Walter Kägi – ehemaliger SRV-Präsident und Ehrenmitglied ist gestorben
Artikel - Walter Kägi – ehemaliger SRV-Präsident und Ehrenmitglied ist gestorben
Dr. Walter Kägi (1935-2024) war Mitglied des Seeclub Rorschach) und war ein leidenschaftlicher Ruderer. Das St. Galler Tagblatt beschrieb ihn als «angefressen vom Rudern». Er blieb mit dem Rudersport ein Leben lang und bis ins hohe Alter verbunden. Am 5. August ist er im Beisein seiner Frau Elisabeth in seinem 89. Lebensjahr verstorben.
Mit dem Rudersport kam Walter Kägi in den frühen 1960er Jahren im Seeclub Rorschach in Kontakt und war seit 1963 Mitglied im Traditionsclub am Bodensee. Von 1973 bis 1983 präsidierte er den Seeclub Rorschach. Der Seeclub Rorschach schreibt in seiner Würdigung, dass sich der Ruderclub in dieser Zeit «vom elitären Herrenclub zum beachteten Sportverein entwickelte, der in den 1980er- und 1990er-Jahren mehrere Ruderer mit Olympia- und Weltmeisterschaftsmedaillen in seinen Reihen feiern durfte». Walter Kägi förderte das Regattarudern und es wurde mit Rorschacher Athleten an Regatten im In- und Ausland teilgenommen. Nebst den sportlichen Aspekten wurde in dieser Zeit das Clubleben geöffnet und Kameradschaft wurde auf und neben dem Wasser gelebt. Es entstanden legendäre Seeclub-Feste.
1988 wurde Walter Kägi nach einer turbulenten Phase zum neuen Präsidenten des Schweizerischen Ruderverbandes (heute SWISS ROWING) gewählt. Er wurde Nachfolger von Jean-Michel Oswald. Der damalige Vizepräsident Hans-Ueli Geier (GC Zürich) erinnert sich: «Walter war eine ausgeprägte Führungsperson, souverän, grosszügig, aber auch fordernd. Er brachte schnell wieder Ruhe und Ordnung ins Gefüge. Es war sehr angenehm, mit respektive unter ihm zu arbeiten. In seine Präsidialzeit fielen auch das Engagement von Nationaltrainer Harry Mahon, der Einstieg von IBM als Hauptsponsor des Verbandes und viele Edelmetall-Erfolge der Schweizer Junioren/-innen und Senioren/-innen auf internationalen Regatten.» In die Amtszeit von Walter Kägi als SRV-Präsident fiel auch der Entscheid auf internationaler Stufe, das Leichtgewichtsrudern ins das olympische Programm aufzunehmen. Am Kongress der FISA (World Rowing) in Turin (Italien) wurde über diesen wichtigen sportpolitischen Entscheid befunden. Hans-Ueli Geier berichtet: «Wir waren damals im Vorstand des Verbandes nicht einer Meinung über dieses Thema. In Turin haben wir beide für die Integration des Leichtgewichtsruderns gestimmt. Wir waren beide überzeugt, dass dadurch die Anzahl der teilnehmenden Länder bei olympischen Regatten erhöht werden kann und die Position des Rudersports in der olympischen Bewegung dadurch gestärkt wird. Walter Kägi hatte immer das grosse Ganze im Blick.» Für den Schweizerischen Ruderverband war dies erfreulich, konnte die Schweizer Ruder-Delegation an den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 gleich zwei Goldmedaillen feiern. Die Gebrüder Markus und Michael Gier (beide Seeclub Rorschach) gewannen die erste olympische Goldmedaille im Leichtgewichts-Doppelzweier und Xeno Müller wurde Skiff-Olympiasieger. Für Walter Kägi waren die Olympischen Spiele in Atlanta der letzte Grossanlass in seiner Funktion als SRV-Präsident. Nach acht Amtsjahren musste er das Präsidium gemäss den Statuten weitergeben und wurde zusammen mit Leistungssportchef Daniel Homberger zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt. Sein Nachfolger als SRV-Präsident wurde Marc Furrer.
Das olympische Umfeld holte Walter Kägi aber wieder ein. Nach den Olympischen Spielen in Sydney wurde er zum Präsidenten von Swiss Olympic gewählt. Dieses Amt führte er während rund fünf Jahren aus von 2000 bis 2005. Danach wurde er auch Ehrenmitglied von Swiss Olympic. Beruflich wurde Dr. Walter Kägi bekannt, als er in den Regierungsrat des Kantons St. Gallen gewählt wurde. Er stand von 1992 bis zu seiner Pensionierung während 8 Jahren der Baudirektion vor.
Auch nach seinen sportpolitischen Ämtern blieb Walter Kägi dem Rudersport treu. Er organisierte Ruderreisen auf den Flüssen Europas, aber auch auf anderen Kontinenten. Hier nutzte er sein internationales Netzwerk. Diese Reisen inspirierten seine jüngeren Ruderfreunde derart, dass diese Ruderreisen im Seeclub Rorschach bis heute weitergeführt werden und durch die jüngere Generation organisiert werden. Walter Kägi war auch regelmässig Besucher an Anlässen von SWISS ROWING. So kam er gerne an die Schweizermeisterschaften am Rotsee, wenn es seine Agenda erlaubte, um Ruderfreunde aus der ganzen Schweiz zu treffen und die Kameradschaft zu pflegen.
Der Schweizer Rudersport hat Walter Kägi viel zu verdanken. Seine Präsidialzeit ist mit grossem sportlichem Erfolg verbunden. So wird Walter Kägi unvergessen bleiben. Wir werden ihm ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren. Wir sagen gerne «Danke, lieber Walter.»
Möge ihn ein stilles, dreifaches «Hipp, hipp - hurra!» in die Ewigkeit begleiten.
Die Trauerfeier für Walter Kägi wird am Dienstag, 27. August 2024 um 11.00 Uhr in der Reformierten Kirche in Rorschach stattfinden.
Text: Christian Stofer, Direktor SWISS ROWING (mit freundlicher Unterstützung von Hans-Ueli Geier und des Seeclub Rorschach)
Foto: Keystone-SDA (mit freundlicher Genehmigung von Swiss Olympic)
Montage: Judith Kurmann