«Leichtgewichtsrudern bleibt vier weitere Jahre olympisch»

«Leichtgewichtsrudern bleibt vier weitere Jahre olympisch»

Artikel - «Leichtgewichtsrudern bleibt vier weitere Jahre olympisch»

Das Eventprogramm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ist bekannt.

Eher überraschend bleibt das Leichtgewichtsrudern für vier weitere Jahre olympisch. Die Hintergründe liegen in der COVID-19 Pandemie und den Kosteneinsparungen beim französischen Organisationskomitee für Paris 2024. 

Das Executive Committee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat am 7. Dezember das Eventprogramm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris kommuniziert. Dabei hat das IOC mit seinen Entscheiden versucht, den Auswirkungen der Pandemie Rechnung zu tragen, Komplexität zu reduzieren und setzt nicht alles um, was in der Planung angedacht war. Verbandsdirektor Christian Stofer nimmt zu den Auswirkungen Stellung. 

Die wichtigsten Entscheide des IOC beinhalten:

  • Paris 2024 wird zu je 50% Startplätze für Frauen und Männer im Programm haben über alle Sportarten hinweg; 
  • Coastal Rowing soll erst per 2028 ins Olympiaprogramm aufgenommen werden, nicht bereits 2024; 
  • Der Leichtgewichtsdoppelzweier bei den Frauen und Männern verbleibt auch 2024 in Paris im olympischen Wettkampfprogramm; 
  • Das IOC limitiert die Teilnehmerzahl generell bei 10'500 Sportlerinnen und Sportlern; 
  • Neu aufgenommene Sportarten, wie Breakdance, Sportklettern, Skateboard und Surfen müssen personenmässig bei anderen Sportarten eingespart werden => anteilsmässig muss die Athletenzahl im Rudern um weitere 24 Teilnehmende gekürzt werden. 

Christian Stofer, Leichtgewichte haben ab sofort eine Perspektive für die nächsten vier Jahre. Wie sehr ist das aus Schweizer Sicht Good News? 

SWISS ROWING hat sich immer auf internationaler Ebene für das Leichtgewichtsrudern eingesetzt. Zudem haben wir talentierte junge Ruderinnen und Ruderer, welche 2024 im besten Performance-Alter sein werden. In diesem Sinne ist es eine etwas überraschende Wende, andererseits aber auch ein Steilpass, den wir gerne aufnehmen. In den letzten Jahren wurde massiv Druck auf die Leichtgewichtskategorien aufgebaut. Ich erachte es auch als einen Akt der Fairness des IOC, die beiden Leichtgewichts-Events im Olympiaprogramm zu belassen. Der «Worst Case» ist nicht eingetroffen, dass der Rudersport von 14 auf 12 Medaillenentscheidungen zurückfallen könnte. 

Coastal Rowing wird in Paris hingegen noch keine Olympiadisziplin sein. Wie gross ist die Erleichterung seitens SWISS ROWING?

Wir sind bei SWISS ROWING in den Startlöchern, das «Coastal Rowing» aufzubauen. Der Vorstand hat «Coastal Rowing» als strategische Initiative in der Verbands-Strategie 2021-2024 festgeschrieben. In diesem Sinne bekommen wir nun einfach zusätzliche Zeit, dies einerseits konzeptionell und strukturell zu designen und andererseits an Wettkämpfen Erfahrungen zu sammeln sowie auch Regatten zu organisieren. Es ist noch immer etwas diffus, da nicht bestimmt ist, ob das Langstreckenrennen oder der Beach Sprint als olympische Disziplin gelten soll. Diese beiden Formate stellen komplett andere Anforderungen an die Athleten/-innen und das Training. Der erste Druck entfloh aus dem System bereits mit der Verschiebung der Youth Olympic Games (YOG) Dakar um vier Jahre ins Jahr 2026. An den YOG Dakar wird Rudern als «Coastal Rowing» ausgetragen. Der Vorstand SWISS ROWING wird sich aber mit der Thematik erneut auseinandersetzen.  

Kopfzerbrechen bereitet dem Verband aber die Limitierung der Teilnehmenden und die Kompensation von 24 Ruderinnen und Ruderern. Was muss man sich darunter genau vorstellen?

Die Teilnehmerzahl pro Sportart ist durch das IOC kontingentiert. Es drängen immer neue Sportarten ins Olympiaprogramm, und die Spiele können nicht ins Unermessliche wachsen. Dass der Rudersport wiederum Startplätze abgeben muss, war leider zu erwarten. Dass es «nur» 24 Athletenplätze sind, erachte ich eher als positiv. Andere Sportarten, wie beispielsweise das Gewichtheben, hat es stärker getroffen. Dennoch schmerzt jeder Verlust von Startplätzen und es wird weitere harte Entscheidungen geben, bei welchen Bootsklassen letztlich reduziert werden. In den letzten Jahren waren es immer die Vierer, zuerst der Doppelvierer, danach auch der Vierer-ohne, welche Federn lassen mussten. Der Entscheid wird letztlich beim Council von World Rowing liegen. Es wurde uns versprochen, dass sich die Nationalen Verbände in dieser Thematik einbringen können. 

Welche konkreten Auswirkungen dürfte diese Reduktion von 24 Startenden auf das Schweizer Ruderkader haben?

Eine Aussage auf diese Frage wäre rein spekulativ. Sicher ist, dass man schlicht und einfach konkurrenzfähig sein muss, um an der WM 2023 einen Olympia-Startplatz zu ergattern. Seit 1996 wurde es alle vier Jahre anforderungsreicher. Es ist vergleichbar wie beim Hochsprung. Die Latte wird alle vier Jahre etwas höher aufgelegt. Darauf kann und muss man sich vorbereiten. SWISS ROWING verfügt über einen talentierten Nachwuchspool, sowohl bei den Frauen wie auch bei den Männern. Wir haben die ersten Trainingsgruppen hinsichtlich Paris 2024 bereits seit einigen Wochen im Training. 

Link zum Statement WORLD ROWING 

Link zur Information IOC


Interview: Jolanda van de Graaf