Beide Schweizer Doppelvierer mit Vorlaufsieg im A-Final

Beide Schweizer Doppelvierer mit Vorlaufsieg im A-Final

Artikel - Beide Schweizer Doppelvierer mit Vorlaufsieg im A-Final

Die jungen Crews der Schweizer Grossboote sorgen in Polen für Aufsehen. Beide Doppelvierer qualifizierten sich per Vorlaufsieg direkt für den A-Final vom Sonntag. Sechs weitere Schweizer Boote kämpfen am Samstag um den Einzug in die Weltcup-Finals.

Dazu gehören auch Frédérique Rol und Patricia Merz im Leichtgewichts-Doppelzweier, die sich bei ihrem ersten Rennen seit den Olympischen Spielen in Tokio ebenfalls mit einem Vorlaufsieg für den Halbfinal qualifizierten. 


Bildergalerie Weltcup Poznan, Freitag, 17.06.2022 (Fotograf: Detlev Seyb)


Aufgrund des grossen Meldeergebnisses hatten die ersten Vorläufe bereits am Donnerstagvorabend bei Schiebewind stattgefunden. Diese Windbedingungen setzten sich beim offiziellen Rennstart am Freitag fort, was die Rennen auf dem Maltasee in Poznan technisch anspruchsvoll, aber schnell machte.

Der erste Schweizer Vorlaufsieg des Tages ging auf das Konto von zwei Leichtgewichten im Doppelzweier. Die Rückkehrerinnen auf das internationale Ruderparkett, Frédérique Rol und Patricia Merz, setzten bei ihrem ersten internationalen Rennen seit den Olympischen Spielen in Tokio ein markantes Ausrufezeichen. Mit ihren Tausenden von gemeinsamen Ruder-Kilometern wussten die beiden heute exakt, wie sie das Rennen bestreiten wollten. «Unser Vertrauen in die gemeinsame Erfahrung hat uns die nötige Ruhe gegeben, um unter diesen Bedingungen zu rudern», erklärte Frédérique Rol. Bei Streckenhälfte führte das Duo bereits vor dem Boot aus Österreich. Auf den zweiten 1000 Metern konnten die Schweizerinnen ihre Konkurrenz stets auf sicherer Distanz halten und feierten einen deutlichen Sieg. «Das Rennen hat uns das Gefühl für das internationale Niveau zurückgebracht und uns einen ersten Eindruck vermittelt, wo wir stehen und woran wir arbeiten müssen», freut sich Frédérique Rol auf den Halbfinal.  

Beide Doppelvierer mit Vorlaufsieg im A-Final
Für Aufsehen sorgten heute insbesondere die beiden Schweizer Grossboote. Eine Augenweide war der Start-Ziel-Sieg des Frauen-Doppelvierers mit Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich und Célia Dupré. Das Boot mit drei amtierenden U23-Weltmeisterinnen an Bord ruderte über die gesamte Strecke wie aus einem Guss, mit einem beeindruckenden Rhythmus und liess damit Rudernationen wie Frankreich, Australien, Deutschland und Neuseeland hinter sich. «Nach der langen Anreise und in neuer Besetzung hat es beim ersten Training ein wenig gedauert, bis wir uns gefunden haben», erklärte Schlagfrau Pascale Walker nach dem Rennen. «Heute Morgen aber waren wir alle bereit und motiviert alles zu geben.» Die Schweizerinnen nutzten den Schiebewind geschickt aus und liessen das Boot sauber laufen. Im Ziel hatten sie ihren Vorsprung auf mehr als eine offene Bootslänge ausgebaut. Das macht natürlich Lust auf mehr. Pascale Walker: «Wir möchten im A-Final unser heutiges Rennen bestätigen und noch einen Gang höher schalten. Wir werden so weit nach vorne rudern, wie es geht - wir haben nichts zu verlieren.» 

Der Vorlaufsieg des Männer-Doppelvierers mit Kai Schätzle, Patrick Brunner, Nils Schneider und Dominic Condrau war nicht weniger beeindruckend. Die Schweizer wussten mit Kampfgeist zu beeindrucken und liessen erneut spüren, auf welch hoher Intensität sie eine Top-Leistung abrufen können. Den schnellsten Start erwischte zwar das Boot aus Deutschland, wobei die Schweizer Crew bereits bei der 500-Meter-Marke gleichauf lag und bis zur Streckenhälfte die Führung übernahm. Auf der zweiten Streckenhälfte erwies sich der Lokalmatador Polen als hartnäckiger Mitbewerber um den Vorlaufsieg, denn als Trophäe winkte der direkte Einzug in den A-Final. Bug an Bug ging es über die Strecke. Nur 0,30 Sekunden trennten die Schweiz und Polen bei der 1500-Meter-Marke. «Wir haben uns grösstenteils an den Rennplan gehalten», fasste Patrick Brunner zusammen. Das Stehvermögen auf dem letzten Streckenviertel musste entscheiden. «Den Schlussspurt sagte Dominic dann etwas früher als sonst an, damit wir den Vorlaufsieg ins Trockene rudern konnten.» Die Schweizer behielten das bessere Ende für sich, qualifizierten sich direkt für den A-Final und verwiesen Polen um 0,49 Sekunden in den Hoffnungslauf. «Dieses Rennen gibt uns viel Selbstvertrauen für den Final am Sonntag, wo wir uns im Vergleich zu Belgrad deutlich steigern wollen.»

