Ruder-WM Belgrad: Olympia-Quotenplätze im Fokus
Artikel - Ruder-WM Belgrad: Olympia-Quotenplätze im Fokus

SWISS ROWING hat sich den Gewinn von mindestens einer WM-Medaille und das Erreichen von drei Olympia-Quotenplätzen zum Ziel gesetzt.
Bildergalerie WM Belgrad; Abladen / Anriggern, Donnerstag, 31.08.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)
Bildergalerie WM Belgrad; 1. Training, Donnerstag, 31.08.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)
Bildergalerie WM Belgrad; Training, Freitag, 01.09.2023 (Fotograf: Detlev Seyb)
2023 war bislang ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr für den Schweizer Rudersport. Sowohl der Männer-Riemenzweier mit Roman Röösli und Andrin Gulich als auch der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Raphaël Ahumada und Jan Schäuble gewannen den Europameistertitel und sicherten sich jeweils den Sieg im Gesamt-Weltcup. Der Frauen-Doppelvierer mit Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer zeigte mit der Bronzemedaille beim Weltcupfinal in Luzern und dem Sieg im Gesamt-Weltcup eine beeindruckende Entwicklungskurve. Aurelia-Maxima Janzen kann im Frauen-Einer ebenfalls beachtliche Resultate vorweisen. Auf Elitestufe wurde sie Vize-Europameisterin und holte sowohl den Welt- als auch den Europameistertitel im Nachwuchsbereich U23. Diese und weitere Schweizer Boote stehen an der WM indessen vor der wichtigsten Mission des Jahres, der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Eine Auslegeordnung:
Roman Röösli / Andrin Gulich: Im Riemenzweier nahe am perfekten Gespann
Im Frühjahr 2023 fanden im Riemenzweier zwei Ruderer zusammen, die sich nahezu perfekt ergänzen. Im Bug der Routinier Roman Röösli, in Tokio Olympia-Fünfter im Doppelzweier und im Riemenbereich 2022 Sieger mit dem Oxford-Achter. Einer, der wie kein anderer ein Boot beschleunigen kann. Am Schlag Riemenspezialist und Indoor-Schweizermeister Andrin Gulich mit einem stattlichen Leistungsausweis im Achter der Universität Yale. Einer, der einen imposanten Rhythmus ins Boot bringen kann. Gemeinsam bilden sie ein kämpferisches Duo, das mit dem Weltcupsieg zum Saisonstart (WC1, Zagreb), ihrem brillanten Sprint zum Europameistertitel in Bled, Weltcup-Silber (WC2, Varese) und - Bronze (WC3, Luzern) sowie dem Sieg im Gesamt-Weltcup bislang eine sagenhafte Rudersaison hinlegte. Die beiden wollen an der WM ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben. 11 Riemenzweier können sich einen Platz für Paris 2024 sichern. Am Start stehen 28 Nationen. Das Ziel: Gemeinsam erfolgreich den Weg nach Paris zu beschreiten.
Raphaël Ahumada / Jan Schäuble: Die aktuell schnellste Kombination im Leichtgewichts-Doppelzweier
Der gesetzte Zwischentitel ist Programm. Headcoach Ian Wright sucht akribisch nach der schnellsten Kombination für diese hochgradig kompetitive, da einzige olympische Bootsklasse für Leichtgewichte. Der Waadtländer Raphaël Ahumada und der Nidwaldner Jan Schäuble haben durch den Europameistertitel bewiesen, dass sie in dieser Besetzung international zu den schnellsten Leichtgewichtsbooten gehören. Nach dem Sieg im Gesamt-Weltcup haben sie in den vergangenen Wochen frische Energie getankt und an den letzten Details gefeilt, um an der WM einen Olympia-Quotenplatz zu sichern. 7 Olympia-Startplätze werden in dieser Bootsklasse vergeben. Gemeldet sind 27 Boote.
Der Dritte der Leichtgewichtstrainingsgruppe ist Andri Struzina, seines Zeichens EM-Dritter. Er strebt an der WM im Leichtgewichtseiner an, was ihm im vergangenen Jahr versagt blieb: eine WM-Medaille. Der Leichtgewichtseiner ist indessen keine olympische Bootsklasse. Fakt ist: Headcoach Ian Wright wird bei Erreichen des Quotenplatzes bis zum letztmöglichen Termin weiter an der schnellsten Rennkombination feilen.
