Stiftung Ruderzentrum Luzern-Rotsee: Hüterin der Infrastruktur
Artikel - Stiftung Ruderzentrum Luzern-Rotsee: Hüterin der Infrastruktur
«Eins vorneweg», erklärt Stiftungsratspräsident René Fischer mit einem Lachen. «Ich habe keine Ahnung, wie meine Vorgänger die Sitzungen gezählt und entsprechend nummeriert haben.» Die Stiftung Ruderzentrum Luzern-Rotsee wurde 1966 gegründet. Die Stiftung ist demnach erst 57 Jahre alt. Woher die drei zusätzlichen Versammlungen kommen, bleibt auch für den Präsidenten ein «Rätsel».
Aber mal ganz von vorne. Die erste Ruder-WM auf dem Luzerner Rotsee fand 1962 statt. Dafür baute der Regattaverein Luzern am heutigen Ort erstmals ein Bootshaus und einen Zielturm. 1966 wurden die beiden Gebäude aus dem Regattaverein herausgelöst und in die neu gegründete Stiftung Ruderzentrum Luzern-Rotsee eingebracht.
1974 wurden die Weltmeisterschaften erneut auf dem Rotsee durchgeführt – zum ersten Mal mit Frauen. René Fischer: «Extra dafür wurde ein zusätzlicher Gebäudetrakt mit Mehrbettzimmern erstellt.» Später vermietete die Stiftung diese Räumlichkeiten für Trainings- und Klassenlager. «So konnte die Stiftung neben der Regatta zusätzliche Einnahmen generieren», sagt der Stiftungsratspräsident.
Verpasste WM-Kandidatur als Weckruf
Ein Dämpfer erfolgte 2007, als der Regattaverein den Zuschlag für die WM 2011 nicht erhielt. Ein Grund für die Absage war gemäss Weltverband FISA die in die Jahre gekommene Infrastruktur. Der Weckruf der FISA (heute World Rowing) war erfolgreich. In Luzern ging man über die Bücher und 2010 mit der Naturarena Luzern ein neuer Verein an den Start. Dieser plante, finanzierte und setzte die Modernisierung der Regattainfrastruktur im Endeffekt um. Vor 12 Jahren übernahm René Fischer das Präsidium der Stiftung Ruderzentrum Luzern-Rotsee, war dabei auch Vorstandsmitglied im Verein Naturarena Luzern und kann heute stolz auf eine ereignisreiche Erneuerungsphase zurückblicken. «Es ist viel gegangen.»
Der schicke Zielturm wurde 2013, kurz vor der LUCERNE REGATTA, eingeweiht und in den Besitz der Stiftung überführt. 2016 erfolgte der nächste Meilenstein mit der Übergabe des neu gebauten Ruderzentrums wie auch der neuen mobilen Regattainfrastruktur mit Startanlage, Albano-System, und Bootsstege. Umso mehr freute man sich in Luzern über den Zuschlag für die EM 2019. Zuletzt wurde das Übermittlungszentrum auf dem Zielplatz erneuert. «Die gesamte Ruderinfrastruktur, also Immobilien und Mobilien, gehört nun der Stiftung», erklärt René Fischer. «Zudem liegt auch der Baurechtsvertrag der Gebäude bei der Stiftung.»
Die Veranstalter der Schweizermeisterschaften (=SWISS ROWING) oder der im Anschluss stattfindenden LUCERNE REGATTA (=Regattaverein Luzern) übernehmen jeweils Infrastruktur und Mobiliar vor dem Anlass und geben sie danach zurück an die Stiftung. Zur Bedürfnisabklärung ist der Stiftungsratspräsident mit den Organisatoren im steten Austausch. «Es ist ein kontinuierlicher Verbesserungs- und Optimierungsprozess unter Einhaltung der beschränkten finanziellen Ressourcen.»
Ruderboom sorgt für logistisches Kopfzerbrechen
Dass der Rudersport in der Schweiz weiterhin boomt, zeigen die stark steigenden Teilnehmerzahlen. In Sachen Logistik bereiten sie den Organisatoren wie auch der Stiftung jedoch grosses Kopfzerbrechen, da die Kapazitäten insbesondere an den Schweizer Meisterschaften ausgeschöpft sind. Die Ausweitung der SM auf drei Tage ist hierbei ein Glücksfall. Schon zum siebten Mal in Folge starten die Meisterschaften bereits am Freitag. Es war für SWISS ROWING als Veranstalter der Schweizer Meisterschaften fast nicht mehr möglich, einen (sinnvollen) Zeitplan aufzustellen, insbesondere für den Samstag mit den vielen Vorläufen und Halbfinals, damit einerseits genügend Erholungszeit zwischen den Rennen für die Athletinnen und Athleten eingeplant und andererseits die Dauer der Veranstaltung auch für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht ausuferte. Durch die Ausdehnung auf den Freitag stiegen zwar die Kosten der Veranstaltung, aber für die Teilnehmenden sind auch mehr Rennkombinationen möglich.
Grosses Trainingsaufkommen in den Wochen vor der SM
René Fischer nimmt wahr, dass die Rudervereine sich immer professioneller auf die Schweizer Meisterschaften vorbereiten. «Rudervereine aus der ganzen Schweiz nutzen die Trainingsmöglichkeiten in den Wochen vor der SM intensiv. Das bringt der Stiftung einiges an Umsatz, was uns natürlich freut.» Mittlerweile ist der Andrang am Wochenende vor den Schweizer Meisterschaften so gross, dass er Securitas-Mitarbeitende als zusätzliche, ordnende Hände organisiert hat.
Die 60. GV leitet René Fischer mit der Vision, die Infrastruktur am Rotsee nachhaltiger zu gestalten. «Wir möchten das Ruderzentrum mit Solaranlagen ausstatten.» Diese Idee scheiterte in einem ersten Anlauf beim Bau des Ruderzentrums an der Einsprache eines Umweltverbandes. «Für eine mögliche Installation in den kommenden Jahren möchten wir jetzt Nägel mit Köpfen machen.» Zudem liess René Fischer abklären, ob die Motorboote allenfalls auf Elektroantrieb umgerüstet werden könnten. Diese Idee scheiterte jedoch an der zu tiefen Batteriekapazität für den Dauerbetrieb während einer Regatta. Die Anzahl der notwendigen Reserve-Akkus wäre aktuell unerschwinglich. «Wir behalten aber ein offenes Auge auf die aktuellen Entwicklungen sowohl im Sport als auch bei der Infrastruktur.»