Silber für Röösli/Delarze und Sofia Meakin an der Ruder-EM in Polen

Silber für Röösli/Delarze und Sofia Meakin an der Ruder-EM in Polen

Artikel - Silber für Röösli/Delarze und Sofia Meakin an der Ruder-EM in Polen

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EM-Silber gewann der Männer-Doppelzweier mit Roman Röösli und Barnabé Delarze. Die zweite Silbermedaille ging auf das Konto von Sofia Meakin im Leichtgewichtseiner. Insgesamt platzierten sich alle sieben Schweizer Boote in den Top 7, eine ausgezeichnete Team-Performance.

Bei zwar kalten Temperaturen, aber flachem Wasser präsentierte sich der Finaltag an der Ruder-EM in Polen im besten Kleid. Verteilt wurden die einzigen internationalen Ruder-Medaillen im Corona-Jahr 2020.

BILDERGALERIE Ruder-EM Poznan vom Sonntag, 11.10.2020 (Fotograf: Detlev Seyb)

BILDERGALERIE Ruder-EM Poznan vom Sonntag, 11.10.2020 (Fotograf: Jean-Michel Billy)

Mit Ambitionen im Final standen Roman Röösli und Barnabé Delarze im Männer-Doppelzweier. Die ersten Rennmeter gelangen dem Duo wie aus dem Lehrbuch. Schon nach 40 Rennsekunden hatten Röösli/Delarze eine halbe Luftkastenlänge Vorsprung auf die restlichen fünf Finalboote. Einzig der niederländische Doppelzweier vermochte das Tempo der Schweizer mitzugehen und blieb hartnäckig dran. Nach der Streckenhälfte erhöhten die Niederländer den Druck. «In diesem Moment fehlte uns die Effizienz und das nötige Tempo», erklärte Roman Röösli. Die Niederländer setzten sich noch vor der 1500-Meter-Marke an die Spitze und bauten den Vorsprung danach etwas aus. Trotz Schlussspurt konnten die Schweizer das niederländische Boot nicht mehr abfangen. EM-Silber ist ein ausgezeichnetes Resultat, aber nicht das, was die beiden Schweizer in Poznan im Sinn hatten. «Unser Ziel war natürlich Gold», sagte Roman Röösli nach dem Rennen. Mit ihrer EM-Silbermedaille egalisierten Roman Röösli und Barnabé Delarze ihr Resultat vom Vorjahr an der Heim-EM in Luzern. «Als Gradmesser war die EM gut. Jetzt wissen wir, woran wir im kommenden Winter arbeiten werden.»

Silbermedaille im Leichtgewichtseiner für Sofia Meakin
Der flache See war heute die perfekte Einladung für die erst 22-jährige Genferin. Bekundete sie im Vorlauf am Freitag mit den Wellen noch Mühe, war sie heute bei Top-Bedingungen nicht zu stoppen. Zugegeben, am Start haperte es zwar noch etwas. «Das Rennen hatte ein paar Minuten Verspätung», erklärte Sofia Meakin am Rande der Siegerehrung. «Mein Boot war lange in Startposition. Als der Start dann erfolgte, war eines meiner Ruder nicht komplett im Wasser.» Den verlorenen Meter holte Sofia Meakin aber Schlag um Schlag wieder auf. «Ich schaffte es, zurück in die Konzentration zu finden und das flache Wasser für mich auszunützen.» Nach 800 Metern lancierte sie einen Spurt und erkämpfte sich noch vor der 1000-Meter-Marke den dritten Zwischenrang. Auf den letzten 500 Metern liess sie die zweitplatzierte Italienerin Paola Piazzolla hinter sich und griff die führende Niederländerin Martine Veldhuis an. Die Niederländerin gewann, dicht gefolgt von Sofia Meakin. 