Vierer ohne Steuermann: Den Husarenritt der letzten Olympia-Qualifikation wiederholen
Es war nichts weniger als ein Husarenritt, was der Vierer-ohne 2019 an der Ruder-WM in Linz (A) bei der Vergabe der Olympia-Startplätze für Tokio 2020 abgeliefert hatte. Mit ihrem 8. WM-Rang erkämpfte sich die Crew damals den Quotenplatz. Einziges verbliebenes Mitglied der damaligen Besetzung ist Joel Schürch. Kai Schätzle, Patrick Brunner, Tim Roth und Joel Schürch im Bug rudern seit Juni 2023 in der aktuellen Kombination und sehen sich einem starken Riemenfeld gegenüber. Im Gegensatz zu 2019 werden in Belgrad nur noch 7 Quotenplätze verteilt. Gemeldet sind 17 Boote. Eine letzte Chance auf zwei Quotenplätze gibt es im kommenden Jahr an der finalen Olympia-Qualifikationsregatta in Luzern (19.-21.05.2024).
Männer-Doppelvierer: Ziel «Top 7» im Visier
Die Crew mit Maurin Lange, Scott Bärlocher, Jonah Plock und Dominic Condrau ist mit einem Altersdurchschnitt von 24,5 Jahren noch jung. In der Bootsklasse des Männer-Doppelvierers, welche mit abgebrühten Routiniers gespickt ist, haben sich die vier Schweizer in der laufenden Saison kontinuierlich hochgearbeitet. Weltcup-Bronze zum Saisonauftakt war ein schöner Startpunkt, auch wenn einige führende Nationen in dieser Bootsklasse noch fehlten. Das Gesellenstück lieferte das Boot als Viertplatzierter des Weltcups in Varese ab. Jetzt gilt es, an der WM die «Top 7» nicht aus den Augen zu verlieren. 7 Boote erhalten an der WM das Eintrittsbillett für Paris. Die «jungen Wilden» des Schweizer Kaders möchten darunter sein. 17 Nationen sind gemeldet. Auch in dieser Bootsklasse werden anlässlich der finalen Olympia-Qualifikationsregatta in Luzern die abschliessenden zwei Plätze verteilt.
Nils Schneider, der zur Männerskullgruppe gehört und für die WM im Männer-Doppelvierer selektioniert wurde, brach sich kurz nach dem Selektionsentscheid den Fuss und befindet sich erst wieder im Aufbautraining. Für ihn rudert Scott Bärlocher im Doppelvierer.
Aurelia-Maxima Janzen: Valable Chancen auf eine Olympia-Qualifikation
Erst 19 Jahre alt ist die junge Bernerin, die im Frauen-Einer international für Furore sorgt. Gerade erst am vergangenen Wochenende, an der U23-EM in Krefeld, stellte sie ihre ausgezeichnete Form unter Beweis und holte sich den Europameistertitel in der Kategorie U23. Einen Monat zuvor sicherte sie sich den WM-Titel ebenfalls in der U23-Altersklasse. Zu was sie in der Elite bereits fähig ist, demonstrierte die junge Ruderin im vergangenen Mai an den Europameisterschaften in Bled (SLO). Nur der Niederländerin Karolien Florjin musste Aurelia-Maxima Janzen den Vortritt lassen und wurde Vize-Europameisterin. An der WM trifft sie nun unter anderem auf die neuseeländische Olympiasiegerin Emma Twigg sowie die Australierin Tara Rigney, die an der LUCERNE REGATTA Dritte geworden war. Die besten 9 Frauen-Einer sichern sich an der WM in Belgrad einen Olympia-Quotenplatz. 32 Boote sind gemeldet.
Frauen-Doppelvierer: Projekt «Succès» zündet nächste Stufe
Das Frauenprojekt «Succès» will mindestens ein Schweizer Frauenboot an die Olympischen Spiele nach Paris bringen. Die mehrjährige Aufbauarbeit ist getan, die Erfolgskurve ist vielversprechend. In der Besetzung Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer zeigte der Frauen-Doppelvierer beim Weltcupfinal in Luzern einen unwiderstehlichen Endspurt, dem auch die Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen aus China nicht gewachsen waren. Das Schweizer Boot eroberte sich Bronze und sicherte sich damit den Sieg im Gesamt-Weltcup. Die besten 7 Boote erhalten an der WM einen Startplatz an den Olympischen Spielen, gemeldet sind 13 Nationen.
Als «Spin-off» des Frauen-Doppelvierers rudert der Frauen-Doppelzweier mit Sofia Meakin und Salome Ulrich. Die beiden gehören ebenfalls dem Förderprojekt «Succès» an und verfolgen eisern das Ziel Olympia-Qualifikation. Sie steigerten sich in den letzten beiden Weltcup-Regatten auf beeindruckende Manier. Mit ihrem 8. Rang beim Weltcupfinal in Luzern bewiesen Sofia Meakin und Salome Ulrich, dass sie zum Reigen der Olympia-Aspirantinnen gehören. 11 Nationen können in dieser Bootsklasse in Belgrad ein Olympia-Ticket lösen. Im Frauen-Doppelzweier sind insgesamt 20 Boote gemeldet.
