Olympia-Ruderer Markus Kessler tritt vom intern. Rudersport zurück

Olympia-Ruderer Markus Kessler tritt vom intern. Rudersport zurück

Artikel - Olympia-Ruderer Markus Kessler tritt vom intern. Rudersport zurück

Elf Monate nach seinem letzten internationalen Einsatz im Vierer ohne Steuermann an den Olympischen Spielen in Tokio gab Markus Kessler gestern Abend seinen Rücktritt vom internationalen Rudersport bekannt.

Der 30-Jährige widmet sich fortan seinen beruflichen Zielen in der Informatikbranche. SWISS ROWING dankt dem langjährigen Kadermitglied für seinen wertvollen Beitrag für den Rudersport und die erfolgreiche Olympia-Qualifikation mit dem Riemenvierer.

Gestern Mittwochabend machte es der Wahl-Luzerner Markus Kessler im Beisein seiner Freunde offiziell: Er schliesst seine internationale Ruderkarriere ab. Inklusive Juniorenzeit darf Markus Kessler auf eine 14-jährige Karriere als Spitzensportler zurückblicken. 

Um sich dem Rudersport noch professioneller widmen zu können, zog Markus Kessler im Jahr 2014 von Schaffhausen in die Nähe des Nationalen Ruderzentrums in Sarnen und schlug in Luzern rasch Wurzeln. Indessen ruderte er sogar noch vor wenigen Tagen, an den Schweizermeisterschaften 2022, im Dress seines Stammvereins, dem Ruderclub Schaffhausen, der ihn während seiner Sportkarriere stets unterstützt hat.  

Markus Kessler, technisch sowohl im Skull- als auch Riemenbereich versiert, war stets ein polyvalent einsetzbares Team-Mitglied. Manche Weltcup-Regatten ruderte er indessen im Männer-Einer. In seinem ersten Jahr als Elite-Ruderer 2015 gelang ihm ein Coup. Er gewann beim ersten Weltcup die Bronzemedaille hinter dem Kubaner Angel Rodriguez und dem Kroaten Damir Martin. Das noch grössere Highlight dürfte die Weltcup-Bronzemedaille im Doppelvierer 2016 anlässlich der LUCERNE REGATTA auf dem Rotsee gewesen sein zusammen mit Roman Röösli, Augustin Mailler und Nico Stahlberg. Im selben Jahr reiste er als Ersatzmann an die Olympischen Spiele nach Rio und schwor sich, an den nächsten Spielen in Tokio zum Einsatz zu kommen. Was ihm gelang.

Ab 2017 widmete er sich komplett dem neuen Olympia-Projekt, dem Aufbau eines Riemenvierers der offenen Gewichtsklasse. Ab 2018 war er festes Crew-Mitglied und gehörte auch dazu, als sich der Vierer 2019 an der WM in Linz-Ottensheim mit einem regelrechten Husarenritt den Olympia-Quotenplatz für die Schweiz sicherte. Die coronabedingte Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf das Jahr 2021 strapazierte zwar seine Geduld, indessen blieb er verlässliches und leistungsfähiges Team-Mitglied. Den Olympia-Traum erfüllte er sich. Der Riemenvierer platzierte sich im 9. Rang und verpasste nur knapp ein Olympia-Diplom.

In den vergangenen Monaten war Markus Kessler vermehrt im Crossfit anzutreffen, wo er seine Trainingskollegen regelmässig im Ruderergometer-Training instruiert. Sein beruflicher Einstieg in der Informatikbranche ist erfolgt. 


Die Würdigung des Verbandsdirektors Christian Stofer:

«Markus Kessler durchlief den klassischen Athletenweg von SWISS ROWING, vom talentierten Nachwuchsruderer, der sich für den Coupe de la Jeunesse zu qualifizieren versuchte, über Junioren- und U23-Weltmeisterschaften bis letztlich zur Teilnahme an den Olympischen Spielen. Markus Kessler hat sich alle seine Selektionen mit Trainingsfleiss, Teamfähigkeit und kontinuierlichen Leistungsfortschritten gesichert. Mit einer sehr guten Performance an der U23-Weltmeisterschaft 2014 in Varese im Einer zeigte er sein individuelles Potenzial auf internationaler Ebene und wurde im Anschluss in das Fördergefäss «Spitzensportförderung in der Armee» aufgenommen. Weltcup-Medaillen im Einer und im Doppelvierer folgten sowie die Olympiateilnahme in Rio. Im Tokio-Olympiazyklus war Markus Kessler ein Athlet der ersten Stunde für das neu formierte Olympia-Riemenprojekt. Er war konstantes Mannschaftsmitglied des Projekts, notabene das erste Schweizer Riemenboot in der offenen Klasse seit 1992, das sich für Olympia qualifizieren konnte. Ich gratuliere Markus Kessler zu seiner bemerkenswerten internationalen Ruderkarriere und bedanke mich für die jahrelange Zusammenarbeit. Sein Fokus richtet sich nun auf den beruflichen Werdegang, für welchen er sich während seiner Aktivzeit gut vorbereitet hat. Ich wünsche Markus Kessler in jeder Hinsicht alles Gute und freue mich, dass er dem Schweizer Rudersport und seinem Heimatverein Ruderclub Schaffhausen in neuer Rolle erhalten bleibt.»


Markus Kesslers persönliche Rücktrittserklärung:

«Nach 14 Jahren Einsatz im Schweizer Ruderverband und mit vielen tollen Erfahrungen im Rucksack gebe ich meinen Rücktritt vom internationalen Rudersport bekannt. Sportlich wie beruflich möchte ich mich neuen Herausforderungen stellen und diese Welt noch etwas mehr vom Land anstatt vom Wasser aus kennenlernen.

Dabei schaue ich gerne auf meine Zeit als Athlet und all die Lehren zurück, die ich daraus ziehen konnte. Als Junior durfte ich früh erfahren, wie die Sonnenseite des Rudersports aussehen kann. Die Zeit als U23 führte mir auf, wie viel harte Arbeit wirklich hinter dem Elite-Feld steckt. An den Olympischen Spielen in Rio wurde mir klar, dass ich mehr wollte, als ich mir bis dahin zutraute. Und die Spiele in Tokio zeigten, wie wichtig Geduld ist. Ich blicke zurück auf viele tolle Rennen vom Einer bis zum Achter, als Ersatzmann oder Bugmann, über Riemen und Skull hinweg. Ich bin dankbar für jede Bekanntschaft, die ich auf diesem Weg machen durfte und freue mich auf jedes Wiedersehen, welches daraus resultieren wird.

In Zukunft wird man mich wahrscheinlich an nationalen Regatten mit dem Ruderclub Schaffhausen antreffen oder mich beim Training in der Box des Crossfit Pilatus erwischen. Weiter werde ich im Feld der Informatik tätig sein und somit eine weitere Leidenschaft zum Beruf machen.

Ich möchte mich herzlichst für die Unterstützung aller bedanken, die mich auf meiner Reise begleitet haben. Ganz besonderen Dank gilt dabei meinem Heimclub, dem RC Schaffhausen, welcher mir auch finanziell immer den Rücken stärkte. Auch meiner Familie, meinen Liebsten und meinen Freunden, die von Anfang an mit dabei waren, möchte ich meinen Dank aussprechen.

Sollte etwas von mir in der Ruderwelt zurückbleiben, dann der Mut, dass auch der Junge, der im Turnunterricht zuletzt gewählt wird, von Olympischen Spielen träumen darf.»


Markus


07.07.2022 / vdg