Im Fraueneiner der offenen Gewichtsklasse blieb Jeannine Gmelin ohne die angestrebte Medaille. Nach 500 Metern lag sie auf dem vierten Zwischenrang. Sie versuchte zwar, an der Dänin Fie Udby Erichsen vorbeizukommen. Aber auch bei Streckenmitte präsentierte sich dieselbe Reihenfolge. Dann, wie schon im Halbfinal, griff plötzlich die Griechin Anneta Kyridou an und rollte das Feld von hinten auf. Die Griechin verdrängte schliesslich die Dänin vom Podium und holte hinter Irland und Österreich Bronze. Hinter der Dänin belegte Jeannine Gmelin den fünften Schlussrang. «Resultatmässig bin ich sicher enttäuscht», bilanzierte Jeannine Gmelin. «In Bezug auf meine persönlichen Ziele gibt es aber auch Positives wie zum Beispiel den Start und das verbesserte, erste Streckenviertel.»

Nachwuchscrews mit positiver Standortbestimmung
Ein Erfolg war der fünfte Rang für das junge Duo Andri Struzina und Jan Schäuble im leichten Doppelzweier, das die ersten gemeinsamen internationalen Rennen ruderte. Die beiden näherten sich im Verlauf der Europameisterschaften Schritt für Schritt der europäischen Spitze und ruderten heute dank kämpferischem und starkem Vorlauf und Halbfinal um die Ränge 1-6. Während sich an der Spitze vom Start weg Italien und Deutschland einen harten Zweikampf lieferten, fanden sich die Schweizer auf dem fünften Zwischenrang wieder. Zwar gelang den Schweizern der Anschluss an das auf dem vierten Zwischenrang liegende, polnische Boot. Sie konnten Polen aber nicht mehr überholen.

Den 6. Rang belegte der Frauen-Doppelvierer mit Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg und Salome Ulrich. Die unerschrockene junge Crew ruderte mit 46 Schlägen pro Minute über die ersten zweihundert Rennmeter. Einzig die Niederlande und die Ukraine konnten sich relativ früh etwas absetzen. Die Schweizerinnen fanden sich alsbald auf dem fünften Zwischenrang wieder und leisteten sich ein Fernduell mit den Italienerinnen auf der anderen Aussenbahn. Diese Italienerinnen hatten dann im Ziel den Bugball vorne und schnappten dem Schweizer Boot um 14 Hundertstelsekunden den fünften Schlussrang vor der Nase weg. Für beide jungen Schweizer Teams war diese EM jedoch eine tolle Standortbestimmung.

Schon am Morgen waren die B-Finals ausgetragen worden. Dabei siegten sowohl der Vierer ohne Steuermann mit Joel Schürch, Nicolas Kamber, Paul Jacquot und Markus Kessler als auch der Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte mit Frédérique Rol und Patricia Merz deutlich. Beide Boote beendeten die EM auf dem 7. Gesamtrang. Diese Resultate zeigen, dass die Ambitionen der beiden Boote für den A-Final (Ränge 1-6) durchaus gerechtfertigt gewesen wären. Sie demonstrieren aber auch, dass nur ein kleiner Holperer oder Hundertstelsekunden auf Top-Niveau über A- oder B-Final entscheiden.

Fazit des Verbandsdirektors Christian Stofer
«Es ist uns gelungen, an dieser EM eine kompakte Mannschaftsleistung abzuliefern. Sieben Boote in den Top 7 bestätigen, dass in den vergangenen Monaten trotz erschwerten Bedingungen sehr gut gearbeitet wurde. Mit Roman Röösli und Barnabé Delarze verfügen wir über ein Spitzenboot, das jederzeit für eine Medaille gut ist. Sofia Meakin konnte heute ihre physische Stärke in einem Skiffrennen umsetzen und wurde mit ihrer ersten Elite-Medaille belohnt. Grosse Fortschritte konnten insbesondere beim leichten Männer-Doppelzweier mit Andri Struzina und Jan Schäuble registriert werden. Der junge Frauen-Doppelvierer überzeugte mit der Finalqualifikation und seinem kämpferischen Rennstil. Der Vierer ohne Steuermann vermochte zwei von drei Rennen zu gewinnen, war aber im entscheidenden Halbfinal nicht rennbestimmend. Der Abstand zur europäischen Spitze war für den leichten Frauen-Doppelzweier mit Frédérique Rol und Patricia Merz klein. Dennoch hätte ich eine Finalqualifikation erwartet. Wohl nicht ihren eigenen Ansprüchen genügt der fünfte Rang von Jeannine Gmelin im Frauenskiff.»

