Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die Schweiz an der U23-EM

Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die Schweiz an der U23-EM

Artikel - Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die Schweiz an der U23-EM

Aurelia-Maxima Janzen und Kai Schätzle gewannen beide im Skiff EM-Silber. Die U23-Weltmeisterinnen im Doppelvierer (Célia Dupré, Lisa Lötscher, Nina Wettstein, Salome Ulrich) ruderten heute zur Silbermedaille. Bronze holten Raphaël Ahumada / Gian Struzina im BLM2x.

Bildergalerie U23-EM Kruszwica, 05.09.2021 (Fotograf: Detlev Seyb)

(05.09.2021) Die Blicke richteten sich auch heute wieder auf die ausgesprochen talentierte Aurelia-Maxima Janzen, 17 Jahre alt und aktuelle Junioren-Weltmeisterin und Vize-Weltmeisterin bei der U23. Dass sie im Vorlauf vom Samstag nicht dominiert und sich erst über den Hoffnungslauf für den A-Final qualifiziert hatte, kam für einige darum überraschend. Auch im heutigen Finalrennen liess die junge Bernerin den Booten aus Rumänien, Spanien und Tschechien vorerst den Vortritt und lag auf dem vierten Zwischenrang. Auf dem letzten Streckenviertel aber drehte Aurelia-Maxima Janzen auf, liess zuerst die Spanierin hinter sich, um dann auf den letzten Rennmetern auch noch an der Tschechin vorbeizuziehen. An der Spitze ruderte die Rumänin Simona Radis in neuer U23-Weltbestzeit zum Sieg, ihres Zeichens Olympiasiegerin im Doppelzweier. Die nicht mal vier Sekunden Rückstand der 17-jährigen Schweizerin auf diese Weltbestzeit sind ein erneutes Spitzenresultat und ein Versprechen für die Zukunft. 

Kai Schätzle auch solo erfolgreich
Herausragend war auch die Konstanz und Leistung von Kai Schätzle im Männereiner. Einzig dem Bulgaren Emil Neykow, amtierender U23-Weltmeister in dieser Bootsklasse, musste er sich an dieser Europameisterschaft beugen, denn sowohl den Vorlauf als auch den Halbfinal am heutigen Vormittag hatte der Luzerner souverän gewonnen. Wenn einer aus der Not eine Tugend machen kann, dann wohl Kai Schätzle. Mit Tim Roth zusammen hatte er im Doppelzweier vor zwei Monaten Bronze an der U23-WM gewonnen. Mittlerweile weilt sein Ruderpartner studienhalber im Ausland. Schätzles erfolgreicher internationaler Abstecher in den Männereiner könnte entsprechend nicht sein letzter gewesen sein. Mit der heutigen Silbermedaille realisiert Kai Schätzle sein persönliches Bestergebnis an einer internationalen Meisterschaft nach Bronzemedaillen jeweils im Doppelzweier in den Jahren 2019 und 2021. 

Frauen-Doppelvierer: Nach WM-Gold jetzt EM-Silber
Erneut aufs Podest und zu EM-Silber ruderten heute die amtierenden U23-Weltmeisterinnen im Doppelvierer, Célia Dupré, Lisa Lötscher, Nina Wettstein und Salome Ulrich. Russland, das an der U23-WM als fünftplatziertes Boot noch ohne Medaille geblieben war, setzte sich im heutigen Finalrennen direkt an die Spitze. Die Schweizer Crew positionierte sich zwei Sekunden dahinter auf Lauerstellung. Bis zur Streckenhälfte ging der zweite Zwischenrang kurzzeitig an Polen über, was die Schweizerinnen zu kontern wussten. Sie drehten auf den zweiten Streckenhälfte auf, liessen Polen hinter sich und sicherten sich souverän Silber, während Russland heute nicht zu schlagen war.