Männer-Leichtgewichts-Doppelzweier: Struzina / Schäuble als Zweitplatzierte direkt im Halbfinal
Wenig deutete bei der direkten Halbfinal-Qualifikation des Leichtgewichts-Doppelzweiers darauf hin, dass Andri Struzina und Jan Schäuble heute ihr erstes gemeinsames Rennen seit einem Jahr ruderten. Struzina hatte im Frühjahr eine Rippenverletzung erlitten und die Ausscheidungsrennen im März verpasst. Wieder genesen und fit, nahm er auf diese Weltcup-Regatta hin für den erkrankten Raphaël Ahumada im Boot Platz. Es galt zu zeigen, dass das Siegerboot des Weltcups in Belgrad auch mit ihm stark unterwegs ist. «Der Wiedereinstieg ist gelungen», bilanzierte Andri Struzina nach dem heutigen Vorlauf. Nach dem Start lagen die Schweizer auf dem dritten Zwischenrang hinter den Schnellstartern Japan und Frankreich. Auf der zweiten Streckenhälfte klemmten sie sich an die Fersen der starken Ukrainer, die vom vierten Zwischenrang kommend Boot um Boot überholten. Die Ukrainer übernahmen 500 Meter vor dem Ziel die Führung und gaben sie nicht mehr ab. Die Schweizer belegten den zweiten Rang, was aber immer noch den direkten Einzug in den Halbfinal vom Samstag bedeutete. Andri Struzina: «Wir haben noch Luft nach oben. Wir können uns in der Start- und Schlussphase noch verbessern und zudem noch besser fokussieren.» 

Mit einer grossen Portion Kampfgeist ergatterten sich Nina Wettstein und Fabienne Schweizer im Vorlauf des Frauen-Doppelzweiers hinter Irland und Deutschland die direkte Halbfinal-Qualifikation. Damit bestand Nina Wettstein, U23-Weltmeisterin im Doppelvierer, heute ihre Premiere und Feuertaufe in der Elite-Kategorie. Nicht weniger Biss bewiesen Jonah Plock und Maurin Lange im Zweier ohne Steuermann. Sie feierten in ihrem Hoffnungslauf bei gerade für diese Bootsklasse anspruchsvollen Bedingungen einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg vor dem zweiten US-Boot und Frankreich und qualifizierten sich hochverdient für den Halbfinal. Olivia Nacht verpasste im Leichtgewichtseiner den direkten Einzug in den A-Final, kann sich aber am Samstagmorgen über den Hoffnungslauf für diesen qualifizieren. Pech hatte indessen Scott Bärlocher im Hoffnungslauf des Männereiners. Er lag lange auf dem zweiten Zwischenrang und war auf bestem Weg in den Halbfinal, als er 50 Meter vor dem Ziel im Schlussspurt einen Krebs fasste, gefolgt von einem Krampf an den Hamstrings. Er rudert am Samstag im C-Final. 

Jeannine Gmelin mit verdientem Ruhetag nach dem Vorlaufsieg am Donnerstag
Bereits am Donnerstag hatten die Vorläufe im Einer stattgefunden. Bei ihrer Rückkehr auf die internationale Ruderbühne hat Jeannine Gmelin mit dem Vorlaufsieg und der damit verbundenen direkten Halbfinal-Qualifikation einen standesgemässen Einstand gegeben. So locker wie das Resultat tönt, war der Vorlauf indessen nicht. «Die Bedingungen waren anspruchsvoll und ich fand nicht so recht ins Rennen», fasst Jeannine Gmelin ihren Vorlauf zusammen. «Daher habe ich nicht auf Biegen und Brechen etwas versucht, sondern blieb geduldig mit mir selbst.» Erst auf den letzten 500 Metern gelang es ihr, sich an der Tschechin Lenka Antosova vorbeizuschieben. Der Vorsprung im Ziel: 0,15 Sekunden. «Ich habe mich auf jeden Schlag konzentriert und konnte schliesslich das bessere Ende für mich gewinnen.»


Das Zitat von Frédériqe Rol auf Französisch:
«Nous avons confiance en notre expérience commune et cela nous a donné le calme nécessaire pour ramer dans ces conditions. La série nous a permis de retrouver les sensations du niveau international et nous a donné un premier aperçu d'où nous nous situons et de quoi travailler.»