Poznan, 11. Oktober 2020/vdg


Resultate Ruder-EM Poznan, Polen, vom Sonntag, 11.10.2020
  
Einer Frauen (W1x) 
A-Final:

1. Sanita Puspure (IRL) 7:36.04 2. Magdalena Lobnig (AUT) 7:38.46 3. Anneta Kyridou (GRE) 7:39.97 4. Fie Udby Erichsen (DEN) 7:41.37 5. Jeannine Gmelin (SUI) 7:42.16 6. Pia Greiten (GER) 7:57.32

Einer Frauen Leichtgewichte (LW1x) 
A-Final:

1. Martine Veldhuis (NED) 7:48.95 2. Sofia Meakin (SUI) 7:50.03 3. Paola Piazzolla (ITA) 7:52.38 4. Maria Lund (NOR) 7:55.65 5. Katarzyna Welna (POL) 7:55.82 6. Anastasia Lebedeva (RUS) 8:03.07

Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
B-Final:
1. Patricia Merz / Frédérique Rol (SUI) 7:11.27 => 7. EM-Gesamtrang
2. Margaret Cremen / Aoife Casey (IRL) 7:18.78 3. Evangelia Anastasiadou / Zoi Fitsiou (GRE) 7:18.90 4. Marie Moerch-Pedersen / Mathilde Persson (DEN) 7:21.71 5. Olga Svirska / Evita Bole (LAT) 7:24.85 6. Natalia Miguel Gomez / Rocio Lao Sanchez (ESP) 7:33.39

Doppelvierer Frauen (W4x)
A-Final:

1. Niederlande 6:25.66 2. Deutschland 6:26.75 3. Polen 6.27.87 4. Ukraine 6:30.46 5. Italien 6:33.83 6. Schweiz (Pascale Walker, Lisa Lötscher, Ella von der Schulenburg, Salome Ulrich) 6:33.97 

Doppelzweier Männer (M2x)
A-Final:

1. Stef Broenink / Melvin Twellaar (NED) 6:18.69 2. Roman Röösli / Barnabé Delarze (SUI) 6:20.79 3. Ronan Byrne / Daire Lynch (IRL) 6:21.28 4. Mateusz Biskup / Miroslaw Zietarski (POL) 6:22.24 5. Marian-Florian Enache / Ioan Prundeanu (ROU) 6:24.74 6. Saulius Ritter / Mindaugas Griskonis (LTU) 6:33.61

Doppelzweier Männer Leichtgewichte (LM2x)
A-Final:

1. Pietro Ruta / Stefano Oppo (ITA) 6:22.80 2. Jason Osborne / Jonathan Rommelmann (GER) 6:22.93 3. Tim Brys / Niels van Zandweghe (BEL) 6:23.77 4. Artur Mikolajczewski / Jerzy Kowalski (POL) 6:27.25 5. Andri Struzina / Jan Schäuble (SUI) 6:28.30 6. Stanislav Kovalov / Igor Khmara (UKR) 6:33.57

Vierer ohne Steuermann Männer (M4-)
B-Final:
1. Schweiz (Joel Schürch, Nicolas Kamber, Paul Jacquot, Markus Kessler) 6:05.58 => 7. EM-Gesamtrang
2. Russland 6:07.84 3. Kroatien 6:08.96 4. Ukraine 6:09.98 5. Rumänien 6:12.08 6. Weissrussland 6:13.79