Ahumada / Struzina: Um einen Wimpernschlag die Silbermedaille preisgegeben
Nachdem Raphaël Ahumada und Gian Struzina an der U23-WM noch unter ihrem Wert geschlagen worden waren (WM-6.), zogen die beiden Heisssporne ihre Lehren. Heute stachen die beiden zwar rasch ins Rennen und setzten sich in der vorderen Hälfte des Teilnehmerfeldes fest. Sie sparten indessen ihre Körner für unangenehme Überraschungen, die unweigerlich kommen sollten. Belgien führte unangefochten. Zwischen der Türkei, Polen und der Schweiz entwickelte sich ein Sesseltanz um die beiden verbleibenden Podestplätze.  Ahumada / Struzina behielten die Nerven und die Oberhand. Sie ruderten 300 Meter vor dem Ziel einer vermeintlich sicheren Silbermedaille entgegen. Die Türken aber mobilisierten ihre letzten Reserven und legten scharf an Tempo zu. Die Schweizer konterten mit letzter Kraft und mussten die EM-Silbermedaille schliesslich doch noch hergeben. Die Auswertung des Zielfilms musste über Silber und Bronze entscheiden. Um eine Bugballlänge oder um 0,02 Sekunden wurden sie von der Türkei auf den Bronzeplatz verwiesen. Für beide Athleten ist dies der erste Medaillengewinn an einer internationalen Meisterschaft.

Weitere vier Schweizer Boote unter den besten Sechs
Den ersten A-Final des Tages mit Schweizer Beteiligung hatte Olivia Nacht im Leichtgewichtseiner bestritten. Sie lag früh auf dem vierten Zwischenrang und machte sich auf der zweiten Streckenhälfte daran, die Lücke zu den Podestplätzen zu schliessen. Dies gelang ihr fast, aber der eindrückliche Endspurt reichte trotzdem nicht mehr für Bronze. Der auf dem ersten Streckenviertel eingehandelte Rückstand war zu gross. 

Auch das Tessiner Powerduo Olivia Negrinotti / Nimue Orlandini belegte im Doppelzweier den vierten Rang. Sie lieferten sich im Mittelteil einen sehenswerten Schlagabtausch mit dem Boot aus Belgien um den vierten Rang, den die Schweizerinnen gewannen. Die Lücke aber zu den Podestplätzen war zu gross, als dass sie diese noch hätten schliessen können. Der Sieg ging an Griechenland, vor Rumänien und Litauen.

Genau wie im gestrigen Hoffnungslauf gelang dem Vierer-ohne mit Schlagmann Maurin Lange, Patrick Brunner, Dominic Condrau und Nils Schneider auch im heutigen A-Final eine starke zweite Rennhälfte. Schade, dass relativ früh im Rennen der Kontakt zum Mittelfeld abgerissen war. Den Anschluss nochmals herzustellen war nicht mehr möglich. Mit dem 5. EM-Rang gelang dem Boot indessen eine Steigerung verglichen zum 9. Rang an der U23-WM. 

Sechster wurde schliesslich der Doppelzweier mit Luis Schulte und Bojan Reuffurth. Während vorneweg die Briten das Tempo machten und die griechischen Verfolger mit Technik und Rhythmus abschüttelten, fand sich das Schweizer Boot schon auf der ersten Streckenhälfte im hinteren Teil des Feldes wieder, wo es sich mit den Litauern ein Bug-an-Bug-Rennen lieferte. Der Versuch der Schweizer aber, sich am litauischen Boot vorbeizuschieben, gelang nicht. So blieb es beim 6. EM-Rang für diese neue Schweizer Doppelzweier-Kombination. Die Finalqualifikation ist ein Achtungserfolg.