Resultate Weltcup Poznan vom Donnerstag, 16.06., und Freitag, 17.06.2022

Frauen

Einer (W1x)
Vorlauf 16.06.
1. Jeannine Gmelin 07:31.83 (=> Halbfinal); 2. Lenka Antosova (CZE) 07:31.97; 3. Charlotte Spence (NZL1) 07:44.73; 4. Audrey Feutrie (FRA) 07:53.79; 5. Kirstyn Goodger (NZL2) 07:55.61

Doppelzweier (W2x)
Vorlauf
1. Zoe Hyde / Sanita Puspure (IRL) 06:56.14; 2. Sophie Leupold / Frauke Hundeling (GER) 06:59.65; 3. Nina Wettstein / Fabienne Schweizer (SUI) 07:00.89 (=> Halbfinal); 4. Shiho Yonekawa / Ayami Oishi (JPN1) 07:01.51; 5. Kana Nishihara / Haruna Sakakibara (JPN2) 07:13.54

Doppelvierer (W4x)
Vorlauf
1. Schweiz (Pascale Walker, Lisa Lötscher, Salome Ulrich, Célia Dupré) 06:18.07 (=> A-Final); 2. Frankreich 06:21.19; 3. Australien 06:22.55; 4. Deutschland 06:24.70; 5. Neuseeland 6:28.26

Einer Leichtgewichte (LW1x)
Vorlauf
1. Georgia Nesbitt (AUS) 07:39.85; 2. Jill Moffatt (CAN1) 07:43.59; 3. Olivia Nacht (SUI) 07:47.21 (=> Hoffnungslauf); 4. Syham Abid (HUN) 07:58.15; 5. Nuntida Krajangjam (THA) 08:07.68

Doppelzweier Leichtgewichte
Vorlauf
1. Frédérique Rol / Patricia Merz (SUI) 07:01.89 (=> Halbfinal); 2. Valentina Cavallar / Lara Tiefenthaler (AUT) 07:06.47; 3. Kristyna Neuhortova / Veronika Cinkova (CZE) 07:09.60; 4. Maia Emilie Lund / Oda Aagesen (NOR) 07:10.65 ; 5. Emi Hirouchi / Chiaki Tomita (JPN1) 07:17.29

Männer

Einer (M1x)
Vorlauf 16.06.
1. Melvin Twellaar (NED) 06:54.75; 2. David Bartholot (AUS2) 07:00.55; 3. Sam Marsh (AUS1) 07:08.24; 4. Scott Bärlocher (SUI) 07:15.08 (=> Hoffnungslauf); 5. Andre Pinto (POR) 07:19.60
Hoffnungslauf
1. Bastian Secher (DEN) 06:58.11; 2. Mohamed Taieb (TUN) 07:05.52; 3. Scott Bärlocher (SUI) 07:17.46 (=> C-Final); 4. Norberts Dulbinskis (LAT) 07:31.89; DNS Prem Nampratueng (THA)

Zweier ohne Steuermann
Vorlauf 16.06.
1. Thomas Mackintosh / Matt Macdonald (NZL) 06:28.47; 2. Ryuta Arakawa / Yoshihiro Otsuka (JPN1) 06:31.28; 3. Jonah Plock / Maurin Lange (SUI) 06:32.07 (=> Hoffnungslauf); 4. Bela Simon / Adrian Juhasz (HUN) 06:40.13; 5. Yincen Meng / Lu Sun (CHN1) 06:43.59; 6. Takumi Shiga / Sho Fukuta (JPN2) 06:46.16
Hoffnungslauf
1. Jonah Plock / Maurin Lange (SUI) 06:30.89 (=> Halbfinal); 2. Andrew Leroux / Michael Clougher (USA2) 06:34.62; 3. Florian Ludwig / Armand Pfister (FRA2) 06:37.17; 4. Takumi Shiga / Sho Fukuta (JPN2) 06:42.82; 5. Kostiantyn Musiienko / Pavlo Doshchenko UKR) 06:45.22

Doppelvierer
Vorlauf
1. Schweiz (Kai Schätzle, Patrick Brunner, Nils Schneider, Dominic Condrau) 05:46.11 (=> A-Final); 2. Polen 1 05:46.60; 3. Estland 05:52.34; 4. Deutschland 05:57.29; 5. Indien 05:59.82; 6. Tschechien 2 06:01.19

Doppelzweier Leichtgewichte
Vorlauf
1. Stanislav Kovalov / Igor Khmara (UKR) 06:23.21; 2. Andri Struzina / Jan Schäuble (SUI) 06:23.92 (=> Halbfinal); 3. Baptiste Savaete / Pierrick Verger (FRA2) 06:29.40; 4. Naoki Furuta / Mitsuo Nishimura (JPN2) 06:30.54; 5. Oskar Soedal / Jens Holm (NOR) 06:30.54


Startzeiten Schweizer Boote am Samstag, 18.06.2022

10.00h M1x; Scott Bärlocher; C-Final 
10.25h LW1x; Olivia Nacht; Hoffnungslauf 
10.55h M2-; Jonah Plock / Maurin Lange (Halbfinal)
11.00h W2x; Nina Wettstein / Fabienne Schweizer (Halbfinal)
11.35h W1x; Jeannine Gmelin (Halbfinal)
11.55h LW2x; Frédérique Rol / Patricia Merz (Halbfinal)
12.00h LM2x; Andri Struzina / Jan Schäuble (Halbfinal)


17.06.2022 / vdg / 18.20h