Frédérique Rol / Patricia Merz: Nach Tokio ist vor Paris
Der Frauen-Doppelzweier der Leichtgewichte mit Frédérique Rol und Patricia Merz errang 2021 in Tokio den 7. Olympia-Rang und damit ein olympisches Diplom. Kurz danach setzte sich die eingespielte Crew ein neues Ziel: die Qualifikation für «Paris 2024». Dafür gründeten sie ein privates, gemeinsames Trainingsteam. Mit ihrem Weltcupsieg in Zagreb markierten sie vom Saisonauftakt weg Präsenz. Die zweite Weltcup-Regatta liessen die beiden aus und belegten beim Weltcupfinal auf dem Luzerner Rotsee den 9. Rang. In Belgrad möchten sie zu den besten 7 Booten gehören und den Olympia-Quotenplatz für die Schweiz holen. 21 Boote sind gemeldet.
Eline Rol startet nach dem 6. Rang an der EM in Bled auch an der WM im Leichtgewichtseiner, wobei sie erneut den A-Final anvisiert. Kein einfaches, aber machbares Unterfangen bei 23 gemeldeten Nationen.
Claire Ghiringhelli: Peilt die Qualifikation für die Paralympics im PR1 W1x an
In diesem Jahr startete mit Claire Ghiringhelli erstmals eine Para-Ruderin für die die Schweiz an internationalen Wettkämpfen. Sie sammelte von Rennen zu Rennen mehr Erfahrungen, optimierte das Ruder-Setting, steigerte sich körperlich stetig und konnte im Verlauf der Regatten ihren Rückstand auf die routinierten Leistungsträgerinnen markant reduzieren. An der WM in Belgrad werden im Para-Einer (PR1 W1x) 7 Quotenplätze für die Paralympics in Paris vergeben. 14 Boote sind gemeldet.
Klar ist, an der vorolympischen WM in Belgrad ist erwartungsgemäss das «Who is who» der internationalen Ruderszene gemeldet. In Belgrad wird es zum grössten internationalen Vergleich seit den Olympischen Spielen in Tokio kommen, zumal die WM 2021 in Shanghai Opfer der Corona-Massnahmen wurde und abgesagt werden musste. Die Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Racice waren indessen ein guter Gradmesser und haben die Breite im Schweizer Nationalkader aufgezeigt. Das SWISS ROWING Team hat sich in den acht Wochen seit dem Weltcupfinal in Luzern akribisch auf die WM vorbereitet und freut sich, am 31. August in Topform nach Belgrad zu reisen.
Das provisorische Programm (Stand 23.08.2023)
Die selektionierten Ruderinnen und Ruderer:
Frauen
Einer Frauen Leichtgewichte (LW1x)
Eline Rol (Société Nautique Genève, Section Aviron)
Einer Frauen (W1x)
Aurelia-Maxima Katharina Janzen (Scuola Canottaggio Caslano e Malcantone)
Para-Einer Frauen (PR1 W1x)
Claire Ghiringhelli (Società Canottieri Locarno)
Doppelzweier Frauen Leichtgewichte (LW2x)
Frédérique Rol (Lausanne Sports, Section Aviron)
Patricia Merz (See-Club Zug)
Doppelzweier Frauen (W2x)
Sofia Meakin (Club d’Aviron Vésenaz)
Salome Ulrich (Seeclub Luzern)
Doppelvierer Frauen (W4x)
Célia Dupré (Club d’Aviron Vésenaz)
Pascale Walker (Ruderclub Zürich)
Lisa Lötscher (Seeclub Luzern)
Fabienne Schweizer (Seeclub Luzern)
Männer
Einer Männer Leichtgewichte (LM1x)
Andri Struzina (See-Club Zug)
Doppelzweier Männer Leichtgewichte (LM2x)
Raphaël Ahumada (Forward Rowing Club Morges)
Jan Schäuble (Seeclub Stansstad)
Zweier ohne Steuermann Männer (M2-)
Andrin Gulich (Seeclub Küsnacht)
Roman Röösli (Seeclub Sempach)
Vierer ohne Steuermann Männer (M4-)
Kai Schätzle (Seeclub Luzern)
Patrick Brunner (Seeclub Sempach)
Tim Roth (Grasshopper Club Zürich, Ruder-Sektion)
Joel Schürch (Seeclub Sursee)
Doppelvierer Männer (M4x)
Maurin Lange (Seeclub Luzern)
Scott Bärlocher (Ruderclub Baden)
Jonah Plock (Ruderclub Rapperswil-Jona)
Dominic Condrau (Ruderclub Rapperswil-Jona)
Ersatzruderin:
Olivia Nacht (Ruderclub Baden)
28.08.2023 / vdg (letztes Update 01.09./17.20h)