Resultate vom Sonntag, 05.09.2021

Frauen:
Einer (BW1x)
A-Final
1. Simona Radis (ROU) 7:26.39 (neue U23-Weltbestzeit); 2. Aurelia-Maxima Janzen (SUI) 7:30.34; 3. Anna Santruckova (CZE) 7:32.76 ; 4. Esther Briz Zamorano (ESP) 7:37.55; 5. Linda de Filippis (ITA) 7:49.75; Orsolya Benda (HUN) 7:55.27

Einer Leichtgewichte (BLW1x)
A-Final
1. Lara Tiefenthaler (AUT) 7:46.37; 2. Olivia Bates (GBR) 7:46.93; 3. Eleni Marina Leventelli (GRE) 7:47.77; 4. Olivia Nacht (SUI) 7:48.97; 5. Veronika Cinkova (CZE) 7:56.03; 6. Annie Nyman (SWE) 8:11.36

Doppelzweier (BW2x)
A-Final
1. Evangelia Fragkou / Evangelia Anastasiadou (GRE) 6:55.94; 2. Alexandra Ungureanu / Cristina Druga (ROU) 6:57.10; 3. Dovile Rimkute / Martyna Kazlauskaite (LIT) 6:58.44; 4. Olivia Negrinotti / Nimue Orlandini (SUI) 7:03.66; 5. Caitlin Govaert / Mazarine Guilbert (BEL) 7:08.25; 6. Johanna Kristoff / Tabea Minichmayr (AUT) 7:11.58

Doppelvierer (BW4x)
A-Final
1. Russland 6:25.06; 2. Schweiz (Célia Dupré, Lisa Lötscher, Nina Wettstein, Salome Ulrich) 6:29.67; 3. Polen 6:32.06; 4. Rumänien 6:35.03; 5. Tschechien 6:37.00; 6. Weissrussland 6:41.06

Männer
Einer (BM1x)
A-Final 
1. Emil Neykow (BUL) 6:52.23; 2. Kai Schätzle (SUI) 6:54.57; 3. Piotr Plominski (POL) 6:56.05; 4. Filip-Matej Pfeifer (SLO) 7:05.23; 5. Hamza Mert Avunduk (TUR) 7:11.70; 6. Ivan Corsunov (MDA) 7:14.31
Halbfinal
1. Kai Schätzle (SUI) 7:02.10 (=> A-Final); 2. Ivan Corsunov (MDA) 7:03.45; 3. Filip-Matej Pfeifer (SLO) 7:05.02; 4. Mikhail Kushteyn (EST) 7 :08.84; 5. Bence Szklenka (HUN) 7:09.35; 6. Alon Gibor (ISR) 7:28.94

Doppelzweier (BM2x)
A-Final

1. Callum Dixon / Nathan Hull (GBR) 6:15.06; 2. Christos Stergiakas / Iasonas Exarchou (GRE) 6:19.27; 3. Yahor Shliupski / Ivan Brynza (BLR) 6:21.88; 4. Alexandr Bulat / Alexandru Masnic (MDA) 6:24.42; 5. Domantas Marocka / Paulius Cernevicius (LIT) 6:30.34; 6. Luis Schulte / Bojan Reuffurth (SUI) 6:32.55

Doppelzweier Leichtgewichte (BLM2x)
A-Final
1. Tibo Vyvey / Marlon Colpaert (BEL) 6:17.42; 2. Sefik Cakmak / Enes Gok (TUR) 6:21.87; 3. Raphaël Ahumada / Gian Struzina (SUI) 6:21.89; 4. Lukasz Piasecki / Jakub Byczek (POL) 6:22.99; 5. Vasco Bessa / Paulo Fidalgo (POR) 6:25.64; 6. Matteo Tonelli / Giulio Acernese (ITA) 6:34.00

Vierer ohne Steuermann (BM4-)
A-Final
1. Rumänien 5:58.98; 2. Polen 6:01.23; 3. Weissrussland 6:02.20 4. Italien 6:04.60; 5. Schweiz (Maurin Lange, Patrick Brunner, Dominic Condrau, Nils Schneider) 6:09.36; 6. Griechenland 6:10.33


05.09.2021/vdg