio.

Pech hatte der Frauen-Doppelzweier mit Fabienne Schweizer und Nina Wettstein im B-Final. Die beiden hatten über Nacht die Plätze getauscht und starteten ihr Finalrennen eher verhalten. Auf der zweiten Streckenhälfte fand das Duo aber den Rhythmus und kämpfte sich Schlag um Schlag auf den vierten Zwischenrang vor. Dann aber, 70 Meter vor dem Ziel, verlor Nina Wettstein das Backbord-Skull und musste mit ansehen, wie das Ruder im Maltasee verschwand. Fabienne Schweizer ruderte das Boot schliesslich über die Ziellinie, was den 6. Rang bedeutete, der wiederum dem 12. Weltcuprang entspricht.

Das Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer:

«Sieben von neun Booten haben das A-Final erreicht. Von den Newcomers im Weltcup-Finale wie Jonah Plock/Maurin Lange bis zu arrivierten Crews wie Jeannine Gmelin hatten wir einen guten Auftritt unserer Nationalmannschaft, die sich sowohl aus neuen wie bewährten Booten zusammensetzt. Mit drei Podestplatzierungen haben wir zudem eine gute Medaillenbilanz erreicht. Der Frauen-Doppelvierer mit Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Célia Dupré hat besonders überzeugt und gezeigt, dass wir im Frauen-Grossbootprojekt einen guten Schritt vorangekommen sind. Die Silbermedaille von Jeannine Gmelin hat ebenfalls bestätigt, dass Jeannine bei ihrem internationalen Saisoneinstieg mit den Konkurrentinnen gut mithalten konnte. Jan Schäuble und Andri Struzina konnten sich im heutigen Finalrennen steigern und führten das Rennen zwischenzeitlich an. Der Effort zu Beginn des Rennens wirkte sich im Endspurt aus und so resultierte eine Bronzemedaille. In drei Wochen folgt der Heim-Weltcup auf dem Rotsee und danach werden alle Nationen in Richtung von Europa- und Weltmeisterschaft die Bootskombinationen finalisieren. Wir durften hier in Poznan feststellen, dass wir mit unserem Saisonaufbau auf Kurs sind.»


Resultate Weltcup Poznan, Sonntag, 19.06.2022

Frauen

Einer (W1x)
A-Final
1. Karolien Florijn (NED1) 7:36.95; 2. Jeannine Gmelin (SUI) 7 :44,24. 3. Tara Rigney (AUS) 7:45,63. 4. Alexandra Foester (GER) 7:49,98. 5. Shiyu Lu (CHN1) 7:54,68. 6. Lenka Antosova (CZE) 8:04,17.

Doppelzweier (W2x)
B-Final
1. Minke Holleboom / Karien Robbers (NED2) 07:25.74; 2. Marilou Duvernay Tardif / Shannon Kennedy (CAN) 07:26.89; 3. Jenny Marie Rorvik / Thea Helseth (NOR) 07:29.09; 4. Shiho Yonekawa / Ayami Oishi (JPN1) 07:31.32; 5. Eszter Kremer / Vivien Preil (HUN) 07:37.20; 6. Fabienne Schweizer / Nina Wettstein (SUI) 08:38.56 (=> 12. Weltcuprang)

Doppelzweier Leichtgewichte
A-Final
1. Michelle Sechser / Mary Reckford (USA) 06:57.44; 2. Lucy Coleman / Anneka Reardon (AUS) 07:02.37; 3. Margaret Cremen / Lydia Heaphy (IRL) 07:02.53; 4. Xiuping Qiu / Jiaqi Zou (CHN) 07:02.62; 5. Zuzanna Jasinska / Jessika Sobocinska (POL1) 07:04.80; 6. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:05.03

Doppelvierer
A-Final
1 China 06:30,68; 2. Schweiz (Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich, Célia Dupré) 06:32.68; 3. Niederlande 06:33,45. 4. Australien 06:34,15. 5. Frankreich 06:44,16. 6. Deutschland 06:45,09.

Männer

Doppelzweier Leichtgewichte
A-Final
1, Ask Jarl Tjoem / Lars Benske (NOR1) 6:21,61; 2. Ferdinand Ludwig / Hugo Beurey (FRA1) 6:23,56; 3. Andri Struzina / Jan Schäuble (SUI) 6:23,92; 4. Arno Gaus / Paul Leerkamp (GER) 6:26,54; 5. Zachary Heese / Jasper Liu (USA) 6:27,48. 6. Stanislav Kovalov / Igor Khmara (UKR) 6:30,24. 

Zweier ohne Steuermann
A-Final
1. Thomas Mackintosh / Matt Macdonald (NZL) 06:32.32; 2. Leonard Van Lierop / Nicolas Van Sprang (NED) 06:37.31; 3. Michael Grady / Justin Best (USA1) 06:38.21; 4. Ryuta Arakawa / Yoshihiro Otsuka (JPN1) 06:38.99; 5. Jonah Plock / Maurin Lange (SUI) 06:41.06; 6. Alexandru Masnic / Chirill Visotchi-Sestacov (MDA) 06:52.21.

Doppelvierer
A-Final
1. China 05:58,44; 2. Estland 6:00,18; 3. Polen 1 06:00,44. 4. Niederlande 06:02,42; 5. Schweiz (Kai Schätzle, Patrick Brunner, Nils Schneider, Dominic Condrau) 06:05,85; 6. Tschechien 1 06:08,22.